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Corona Wieso die Omikron-Variante das Ende der Pandemie bedeuten könnte

Die hohen Fallzahlen der Omikron-Variante machen nach Einschätzung von Experten eine Strategie der Eindämmung unrealistisch. Zugleich könnten eine sogenannte Durchseuchung das Ende der Pandemie einläuten.
20.01.2022, 05:53 Uhr
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Wieso die Omikron-Variante das Ende der Pandemie bedeuten könnte
Von Timo Thalmann

Durch die Omikron-Variante des Coronavirus zeichnen sich für Experten erstmals mögliche Szenarien ab, die ein Ende der Pandemie bedeuten. Der Bremer Infektionsepidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) spricht von „Licht am Ende des Tunnels“.

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Weil die Omikron-Variante eine extrem hohe Ansteckungsrate mit sich bringe, werde sich nahezu zwangsläufig jeder damit früher oder später infizieren. „Weil zugleich die Krankheitsverläufe milder ausfallen, insbesondere bei umfassend geimpften Menschen, besteht so die Chance, in einen Zustand breiter Grundimmunisierung der Gesellschaft zu gelangen“, so Zeeb. Dann wäre Covid-19 zwar weiterhin eine im Einzelfall auch lebensbedrohliche Erkrankung, würde aber nicht mehr das Gesundheitssystem und das gesellschaftliche Leben gefährden. Das wäre die angestrebte endemische Situation nach der Pandemie.

Wird jetzt eine Strategie der Durchseuchung verfolgt?

Auf den Begriff der Durchseuchung als politisches Ziel will sich Zeeb nicht einlassen. Allerdings sieht er kaum realistische Möglichkeiten, die Verbreitung durch Omikron wieder einzudämmen. „Wie bei allen über die Atemwege übertragenen Viren ist das ab einem bestimmten Verbreitungsgrad nahezu unmöglich.“ Der Wissenschaftler verweist auf die Schwierigkeiten in China, wo weiterhin eine No-Covid-Strategie verfolgt wird. Wegen weniger einzelner Fälle gehen dabei Millionenstädte in den Lockdown inklusive Ausgangssperren. Auch der Virologe Christian Drosten hatte zuvor davon gesprochen, dass es langfristig keine Alternative dazu gebe, das Virus „einfach durchlaufen zu lassen“. Er macht allerdings ebenso wie Zeeb deutlich, dass dies nur mit einem breit vorhandenen Impfschutz verantwortbar sei.

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Wie gesichert sind Erkenntnisse zu einem milderen Verlauf der Omikron-Infektion?

Zeeb hält die Daten für belastbar. Die ersten Meldungen über mildere Verläufe aus Südafrika standen noch unter dem Vorbehalt, dass das Virus dort auf eine im Vergleich zu Deutschland jüngere Bevölkerung traf. Dort sei die Zahl schwerer Covid-Verläufe ohnehin geringer. Beobachtungen und Studien aus Dänemark, Großbritannien und weiteren Ländern mit durchschnittlich älterer Bevölkerung kämen zu ähnlichen Ergebnissen.

Demnach liegt das Risiko, wegen einer Omikron-Infektion ins Krankenhaus zu kommen, im Schnitt 50 Prozent niedriger als bei der zuvor dominierenden Delta-Variante. „Ob das so bleibt, wenn das Virus auch wieder sehr viele ältere Menschen infiziert, ist aber nicht vollständig gesichert“, sagt Zeeb. Auch eine gegenüber der Delta-Variante später einsetzende Hospitalisierung der Infizierten sei nicht völlig ausgeschlossen. Umso wichtiger sei deshalb ein umfassender Impfschutz inklusive der dritten Impfung, die Studien zeigten den hohen Schutz vor schweren Verläufen durch die Booster-Impfung.

Wie können sich Menschen schützen, für die aus unterschiedlichen Gründen keine Impfung möglich ist?

Die größte davon betroffene Gruppe sind Kinder unter fünf Jahren. Einen wirklichen Schutz vor der Infektion hält der Bremer Epidemiologe für sie ebenfalls nicht mehr für realistisch. „Zum Glück sind die Verläufe in diesem Alter aber fast immer unproblematisch.“ Den besten Beitrag leisteten hier immer noch Impfungen aller Kontaktpersonen von den Großeltern bis zu den Erziehern. Das schütze diese zugleich vor einer durch die Kinder übertragenen und dann unter Umständen schwer verlaufenden Erkrankung. Auch wer sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen könne, sei auf den Schutz durch die Impfung seiner Umgebung angewiesen.

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Wie lange wird die Omikron-Welle in Bremen und Deutschland vermutlich andauern?

Zeeb verweist auf London und New York, wo auf den steilen Anstieg der Infektionszahlen sehr schnell ein ebenso steiler Rückgang erfolgte. „Ein solches Muster ist auch in Deutschland zu erwarten.“ Weil Bremen früher als andere Regionen hohe Fallzahlen und eine dominierende Omikron-Variante registrieren musste, sei es denkbar, dass die Zahlen in naher Zukunft wieder zurückgehen, während sie in anderen Teilen Deutschlands steil ansteigen. „Mutmaßlich haben wir in Bremen bereits ein Plateau erreicht, sodass die Zahlen zumindest nicht noch weiter steigen.“ Für ganz Deutschland meldet der Verband der akkreditierten Labore für die zurückliegende zweite Kalenderwoche knapp zwei Millionen PCR-Tests. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Pandemie und ein Anstieg um 40 Prozent gegenüber der Vorwoche. Auch die Positivrate von 24,9 Prozent ist ein neuer Höchststand. Eine steigende Positivrate bei zugleich steigenden Testzahlen gilt als Hinweis auf eine hohe Dunkelziffer bei den Infektionen.

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