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Schleppende Netzerweiterung Streit um Ausbau der E-Ladesäulen: Bremer SPD vermisst Konzept

Bremen verfügt bisher über kein abgestimmtes Ausbauprogramm für öffentliche Stromtankstellen. Das muss sich aus Sicht der Bremer SPD ändern, wenn die Elektromobilität vorankommen soll.
17.12.2021, 06:54 Uhr
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Streit um Ausbau der E-Ladesäulen: Bremer SPD vermisst Konzept
Von Jürgen Theiner
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Noch mal Verbrenner oder doch lieber schon ein Elektromobil? Immer mehr Autokäufer stellen sich diese Frage vor der Anschaffung eines neuen Fahrzeugs. Neben dem Preis spielt bei der Entscheidung auch die Verfügbarkeit von Ladestationen im öffentlichen Raum eine Rolle. Bundesweit sind die Netze im Auf- und Ausbau, aber die einzelnen Bundesländer und Kommunen gehen dabei durchaus unterschiedliche Wege.

Der SPD fehlt in Bremen eine schlüssige Strategie. Die Sozialdemokraten in der Bürgerschaft hatten sich beim Senat danach erkundigt, ob es dort ein Konzept für den flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur gibt – möglichst versehen mit einem Zeitplan. Mit der Antwort aus dem Haus von Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) ist der SPD-Wirtschaftspolitiker Volker Stahmann nicht zufrieden. "Bremen liegt da zu weit zurück", findet er.

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Wie sieht der Status quo aus?

Aktuell gibt es in Bremen und Bremerhaven 329 Ladepunkte an 174 Stationen im öffentlichen Raum. Öffentlich zugängliche, aber auf privatem Grund installierte Ladeinfrastruktur ist in diesen Zahlen nicht enthalten, sie wird in der Senatsantwort auch nicht erfasst. Insgesamt sind zwanzig privatwirtschaftliche Betreiber solcher Stationen am Markt. Elf weitere Standorte befinden sich aktuell in der Bau- oder Genehmigungsphase. Im Rahmen des sogenannten "Deutschlandnetzes" ist zudem die Einrichtung weiterer 76 Schnellladepunkte vorgesehen. Eine eigene, öffentliche Infrastruktur des Landes gibt es in Bremen nicht, sie ist auch nicht geplant.

Worüber wird gestritten?

Die SPD vermisst einen klaren Ausbauplan. Nach eigenen Angaben hatte die Umweltbehörde 2018 im sogenannten "Masterplan Green City" Potenziale für Ladesäulenstandorte im Bremer Stadtgebiet dargestellt, unter anderem auf größeren Parkplätzen, im Umfeld öffentlicher Einrichtungen, an Sportanlagen und in Wohnquartieren. Aktuell ist nun eine vertiefende Analyse geplant, für die sich das Haus von Senatorin Schaefer einen Bundeszuschuss erhofft. Im Rahmen dieser Analyse sollen weitere künftige Standorte für Ladeinfrastruktur ausgewählt werden. Aus Sicht der Sozialdemokraten hätte man da schon deutlich weiter sein müssen. "Es kann eigentlich nicht sein, dass es bisher kein Bremer Landesprogramm zum Ausbau der Ladekapazitäten gibt", findet Volker Stahmann. Er erwartet eine aussagekräftige Planung mit zeitlichen Etappenzielen. Die Sprecherin der Umweltbehörde, Linda Neddermann, hält die Kritik für unbegründet. Wenn es beim Ausbau der E-Ladeinfrastruktur in der Vergangenheit an Elan gemangelt habe, dann eher auf Bundesebene, so Neddermann. Die neue Ampelkoalition packe dieses Thema nun an.

Was machen die privaten Anbieter?

Ein Unternehmen, das sich als Betreiber von E-Ladestationen anbieten würde, ist die Brepark, die in Parkhäusern und auf Parkplätzen rund 21.000 Stellplätze bewirtschaftet. Doch die stadteigene Gesellschaft ist über erste Ansätze bisher nicht hinausgekommen. Sie müsse "unternehmerisch handeln", heißt es in der Senatsantwort auf die SPD-Anfrage. "Insofern hindert aktuell trotz eines großen Interesses der
geringe Kostendeckungsgrad für öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur und eine noch geringe Nachfrage den weiteren Ausbau unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten." Mit steigenden Zulassungszahlen von E-Fahrzeugen werde es jedoch zu einem Ausbau der Ladekapazitäten kommen. Der Energieversorger SWB betreibt nach eigenen Angaben 160 Ladepunkte im öffentlichen Netz. Ein weiterer Ausbau sei zurzeit nicht vorgesehen. Weil rund 70 Prozent aller Ladevorgänge zu Hause oder am Arbeitsplatz stattfänden, konzentriere sich die SWB auf individuelle Lösungen bei Geschäftskunden oder im Rahmen der Erschließung neuer Quartiere.

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Was machen andere Kommunen?

Hamburg verfolgt eine andere Linie als Bremen. Dort existiert bereits ein sogenannter Masterplan zum Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur. In Eigenregie errichtet die Kommune bis 2025 jährlich 200 neue Ladepunkte. "Die Standortplanung erfolgt nach einheitlich festgelegten Kriterien", erläutert Susanne Meinecke, Sprecherin der Hamburger Wirtschaftsbehörde. Aktuell gebe es in der Stadt rund 1400 öffentliche Ladepunkte, davon gut 1000 kommunale und knapp 400 private, aber öffentlich zugängliche. In Hannover treibt die Enercity AG – die früheren Stadtwerke – den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur heran. Sie erhielt von der Stadt eine entsprechende Konzession, die das alleinige Recht zu Aufbau und Betrieb von Ladestationen im öffentlichen Verkehrsraum beinhaltet. Für Ende 2020 war die Verfügbarkeit von 480 Ladepunkten zugesagt. Diese Marke wurde nach Angaben der Stadtverwaltung nicht ganz erreicht.

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