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Neustart mit mehr als 30 Premieren Theater Bremen stellt neues Programm vor

Das Theater Bremen will im September optimistisch und mit vollem Spielplan in die neue Spielzeit starten. Das Programm wird sich aus neuen Inhalten und verschobenen Produktionen zusammensetzen.
04.06.2021, 14:23 Uhr
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Von Simon Wilke Alexandra Knief

Das Theater Bremen hat am Freitagvormittag sein Programm für die kommende Spielzeit vorgestellt und blickte dabei optimistisch auf das kommende Jahr: „Wir hoffen, dass wir nach und nach für immer mehr Menschen öffnen und uns wieder näher kommen können“, so Intendant Michael Börgerding. Er hoffe auf eine Rückkehr zur Normalität spätestens im kommenden Jahr.

Ab dem 3. September wird im Theater wieder gespielt und die Verantwortlichen stellten direkt optimistisch ihren Plan für die gesamte Spielzeit vor – keine Einschränkungen, kein abgespecktes Programm. Auch Abos seien ab sofort wieder im Angebot.

Insgesamt setzt sich der neue Spielplan aus einer Mischung aus ganz neuen Stücken sowie einigen aufgeschobenen Programmpunkten, die im vergangenen Jahr bereits in den Startlöchern standen, aber coronabedingt nicht umgesetzt werden konnten, zusammen.

Starke Frauen im Schauspiel

Starke Frauen, Rache und und der Umgang mit Gerechtigkeit, das seien Themen, die im Schauspiel in der kommenden Spielzeit im Mittelpunkt stehen sollen, kündigte Stefan Bläske, Leitender Dramaturg im Schauspiel, am Freitag bei der Vorstellung des Programms im Theater Bremen an. Doch das ist noch lange nicht alles.

Den Auftakt in die Spielzeit stellt "Moby Dick oder der Wal" nach Herman Melville dar. Alize Zandwijk macht aus der Geschichte um Kapitän Ahab eine Geschichte über das Verhältnis von Mensch und Natur. Am 25. September steht die Uraufführung von "Milchwald" an, einem von Armin Petras inszenierten und von seinem Alter Ego Fritz Kater geschrieben Roadtrip, bei dem einige Bremer versuchen, eine Nachbarin vor der Abschiebung zu retten. Ab dem 2. Oktober verlegt Alize Zandwijk das Stück "Kasimir und Karoline" von Ödön von Horváth aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise in die Zeit der "Weltvirenkrise".

Felix Rothenhäusler schickt in "Revue. Das Sterben der Arten" ausgestorbene Tiere auf den Laufsteg (29. Oktober); ab dem 14. November zeigt das Theater Astrid Lindgrens "Ronja Räubertochter", das bereits für die aktuelle Spielzeit angedacht war. Die letzte Schauspielpremiere 2021 ist am 3. Dezember "Franziska. Ein modernes Mysterium" nach Frank Wedekind. Oft als "weiblicher Faust" beschrieben, geht die Protagonistin hier einen Pakt mit dem Teufel ein.

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Mit "Eileen" (21. Januar 2022) und dem verschobenen "Wüst oder Die Marquise von O... - Faster Pussycat! Kill! Kill" (Januar 2022) feiert Elsa-Sophie Jach gleich ein doppeltes Regie-Debüt am Theater Bremen. Ab dem 19. März erwartet das Publikum in Zusammenarbeit mit der Musiksparte "Erbarmen", eine Schauspielpassion nach Johann Sebastian Bach (Regie: Alize Zandwijk). Im März 2022 beschäftigt sich ein noch namenloses Stück von Felix Rothenhäusler mit Algorithmen und Künstlicher Intelligenz, ab Ende April steht "Woyzeck. Ein Singspiel für die, die nicht an die Macht wollen" auf dem Spielplan. Kurz danach soll mit "Leer/Stand - Der Brotladen oder: Wem gehört der Stadtraum?" ein Projekt außerhalb des Theaters starten. Zum Abschluss der Saison spielt das Theater im Juni 2022 "Drei Schwestern" von Anton Tschechow und "What we really really want" - ein humorvolles Stück zum Thema Elternschaft - von und mit Annemaaike Bakker und Sophie Krauss.

