Das Auto abstellen, die sogenannte Brötchentaste drücken und anschließend 20 Minuten lang kostenlos parken, um etwa beim Bäcker oder in der Buchhandlung einzukaufen: Fast zwei Jahrzehnte lang war das an vielen Stellen in der Stadt möglich. Doch Anfang des Monats ist die Brötchentaste von den Parkscheinautomaten verschwunden. Mobilitätssenatorin Maike Schaefer begründet die Entscheidung mit der Klimakrise. Es sei nicht mehr zu verantworten, Autofahrten für Kleinsteinkäufe durch kostenloses Parken zu begünstigen, so die Grünenpolitikerin. Im Bremer Norden wird die Entscheidung kritisch gesehen.
Laut Jens Tittmann verfügten bremenweit 78 Parkscheinautomaten über eine Brötchentaste. Im Bremer Norden waren es dem Sprecher von Maike Schaefer zufolge zwölf: fünf davon befanden sich rund um die Vegesacker Fußgängerzone und sieben im Zentrum von Lesum beziehungsweise an der Bördestraße. In Blumenthal gab es demnach keinen Automaten, der kostenfreies Parken ermöglichte.
Der Wegfall der Brötchentaste war in dieser Woche bereits kurz Thema im Vegesacker Beirat. Unter dem Tagesordnungspunkt "Wünsche und Anträge der Bürger" wies Heiko Jacobi auf die Problematik hin. Sein Anliegen: Das Stadtteilparlament solle dafür sorgen, dass die Funktion an den Automaten wieder eingerichtet wird. Davon würden nicht nur die Bürgerinnen und Bürger profitieren, sondern auch die Vegesacker Geschäftsleute und Marktbeschicker.

Jörn Gieschen
Dem schloss sich Jörn Gieschen an. "Für die Geschäftsleute an der unteren Gerhard-Rohlfs-Straße verursacht der Wegfall der Brötchentaste einen massiven Schaden", sagte der Geschäftsführer des Vegesack Marketing. Gemeinsam mit der Handelskammer wolle er sich dafür einsetzen, dass Kundinnen und Kunden wieder 20 Minuten lang kostenlos parken können.
Das Thema beschäftigt neben dem Beirat in Vegesack auch den in Burglesum. "Der Wegfall der Brötchentaste im Handstreich ist eine Frechheit und schadet den Einzelhändlern in Lesum, insbesondere im Bereich der Hindenburgstraße", sagt Beiratsmitglied Pius Heereman (FDP). "Wir als FDP erwarten die umgehende Wiedereinführung der Brötchentaste beziehungsweise des gebührenfreien Parkens für 20 Minuten."
Die Burglesumer Grünen sind der gleichen Meinung und haben deshalb einen Dringlichkeitsantrag für die Beiratssitzung am kommenden Dienstag eingereicht. "Vor vielen Jahren war an sieben Standorten im Stadtteil kostenloses Kurzzeitparken von 20 Minuten eingeführt worden, um die Attraktivität der ansässigen Geschäfte zu stärken", heißt es in der Begründung. "Der Beirat Burglesum sieht diese Maßnahme weiterhin als notwendig an, da sie von der Bevölkerung für Kurzeinkäufe oft genutzt wird." Für die Fraktion sei es zudem nicht nachvollziehbar, wieso die Parkscheinautomaten ohne vorherige Absprache mit dem Beirat oder dem Ortsamt umgerüstet wurden. "In der neuen Verordnung über Parkgebühren kann unter Paragraf 2, Absatz 2 kostenloses Kurzzeitparken an Parkscheinautomaten eindeutig ermöglicht werden", so die Grünen weiter.

Christa Dohmeyer
Nicht nur die Politiker in Burglesum wollen die Brötchentaste zurück, sondern auch die Einzelhändler. "Die Entscheidung, das kostenlose Parken zu streichen, sorgt für extremen Unmut bei den Kunden", sagt Christa Dohmeyer, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Einzelhandel und Gewerbe Lesum, Burgdamm, St. Magnus (Igel). Das liege auch daran, dass die Maßnahme einfach umgesetzt wurde, ohne sie zuvor groß publik zu machen. "Das ist schon sträflich. Man könnte fast von einem Schildbürgerstreich sprechen, bei dem einfach irgendwas politisch umgesetzt wird", so Dohmeyer. Sowohl die Bürger als auch die Geschäftsleute hätten hierbei das Nachsehen.
Die Entscheidung gegen die Brötchentaste führt Christa Dohmeyer zufolge dazu, dass der Einkauf für die Kunden erschwert wird und sie sich damit auch nicht mehr so gerne im Stadtteil aufhalten. "Die Menschen fahren lieber auf die grüne Wiese, wo sie alles an einem Ort finden und kostenlos parken können." Oder sie entscheiden sich dazu, im Internet einzukaufen. "Und das schwächt definitiv den Handel vor Ort", stellt sie fest.