Die Bremer Bildungsbehörde will Handys an Bremer Schulen verbieten. Das bestätigte Ressortsprecherin Patricia Brandt auf Anfrage des WESER-KURIER. Zuerst hatte das Regionalmagazin Buten un Binnen berichtet. Der geplante, aber im Wortlaut noch nicht vorliegende Erlass soll bereits in gut zwei Wochen am 1. Juni in Kraft treten. Das Verbot soll für Grundschulen, Gymnasien bis zur 9. Klasse und Oberschulen bis zur 10. Klasse gelten. Ab der Oberstufe sollen Schulen selbst entscheiden dürfen. Die Stadt Bremerhaven ist von dem Erlass ausgenommen.
Laut Buten un Binnen sieht der Erlass vor, die private Handynutzung durch Schülerinnen und Schüler im gesamten Schulalltag zu verbieten. Die Handys müssen laut Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) ausgeschaltet sein und in der Tasche bleiben. Ausnahmen solle es nur aus medizinischen Gründen geben. Das Verbot soll Sprecherin Brandt zufolge auch für Smartwatches gelten, die über zahlreiche Zusatzfunktionen verfügen und sich mit Apps aufrüsten lassen.
Aulepp revidiert bisherige Haltung
Damit revidiert Aulepp ihre bisherige Haltung. Zwar hatte die Senatorin schon vor Monaten ihre Skepsis gegenüber privaten Handys an den Schulen zum Ausdruck gebracht. Allerdings konnte sich die Behörde zu keinem Verbot durchringen. Die Schulen sollten eigenständig verantwortungsvolle Regeln für den Umgang mit Handys in der unterrichtsfreien Zeit finden. Zumindest die meisten Grundschulen hatten ein klares Handyverbot erteilt.
Die Kehrtwende begründet Brandt mit Gesprächen, die Aulepp mit Schulleitern, Kinderärzten und Bildungsexperten geführt habe. "Die Senatorin hat sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt", sagt Brandt. Dabei sei sie zu dem Schluss gekommen, dass eine einheitliche Regelung geboten sei. "Es geht darum, keine Ablenkung zu schaffen." Bedenken von Eltern, die wegen möglicher Notsituationen jederzeit eine Verbindung zu ihren Kindern haben wollen, sieht Brandt als unbegründet an. "In solchen Fällen kann man immer ins Schulsekretariat gehen."
Erst im Februar hatte sich die Bürgerschaft mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen SPD, Grüne und Linke sowie der FDP gegen ein generelles Handyverbot an Grundschulen ausgesprochen und damit einen Antrag der CDU abgeschmettert. Einzig das Bündnis Deutschland (BD) unterstützte den Vorstoß der Christdemokraten. "Viele Kinder hängen bereits jetzt stundenlang vor den Bildschirmen ihrer Smartphones, während gleichzeitig immer mehr von ihnen Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben", begründete die bildungspolitische Sprecherin der CDU, Yvonne Averwerser, den Antrag. Ihre damalige Forderung: ein grundsätzliches Handyverbot für die private Nutzung auf dem Gelände der Grundschulen. Die Pausen sollten vorrangig der Erholung dienen, "sei es durch Bewegung, Essen, Trinken, Spielen mit anderen Kindern und nicht zum Daddeln am Handy genutzt werden", so Averwerser.
Mit dem geplanten Erlass geht die Bildungsbehörde jetzt noch weit über die CDU-Forderungen hinaus. Auch deshalb will Ressortsprecherin Brandt die Neupositionierung der Senatorin nicht als ein Einschwenken auf den Kurs der größten Oppositionsfraktion verstanden wissen. Bereits im September vergangenen Jahres hatte die Bildungsbehörde der Nutzung von Privathandys im Unterricht eine Absage erteilt. "Für alle schulischen Belange haben sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte dienstliche iPads, die mittlerweile auch in allen Schulen als selbstverständliches Werkzeug im Unterricht angekommen sind und dort eingesetzt werden, wo es didaktisch und pädagogisch Sinn ergibt", hieß es auf Nachfrage. "Somit gibt es keinerlei Veranlassung im Rahmen des Unterrichts auf private Handys zurückzugreifen."
Hessen will private Nutzung grundsätzlich verbieten
Hessen will vom nächsten Schuljahr 2025/2026 an die private Nutzung von Handys in Schulen grundsätzlich verbieten. Die Geräte sollen aber weiter dorthin mitgenommen werden dürfen. An weiterführenden Schulen können laut dem Bildungsministerium in Wiesbaden Ausnahmeregelungen eingeführt werden, etwa für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe in bestimmten Räumen. Bildungsminister Armin Schwarz (CDU) sprach insgesamt von geplanten „Smartphone-Schutzzonen“. Auch Baden-Württemberg hat angekündigt, die private Nutzung von Handys an Schulen einzuschränken.
Einer Studie des Digitalverbandes Bitkom zufolge besitzen 65 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren besitzen in Deutschland ein Smartphone. Weitere vier Prozent haben klassische Handys ohne Touchscreen. Laut Bitkom gibt es starke Abweichungen bei der Handynutzung zwischen den Altersgruppen. "Während von den 6- bis 9-Jährigen erst 17 Prozent über ein eigenes Smartphone verfügen, sind es von den 10- bis 12-Jährigen bereits drei Viertel (76 Prozent). Unter den 13- bis 15-Jährigen haben 90 Prozent ein Smartphone, ab 16 Jahren mit 95 Prozent nahezu alle."