Yoel Gamzous letzte Spielzeit

Ein kleines bisschen fühlte sich der Ausblick auf den bevorstehenden Neustart am Freitag auch schon wie ein kleiner Abschied an. Denn: Für Generalmusikdirektor Yoel Gamzou wird die Spielzeit 2021/22 die letzte am Theater Bremen sein. Sein Vertrag läuft nach fünf Jahren aus. Doch zwei Premieren unter seiner Leitung stehen noch auf dem Programm und auch danach, so viel lässt Theaterintendant Michael Börgerding bereits durchscheinen, wird Gamzou gern gesehener Gast am Theater bleiben. Seinen Ausstand gibt er ab dem 9. April 2022 mit Leoš Janáceks Oper "Jenufa" (Regie: Armin Petras), einem harten Sozialdrama um menschliche Extremzustände. Am 4. Juni startet dann mit "Die Wellen", einer Oper von Elmar Lampson, Gamzous Abschiedsproduktion. "Diese Oper wollte ich schon viele Jahre lang machen", sagt er. 

Los geht es im Musiktheater aber - unter anderem nach der Wiederaufnahme des John-Lennon-Liederabends "Imagine" - bereits am 24. September mit der Premiere der Fabel "Das schlaue Füchslein" von Leoš Janácek unter der Regie von Tatjana Gürbaca. Marko Letonja, Generalmusikdirektor der Bremer Philharmoniker, gibt hierbei seinen Einstand am Pult des Theaters Bremen. 

Am 30. Oktober feiert Ulrike Schwab mit "Der Bajazzo (Pagliacci)", einer unglücklichen Dreiecksgeschichte von Ruggero Leoncavallo, ihr Regiedebüt am Theater. "Ich bin Carmen" (19. November, Regie: Paul-Georg Dittrich) verbindet die Geschichte der im Iran geborenen und in Deutschland ausgebildeten Mezzosopranistin Hasti Molavian mit Themen aus Georges Bizets Oper "Carmen".

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Mit etwas Verspätung soll es in der neuen Spielzeit (27. November) auch eine zweistündige Fassung von Mozarts "Die Zauberflöte" (Dirigat: Killian Farrell; Regie: Michael Talke) auf die Bühne des Theaters schaffen - mit "einem elfköpfigen Kammerorchester und frischem Blick auf Mozarts Meisterwerk", wie das Programmheft verspricht. Auch die bereits früher geplante Commedia lirica in drei Akten von Giuseppe Verdi, "Falstaff", wagt 2022 (29. Januar) einen neuen Anlauf.

Mit der Performance "Obsessions" (19. Februar 2022) und "Kitesh", einem Musiktheater über den Verlust von Utopien (7. Juli 2022) stehen zudem zwei Produktionen im Rahmen von "NOperas!", einer Initiative des Fonds Experimentelles Musiktheater auf dem Spielplan.

Erleichterung beim Tanz

Die Tanzsparte atmet auf. Zwar gab es auch in den vergangenen Monaten einige digitale Projekte, die laut Gregor Runge, der künstlerische Leiter Tanz am Theater Bremen ist, auch "interessante Fragen" aufgeworfen hätten, aber nun überwiegt sichtbar eines: Erleichterung. Endlich wieder Nähe und Berührungen. "Das ist ein surreales Gefühl, wir sind vielleicht mehr als jede andere Sparte darauf angewiesen, uns nah zu kommen. Das hat uns in den vergangenen Monaten schon schwer getroffen", sagte Runge bei der Vorstellung der neuen Stücke, die in der kommenden Spielzeit anlaufen werden.

Insgesamt vier Tanz-Produktionen werden dann zu sehen sein. Den Auftakt macht „Adrift/The Resonance“ am 1. Oktober mit Choreografien von Felix Landerer und Helge Letonja, den Gründern des Ensembles „Of Curious Nature“. Bei Landerer wird der Verlust von Stabilität und der Charakter des Chaos dargestellt, Letonja widmet sich der Beziehung zwischen Körper und Welt am Beispiel von Schwingungen und Resonanz.

Nur zwei Wochen später, am 15. Oktober, wird „(Little) Mr. Sunshine“ des Chefchoreografen des Theaters, Samir Akika, zu sehen sein. Darin setzt sich der siebenköpfige, ausschließlich männliche Cast mit der eigenen Biografie und ihrer Rolle als Performer auseinander. "Ein poetischer, surrealer Blick zurück", sagte Gregor Runge am Freitag über das Stück.

