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Substitution von Drogenkranken Neuer Standort für Bremens größte Methadon-Ausgabe

Bremens größte Methadon-Ausgabe ist umgezogen. Nach langer Diskussion um einen neuen Standort kann es vorübergehend in einem Mobilbau in Walle weitergehen. Eine Dauerlösung ist das jedoch nicht.
04.02.2024, 17:42 Uhr
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Neuer Standort für Bremens größte Methadon-Ausgabe
Von Kristin Hermann

Viele Monate war unklar, wo Bremens größte Methadon-Ausgabe in Zukunft weitermachen kann. Nachdem bekannt wurde, dass der Mietvertrag für die Ameos-Poliklinik am Richtweg 19 nicht verlängert wird, suchte der Gesundheitsdienstleister nach neuen Räumen. Schwerpunkt der medizinischen Einrichtung sind die Substitutionsbehandlung und die psy­chiatrische Begleitbehandlung drogenkranker Menschen. Nun gibt es eine vorübergehende Lösung: Seit Ende vergangener Woche arbeitet die Praxis in einer Mobilanlage in der Utbremer Straße/Ecke Juiststraße. 

Direkt vor Ort gibt es nur wenig Wohnbebauung und stattdessen mehr Gewerbetreibende. In den Containern sind mehrere Praxisräume beziehungsweise Sprechzimmer, Wartezimmer, ein Labor sowie ein Mitarbeiterraum und Sanitärräume eingerichtet worden. Mehr als zehn Jahre war das Angebot zuvor am Richtweg ansässig. Ursprünglich sollte der Mietvertrag zu Ende Dezember auslaufen, doch nach Angaben von Ameos habe man den Vertrag bis Ende Januar verlängern können. So sei ein nahtloser Übergang für die Patienten möglich gewesen. 

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Nach Zahlen der Gesundheitsbehörde gibt es in der Stadt Bremen knapp 1400 sogenannte Substitutionspatienten (Stand Oktober 2023). In der Behandlung Heroinabhängiger ist die Substitution von Heroin mit anderen Opioiden ein gängiges Suchthilfeangebot. Der häufigste Ersatzstoff ist Methadon, es gibt aber auch andere Präparate. Sie mindern Entzugssymptome, rufen aber nicht die berauschende Wirkung des Heroins hervor. Einigen Patienten gelingt in Kombination mit einer Therapie so der schrittweise Ausstieg, andere sind ihr Leben lang auf den Ersatzstoff angewiesen, der ebenfalls abhängig machen kann. 

In Bremen gibt es dem Gesundheitsressort zufolge 40 Einzel- oder Gemeinschaftspraxen, die entsprechende Mittel ausgeben. Die Ameos-Poliklinik gilt als größte Einrichtung dieser Art. Dort werden täglich etwa 300 Patienten versorgt, das sei am neuen Standort ebenfalls möglich. Die Mietkosten belaufen sich demnach auf rund 250.000 Euro im Jahr und werden von der Ameos-Gruppe getragen.

Die Mobilanlage ist jedoch nur als Zwischenlösung gedacht. Die Genehmigung dafür läuft laut Ameos ein bis zwei Jahre. Perspektivisch ziehe man derzeit das anliegende Bestandsgebäude in Betracht, das saniert und für diesen Zweck umgebaut werden könnte. In den vergangenen Monaten war zeitweise auch überein Haus Ecke Breitenweg/Friedrich-Rauers-Straße nachgedacht worden. 

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Wie überall in der Stadt, wenn es um den Aufenthalt und die Versorgung drogenkranker Menschen geht, gab es in den vergangenen Wochen Diskussionen um den Standort in Utbremen. Anwohner und Gewerbetreibende äußerten beispielsweise im Waller Bau- und Sozialausschuss ihre Sorgen im Umgang mit der Klientel. So wurden dort unter anderem die Befürchtungen vorgebracht, die Patienten könnten sich negativ auf die Nachbarschaft auswirken. 

Die Substitut-Vergabe findet an sieben Tagen in der Woche am Morgen und Vormittag statt und sei eine Sache von wenigen Minuten, erklärte der ärztliche Leiter Christian Runge im vergangenen Jahr in einer Sitzung des Sozialausschusses. Es sei nicht damit zu rechnen, dass die Poliklinik die Drogenszene nach Walle ziehe. Viele der Menschen im Substitutionsprogramm gingen einem geregelten Alltag und Berufstätigkeit nach.

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