Nach den Eltern der Oberschule an der Hermannsburg (wir berichteten) schlagen auch die Eltern der Grohner Grundschule Am Wasser Alarm. "Wir bitten darum, unserer Schule zu helfen", lautet der Appell der Elternschaft in einem Brief an Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD). "Wie kann es sein, dass eine Brennpunktschule, eine Schule mit sehr hohem Sozialindex, mit nur 77 Prozent Lehrerversorgung am Ende der Rangliste aller Grundschulen in Bremen steht?", fragen die Eltern.
Eine der konkreten Auswirkungen der Personalmisere: die Erstklässler seien zum Schuljahresbeginn mit vier Klassen gestartet, krankheitsbedingt habe es monatelang aber nur drei Klassen gegeben. "Die Kinder wurden aufgeteilt und die übrigen Klassen hatten damit die maximale Kapazität an Kindern pro Klasse überschritten." Nicht nur für die Kinder, auch für die Lehrkräfte sei das eine sehr hohe Belastung gewesen. Der offiziellen Statistik zufolge besuchen 264 Kinder die Grundschule Am Wasser.
Aktuell sind laut Elternsprecherin Dorothea Zimmermann vier Stellen vakant. Schon seit Monaten gebe es keine konstante Schulleitung mehr, seit mehreren Jahren keine stellvertretende Schulleitung. Die noch vorhandenen Lehrkräfte müssten einem "enormen psychischen Druck standhalten", für ihren Verbleib wollen die Eltern deshalb nicht die Hand ins Feuer legen. "Wie lange sie dem Druck noch standhalten können, ist nur noch eine Frage der Zeit", warnen die Eltern.
Als ebenso frustrierend empfinden die Eltern, dass auch die beiden weiterführenden Schulen im Nordbremer Einzugsgebiet – die Gerhard-Rohlfs-Oberschule und das Gymnasium Vegesack – laut Aufstellung des Bildungsressorts personell zu den am schlechtesten versorgten Schulen in ganz Bremen gehörten. "Das sind die Zukunftsaussichten der Köpfe von morgen", resümieren die Eltern. Es müsse "ein wahres Wunder geschehen, um den Personalmangel aktuell zu deckeln".
Aus Sicht der Eltern hätte die Schule schon längst personelle Verstärkung haben können. "Aber die Lehrkräfte können sich ihre Arbeitsstelle eben aussuchen, sie werden nicht eingeteilt", kritisiert Dorothea Zimmermann. "Das fällt uns jetzt auf die Füße." Was sie besonders ärgert: Eine Bewerbung für die Konrektorenstelle sei aus unerfindlichen Gründen abgelehnt worden. "Sorgen Sie im ersten Schritt für eine gleichmäßige und gerechte Verteilung der Lehrkräfte an den Schulen, insbesondere an denen, die es verdammt nötig haben", fordern die Eltern die Senatorin auf.
Wie Dorothea Zimmermann berichtet, hat sich Aulepp persönlich bei ihr gemeldet. Die Senatorin habe wie schon beim Besuch der Schule Hilfe zugesichert und erklärt, sie wolle die gescheiterte Besetzung der Konrektorenstelle noch einmal unter die Lupe nehmen. Zimmermann erkennt das an, bleibt aber skeptisch. "Erst mal sind das nur Worte", sagt sie. "Was im Anschluss folgt, weiß man nicht." Es sei Zeit zu handeln – "nicht irgendwann, sondern jetzt!"