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In 2022 folgen zwei Arbeiten, die bislang noch keinen Titel haben und dementsprechend bisher jeweils nur als "Eine neue Arbeit" im Programm zu finden sind. Am 4. Februar feiert zunächst das Stück der ungarischen Choreografin Adrienn Hód Premiere. In Zusammenarbeit mit dem Ensemble von Unusual Symptoms werden zwölf Tänzerinnen und Tänzer mit und ohne Behinderungen "auf radikale Weise" normative Vorstellung von Tanz hinterfragen. Am 3. Juni dann wird der Auftakt eines Werks der US-amerikanischen Choreografin Faye Driscoll gezeigt.

Auch Driscoll wird mit Unusual Symptoms zusammenarbeiten und erstmals ein Stück in Europa produzieren. Sie sei bekannt dafür, die "Grenzen zwischen Tanz, Theater und Installation" aufzulösen. "Sie ist eine Künstlerin, die sich extrem dafür interessiert, wie sich Gesellschaft, wie sich Gemeinschaft formt", sagte Gregor Runge. "Das ist sicher etwas, auf das man extrem neugierig sein darf."

Ungewissheit bei der Jugend

Eine große Portion Sorge klang durch bei Moks-Leiterin Rebecca Hohmann, in ihrer Hinleitung zum neuen Spielplan. "Wir haben natürlich versucht, den Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen zu halten, aber bei vielen ist er auch verloren gegangen", fasste sie die Auswirkungen des Pandemiejahres zusammen. In welcher Verfassung die jungen Darstellerinnen und Darsteller (und wohl auch das entsprechende Publikum) nach dem Lockdown seien, könne man noch nicht absehen.

Eine der weniger dramatischen Folgen von Kontaktbeschränkungen ist wohl die Langeweile, die damit mitunter einher ging und geht. Sie wird aufgegriffen in der ersten Inszenierung des Regiekollektivs Arnold & Bianka, das sich aus vier Moks-Akteuren und Akteurinnen zusammensetzt. "Wie lange geht das noch?" (ab zwölf Jahren) feiert am 6. November seine Premiere. Die Spielzeit des Jungen Theaters wird allerdings ein anderes Stück eröffnen, "Finsta" (ab 14 Jahren) von den Jungen Akteuren, am 11. September. Christiane Renziehausen und Nora Strömer bearbeiten das Thema Authentizität im Zeitalter der sozialen Medien und werfen Fragen nach Persönlichkeit, Wahrheit und Freiheit im Netz auf. Es folgt "Wutschweiger" (ab acht Jahren) von Jan Sobrie und Raven Ruëll unter der Regie von Theo Fransz, den Moks-Chefin Rebecca Hohmann als "Anwalt der Kinder bezeichnet. Es feiert Premiere am 9. Oktober und widmet sich in poetischer und solidarischer Weise dem Thema Kinderarmut.

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Mit dem ersten Stück des neuen Jahres 2022 startet das Junge Theater am 5. März. „Titel ist (noch) offen“ ist von der Hamburger Tänzerin, Choreografin und Regisseurin Antje Pfundtner. Der Titel wird wohl so bleiben, das Thema steht noch nicht fest. Anders bei „Ellbogen“ (ab 14 Jahren) von Fatma Aydemir unter der Regie von Nathalie Forstmann, das am 23. April 2022 startet und sich einer jungen Frau widmet, die ein Leben zwischen Anpassung und Aufbegehren gegen elterliche und gesellschaftliche Erwartungshaltungen lebt. „C.L.I.C.K.“ (ab zehn Jahren) vom Regieteam Auftrag:Lorey untersucht ab dem 29. Mai 2022 die Beziehung junger Menschen zu Digitalität und Algorithmen. „Witches & Wizards“ (ab zwölf Jahren) vom Theaterkollektiv Vorschlag:hammer startet im Juli 2022 als Stadtteilprojekt in Hemelingen. Es soll magische, fantastische Orte im gesamten Stadtteil inszenieren.

Info

Das gesamte Programm der kommenden Spielzeit gibt es online unter www.theaterbremen.de.

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