In die Markthalle wird keine Black.de-, sondern eine Tedi-Filiale einziehen. Das teilt jetzt die Handelskette auf Nachfrage mit – nur nicht, warum der Plan für einen Schwarzmarkt am Sedanplatz zugunsten einer Zweigstelle des Dortmunder Unternehmens aufgegeben werden soll. Im November hatte Tedi angekündigt, das Konzept ihrer Tochterfirma Black.de übernehmen zu wollen, weil es so erfolgreich sei. Nachrichtenportale in Nordrhein Westfalen, wo es die meisten Schwarzmärkte gibt, berichten nun etwas anderes.
Nach Informationen der Funke Mediengruppe laufe das Black.de-Projekt so schlecht, dass Tedi es nach einem Jahr einstampfe. Aus allen Schwarzmärkten sollen Filialen des Discounters werden, in denen das übliche Tedi-Sortiment angeboten werde. Black.de wollte es innerhalb kurzer Zeit auf 1000 Filialen in Deutschland bringen. Bisher gibt es 50. Eine Stellungnahme dazu gab es von Tedi am Mittwoch nicht. Aber vom Eigentümer der Markthalle. Die Albrecht-Vermögensverwaltung aus Hamburg erklärt, dass sie vom Wechsel der Filialen seit Ende vergangenen Jahres wisse. Und dass die Entscheidung von Tedi aus ihrer Sicht keinen Unterschied mache.
Aber für Jürgen Hartwig. Der Vegesacker Beiratssprecher unterscheidet nämlich sehr wohl zwischen einem Black.de-Store, wie er von der Albrecht-Vermögensverwaltung mehrfach im Stadtteilparlament angekündigt wurde, und einer Tedi-Filiale, von denen es längst mehrere im Bremer Norden gibt. Denn mit einer weiteren Zweigstelle der Dortmunder Handelskette, meint Hartwig, käme das denkbar unattraktivste Geschäftsmodell am Sedanplatz zum Tragen – eines, das noch mehr als das Konzept von Black.de der Eins-a-Lage der Fußgängerzone schade. Der Beiratssprecher glaubt, dass die Fraktionen des Beirates einen Tedi-Markt wesentlich vehementer abgelehnt hätten, als sie den Schwarzmarkt abgelehnt haben.
Für Hartwig ist „das Maß nun endgültig voll“. Erst störte ihn, dass die Albrecht-Vermögensverwaltung im vergangenen Jahr den Beirat dazu einlud, mit ihr einen passenden Mieter für die Markthalle zu finden – und dann doch allein entschied. Jetzt kritisiert er, dass man dem Eigentümer des Gebäudes noch nicht einmal glauben könne, wenn er ein Unternehmen vorstellt, das den wiederholten Leerstand in der Top-Immobilie am Sedanplatz dauerhaft beenden soll. „Das Misstrauen gegenüber der Albrecht-Vermögensverwaltung“, sagt Hartwig, „war bei den Parteien schon immer groß.“ Jetzt könne es nicht mehr größer werden.
SPD-Politiker Hartwig und sein Fraktionskollege Wilfried Sulimma haben deshalb noch am Mittwoch einen Eilantrag vorbereitet, über den das Stadtteilparlament in der nächsten Woche abstimmen soll. Sie wollen den Druck erhöhen – nicht auf die Albrecht-Vermögensverwaltung, sondern auf die Wirtschaftsförderung und die Baubehörde. Sie sollen sich jetzt so schnell wie möglich an den großen Plan für den Sedanplatz machen: an ein Konzept, das anstelle der Markthalle ein Gebäude vorsieht, das sich auch über das Grundstück des Finanzamtes erstreckt. Dass unten Geschäfte und oben Büros vorsieht. Und dass die Fußgängerzone tatsächlich voranbringt.
Eigentlich hat der Beirat das alles längst beschlossen. Doch jetzt, meint Hartwig, sei es höchste Zeit, mehr Tempo zu machen und den alten Beschluss zu konkretisieren: Die SPD will eine feste Planungsrunde, die regelmäßig zusammenkommt. Die Wirtschaftsförderung soll dabei das Sagen haben und von der Baubehörde unterstützt werden. An den Vorschlägen wollen der Beirat und das Ortsamt beteiligt werden. Alle vier Monate sollen Planer über den Stand der Entwicklung im Stadtteilparlament berichten. Der Prozess, das wissen die Parteien, wird Jahre dauern.
Und er wird nicht ohne die Albrecht-Vermögensverwaltung beendet werden können. Ihr gehört die Markthalle noch die nächsten 18 Jahre. Erst dann geht das Grundstück wieder zurück in den Besitz der Stadt. Doch so lange wollen die Vegesacker Fraktionen eben nicht warten. Laut Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt ist der Anfang für einen neuen Sedanplatz mittlerweile gemacht. „Im Dezember“, sagt er, „gab es ein erstes Treffen zwischen Wirtschaftsförderung und Bauamt.“ Und eine erste Entscheidung: Angehende Architekten der Hochschule Bremen sollen sich den Sedanplatz einmal genauer anschauen und mehrere Vorschläge entwickeln, wie er umgestaltet werden könnte, wenn die Markthalle weg wäre.
Dornstedt sagt, dass die Hochschüler ganz unbefangen an die Aufgabe herangehen sollen: „Alles ist denkbar“. So ähnlich lautete die Parole schon einmal, als Architekten vor Jahrzehnten diverse Pläne für den Sedanplatz vorlegten, mal in einem Wettbewerb, mal einfach nur so. Damals gab es Exposés und Modelle von Leuchttürmen, von Gebäuden mit Kugeldach und Gebäuden komplett aus Glas. Keines von ihnen wurde gebaut – sondern die Markthalle.