Man kann nicht sagen, dass Tarmo Peltokoski in Bremen ein Unbekannter ist. Der 21-jährige Finne hat schon ein paar Mal die Glocke aufgemischt, und zwar am Pult der Deutschen Kammerphilharmonie. Im Juni 2021 stand er, nachdem er bei einem Dirigier-Wettbewerb des Ensembles aufgefallen war, zum ersten Mal bei einem Konzert vor dem Orchester. Am 4. Oktober schloss sich ein Konzert in Danzig an.
Ende Januar 2022 trat Peltokoski zum dritten Mal mit dem Ensemble auf; da sprang er für den erkrankten Antti Tikkanen ein und jazzte mit dem Pianisten Iiro Rantala am Flügel – wie Rantala hat Tarmo Peltokoski ein Faible fürs Improvisieren und für das Komische in der Musik.
Die Kammerphilharmoniker waren mittlerweile so angetan von dem jungen Mann, dass sie eigens für ihn die Position Principal Guest Conductor erfanden – er ist also ein fester Gastdirigent; Chefdirigent Paavo Järvi ist sein Mentor. Übersetzt heißt das: Tarmo Peltokoski ist Mitglied der Familie geworden. Auch Anfang April sollte er das Orchester dirigieren, sogar unter dem auf ihn zugeschnittenen Motto "Rising Star" (aufgehender Stern). Doch eine Corona-Infektion kam einen Tag zuvor dazwischen. Die Kammerphilharmoniker machten das, was sie auch gut können: Ein Programm spielen ohne den Mann oder die Frau am Pult.
Nun ist es Sommer, sogar "Sommer in Lesmona", und Tarmo Peltokoski ist zurück in Bremen. Am kommenden Freitag, 17. Juni, wird er die "Bremer Freitagnacht" bei der dreitägigen Veranstaltung in Knoops Park dirigieren. Auf dem Programm stehen unter dem Motto "Leidenschaftlich" Werke aus verschiedenen Opern, Solisten sind die Sopranistin Chen Reiss und der Tenor Tuomas Katajala.
Gerahmte Fotografie auf dem Flügel
Fragt man Tarmo Peltokoski nach seinen Vorbildern, spricht er über finnische Dirigenten, "weil sie alle unterschiedlich sind, keiner klingt wie der andere". Das strebe er auch an, sagt er, "ich möchte mein eigenes Ding machen". Das war wohl schon immer so.
Mit elf Jahren habe er beschlossen, "dass Wagner in meinem Leben eine wichtige Rolle spielen würde", sagte er in einem früheren Gespräch dem WESER-KURIER. Auf seinem Flügel zu Hause stehe eine gerahmte Fotografie des Bayreuther Meisters. Und eine von Mozart - "die beiden sind meine Hausgötter", sagt Peltokoski und muss selbst über diese Aussage lächeln. Mit 14 Jahren begann er sein Studium, er ist ein ausgezeichneter Pianist, ist mit allen bedeutenden finnischen Orchestern aufgetreten und wurde 2018 "Junger Musiker des Jahres" der Stiftung Pro Musica.
Seinen Liebling Richard Wagner hat er mit der Deutschen Kammerphilharmonie gleich bei seinem ersten Konzert gespielt: das "Siegfried-Idyll". Die Interpretation lobte Gerd Klingeberg in seiner Kritik in dieser Zeitung als ein "zumeist wohliges Schwelgen in verträumtem, einschmeichelnd zartflorigem Schönklang". Und er hob die präzise Ausführung sowie die subtile Akzentsetzung hervor. Darauf werden sich die Zuhörer beim abendlichen Picknick in Knoops Park am Freitag auch freuen können.