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Entwurf für die Neuausrichtung in Bremen Wie die Weserburg Geld sparen will

Bremen. Die Standortfrage für die Weserburg ist seit Mitte Mai geklärt, das Gebäude auf dem Teerhof soll für sechs Millionen Euro saniert werden. Nun geht es um die Kernfrage, wie mehr Besucher angelockt werden können.
31.05.2013, 05:00 Uhr
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Wie die Weserburg Geld sparen will
Von Uwe Dammann

Bremen. Da die Standortfrage für die Weserburg seit Mitte Mai geklärt ist und das Gebäude auf dem Teerhof für sechs Millionen Euro saniert werden soll, geht es nun um die Kernfrage, wie mehr Besucher angelockt werden können, obwohl gleichzeitig im Etat 500.000 Euro pro Jahr eingespart werden müssen.

Grundsätzlich soll das mit einem neuen Konzept gelingen. Demnach möchte Museumschef Carsten Ahrens eine große Dauerausstellung einrichten, einen kleineren Bereich für Sonderausstellungen vorhalten und vor allem in die Vermittlung von Kunst investieren. "Das, was in klassischen Museen die Präsentation der eigenen Sammlung ist, ist im Falle der Weserburg die Präsentation von Werken aus den privaten Sammlungen", betont Ahrens. Um allerdings das Alleinstellungsmerkmal der Weserburg zu formulieren, müsse man auf neuem Terrain fündig werden.

Neue Sammlungen sollten deshalb längerfristig gebunden werden, um auch jene künstlerischen Tendenzen vorstellen zu können, über die das Museum derzeit noch nicht verfügt, beispielsweise Pop Art, heißt es in dem Papier. Um größere Besucherschichten stärker an das Haus zu binden, sollte die Weserburg auf den Bereich der Kunstvermittlung setzen. Bei den großen Einzelausstellungen soll es sich um "umfassende Präsentationen herausragender Künstler von internationalem Rang" handeln, so Ahrens.

Er möchte Einzelausstellungen mit Werken von Gerhard Richter, Robert Mapplethorpe oder Robert Longo konzipieren. Auch denkbar sei, zwei große Künstlerpersönlichkeiten wie beispielsweise Joseph Beuys und Andy Warhol pa-rallel beziehungsweise im Dialog zu zeigen. In den kleinen Sonderausstellungen will Ahrens besonders thematische Schauen konzipieren. Denkbar seien Einzelpräsentationen mit einem herausragenden Werk, wie beispielsweise "clock" mit Christian Marclay. Zu jeder Schau will Ahrens einen kleinen Ausstellungsführer – notfalls mit Bordmitteln – publizieren, "sozusagen als erster Halt des Besuchers". Weiter könnte als Mittel des Marketings eine vierteljährlich erscheinende Zeitung der Weserburg dienen. Das neunseitige Konzeptpapier, das der Museumsdirektor vorgelegt hat, wird vom Stiftungsrat der Weserburg mit Klaus Sondergeld an der Spitze, gut geheißen. "Das Papier ist im Stiftungsrat positiv aufgenommen worden", sagt Sondergeld.

Es sei ein gelungener Auftakt für weiterführende Diskussionen. Da im Etat des Museums 30 Prozent eingespart werden müssen, sei das Konzept eine gute Grundlage für die weitere Arbeit. Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz will sich noch nicht zu dem Entwurf äußern. "Das Papier liegt erst seit dieser Woche bei uns im Haus vor und wird geprüft", sagt Sprecher Heiner Stahn. Vorab werde man keinen Kommentar zu dem Konzept abgeben.

Massive Kritik kommt dagegen von dem Kunstsammler Rik Reinking aus Hamburg. Der in Oldenburg aufgewachsene Kurator und Kunstmäzen verfügt über eine Sammlung mit Werken von über 200 Künstlern und arbeitete in der Vergangenheit mehrfach bei Ausstellungen mit der Weserburg eng zusammen. "Ich halte von den Ideen und Überlegungen eines Herrn Ahrens ehrlich gesagt nicht sonderlich viel", sagt Reinking. Die Weserburg sei als Sammler-Museum geplant worden und habe auch heute noch dadurch die große Chance des Alleinstellungsmerkmals. Eine große Dauerausstellung würde das konterkarieren. Reinking bedauert, dass es schon seit Langem keinen Kontakt mehr zwischen dem Museumschef Ahrens und ihm gegeben habe. "Ich habe hier noch zu keinem Moment ein wirkliches Interesse an meiner Person, an einzelnen künstlerischen Positionen oder an meinem Sammlungskonzept verspürt", sagt Reinking. Er habe Museumsvertreter mehrfach nach Hamburg eingeladen, um sich seine Sammlung anzuschauen – bisher ohne Reaktion.

Auch die frühere Bremer Galeristin und Kunstsachverständige Katrin Rabus, die eng mit dem Museum zusammenarbeitete, kritisiert Ahrens. "Wie soll der Umbau mit einem Sparkonzept erfolgreich sein? Wir benötigen stattdessen einen Masterplan für die zeitgenössische Kunst in Bremen", sagt Rabus. An diesem Plan müssten unabhängige Experten mitwirken, die andere Museen und Galerien aus Bremen mit einbeziehen. "Ich glaube nicht, dass Carsten Ahrens diese Aufgabe bewältigen kann. Da sein Vertrag verlängert wurde, müsste er dann mit anderen Aufgaben in der Stadt betraut werden", so Rabus.

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