Bremen. Die Bremer Polizei will bis Ende des Jahres eine neue Einheit im Kampf gegen die Rockerkriminalität aufbauen. Die neue Gruppe soll die Nachfolge der sogenannten Besonderen Aufbauorganisation (BAO) antreten, die die Rockerszene rund ein Jahr lang beobachtet hat. Nach dem Verbot des Rockerclubs "Mongols" und der Auflösung der Regionalorganisation der "Hells Angels" steht nun also auch bei der Polizei eine Veränderung an.
Die Probleme mit der Szene sind schließlich nicht verschwunden. "Wenn der Verein auch weg sein mag, seine Mitglieder bleiben", hatte Innensenator Ulrich Mäurer die Entwicklung im Frühsommer kommentiert. Bis Ende des Jahres soll daher die neue Gruppe bei der Polizei die Arbeit aufnehmen. Auf Nachfrage bestätigte Kripochef Andreas Weber, dass bei den Mitarbeitern des neuen Abschnitts "Rockerkriminalität" alles zusammenlaufe, was an Straftaten bekannt werde.
Bei der täterorientierten Ermittlungsarbeit landeten alle von einer Person begangenen Delikte stets auf dem Schreibtisch desselben Sachbearbeiters. Gleichgültig, ob ein Tatverdächtiger mit 50 Euro Falschgeld erwischt wird, eine kleinere Betrügerei begeht, als Bordellbesitzer auffällt, bei einer Schlägerei festgenommen oder bei ihm eine illegale Waffe entdeckt wird – sämtliche Vorfälle werden in der neuen Abteilung zusammengeführt. Die Sachbearbeitung, so Weber, werde dadurch effektiver, das Lagebild der Szene detaillierter. Ähnlich wie der Innensenator ist auch Weber überzeugt, dass die Rocker zwar zum Teil ihre Kutten ausgezogen haben und nicht mehr so offen auftreten, ihre kriminellen Geschäfte aber weiter betreiben. "Dazu brauchen sie kein Vereinsheim." So ist Weber sicher, dass das Rockerproblem in einer Großstadt wie Bremen weiter bestehen bleiben wird, wenn auch mehr im Verborgenen.
Ein Sprecher der "Hells Angels" hatte im Juni erklärt, die Organisation fühle sich durch die Bremer Polizei kriminalisiert. Als weiteren Grund für die Auflösung waren die Ereignisse in Kiel und Berlin genannt worden. Ende Mai hatten rund 1200 Polizeibeamte in Norddeutschland eine Großrazzia gegen Rockerkriminalität durchgeführt und Bordelle und Wohnungen durchsucht. Wenige Tage später hatte der Berliner Innensenator das "Charter Berlin City" der "Hells Angels" verboten.