Das Auto für 20 Minuten abstellen, ohne dafür ein Ticket lösen zu müssen – das war mit der sogenannten Brötchentaste an insgesamt 78 Standorten möglich. Seit April müssen Autofahrerinnen und Autofahrer überall bezahlen, das kostenlose Parken hat Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) abgeschafft: „Angesichts der Klimakrise ist es nicht mehr zu verantworten, Autofahrten für Kleinsteinkäufe durch kostenloses Parken zu begünstigen“, teilte die Politikerin Mitte April auf Anfrage mit.
Im Einzelhandel führt das sowohl bei Kunden als auch bei Geschäftsbetreibern zu Unmut: "Nachdem die Taste kommentarlos weggefallen ist, haben wir das als erste abgekriegt", berichtet Stefanie Bux von der Buchhandlung Balke, die ihr Geschäft in der Neustadt in der Pappelstraße hat. "Da habe ich erst mitbekommen, wie viele diese Möglichkeit tatsächlich nutzen." Besonders ältere Kundinnen und Kunden, die nicht mehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren können, seien auf die Brötchentaste angewiesen.
Betale Misto führt ein Fahrradgeschäft in Horn-Lehe direkt an der Leher Heerstraße. Auch er wünscht sich, dass das kostenlose Kurzzeitparken bald wieder möglich ist. "Für einen Fahrradkauf parken die Menschen länger, aber wenn sie nur einen Schlauch brauchen, dauert das nur fünf Minuten." Vor dem Geschäft seien die Parkplätze nicht dauerhaft besetzt, zu Stoßzeiten aber schon begehrt. Auch bei ihm hätten sich seit April bereits Kunden beschwert, dass die Brötchentaste weggefallen sei.
Die Brötchentaste wurde 2004 als Pilotprojekt eingeführt im Anschluss übernommen. Das kostenlose Kurzzeitparken sollte einen Anreiz schaffen, damit Menschen ihren kleinen Einkauf in der Innenstadt oder den Stadtteilzentren erledigen – zum Beispiel für den schnellen Brötchenkauf zwischendurch. Davon sollte besonders der Einzelhandel in stark frequentierten Straßen profitieren.
Wegen der Abschaffung gab es zuletzt nicht nur Kritik von den Oppositionsparteien FDP und CDU, auch die SPD warf Schaefer Alleingang vor. Nach Angaben der Handelskammer sorge die Brötchentaste "kaum“ für ein Mehr an Autofahrten: „Niemand nutzt den Pkw nur, weil kostenloses Parken für 20 Minuten in einer Einkaufsstraße angeboten wird“, hieß es dort zuletzt. Dabei sei die Brötchentaste eine Möglichkeit, sich in einem schwierigen Marktumfeld zu behaupten.
"Ich habe auch ein grünes Herz, aber ich weiß auch, dass man damit die Verkehrswende nicht schaffen kann", sagt Buchhändlerin Stefanie Bux. Die Menschen würden weiterhin Auto fahren und nicht auf den Bus umsteigen. Wenn die Taste nicht wieder eingeführt wird, befürchtet Bux, dass sich Kunden vom Einzelhandel abkehren könnten: "Ohne die Parkmöglichkeit werden die Leute nicht mit dem Bus zu uns kommen, sondern mit dem Auto zum Roland-Center fahren."
Blumen- statt Brötchentaste
Floristin Michaela Weichelt kann zwar noch nicht erkennen, dass es mit dem Wegfall der Brötchentaste weniger Kunden gebe. Doch auch in ihrem Vegesacker Geschäft seien viele Kunden entrüstet, da viele das Ticket genutzt hätten, um zwischendurch ein paar Blumen abzuholen. Was Weichelt am meisten am Aus der Brötchentaste ärgere, sei die zuletzt erfolgte Erhöhung der Parkgebühren und der gleichzeitige Wegfall des kostenlosen Kurzzeitparkens: "20 Minuten parken müssen dann ja wohl noch drin sein", sagt sie.
Trotz verschiedener Anfragen denkt sie nicht daran, mit ihrem Geschäft umzuziehen: "Mein Standort ist super, genau wie die Parksituation hier vor Ort." Die Blumenhändlerin bedauere außerdem, dass das Aus der Brötchentaste nicht kommuniziert worden sei, ihre unglücklichen Kunden könne sie daher gut verstehen. Einen Lösungsvorschlag hat sie bereits parat: "Statt Brötchentaste kann es gerne auch Blumentaste heißen."