Am Ende waren sich die Bürgerschaftsfraktionen zumindest in einem einig: Die Gründung einer Oberschule am Schulstandort Borchshöhe, die das Bildungsressort am Dienstagabend in Aussicht gestellt hatte, ist ein akzeptabler Kompromiss. Das hätte letztlich auch der von der FDP für die Bürgerschaftssitzung am Mittwoch geforderten Aktuelle Stunde zu der Schule in Bremen-Nord die Schärfe nehmen können. Allerdings geriet die Debatte rasch zu einer Auseinandersetzung zwischen den Befürworten des Schulkonsenses, SPD, CDU, Grüne und Linke, und seiner Gegnerin, der FDP
Der vor zwei Jahren verlängerte Schulfrieden hatte aus Sicht der FDP die Diskussion um die Borchshöhe überhaupt erst befeuert. Seit Wochen tobte der Streit um die Grundschule, die ihre Schülerschaft jahrgangsübergreifend bis zur sechsten Klasse unterrichtete. Solche Änderungen in der Schulstruktur sieht Schulkonsens allerdings nicht vor, weshalb die Regierungsparteien zusammen mit der CDU das Experiment am Standort Borchshöhe beenden wollten. Das sorgte für vielerlei Unmut bei Eltern, Lehrkräften und Konsenspartnern.
Der Zwist hat sich mit der Gründung der Oberschule gelöst, der Schulkonsens ist aus Sicht der FDP aber weiterhin ein Problem. „Eine gesunde Unruhe ist genau das, was wir brauchen“, erklärte die bildungspolitische Sprecherin Birgit Bergmann in Bezug auf die Auflagen des Paktes, Strukturexperimente zu unterbinden. Wenn Projekte wie das an der Grundschule Borchshöhe gut liefen, gebe es keinen Anlass, einzugreifen.
Auch eine Ausweitung des Konzeptes bis zur zehnten Klasse sei aus ihrer Sicht denkbar gewesen; eine Aussage, die die anderen Parteien zu Zwischenrufen provozierte. „Dass die FDP sich für die Schule von Klasse eins bis zehn einsetzt, ist mir neu“, sagte der bildungspolitische Sprecher der SPD, Mustafa Güngör. Statt andauernder Kritik des Bildungskonsenses wünsche er sich mehr Lösungsvorschläge von der Liberalen. „So wie mit der Lösung für die Borchshöhe kann man kooperative Bildungspolitik leisten.“
Sofia Leonidakis, Fraktionsvorsitzende der Linken, begrüßte den Kompromiss ebenfalls, teilte aber in der Debatte vor allem gegen die Christdemokraten aus. Der Schulkonsens verbiete keinesfalls Änderungen an der Schulstruktur, solange alle Partner damit einverstanden seien, argumentierte sie. Deswegen sei das Projekt zunächst am Veto der CDU gescheitert.
CDU-Chef Carsten Meyer-Heder hielt allerdings dagegen: „Wir brauchen stabile Strukturen, um dabei die Qualität zu verbessern.“ Für Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) hingegen schließt das eine das andere nicht aus: „Ich halte den Bildungskonsens nicht für innovationsfrei.“ Dafür sei aber ein guter Austausch zwischen den Konsenspartnern entscheidend.