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Gefahr auch in Bremen Hilfe beim Verdacht auf K.o.-Tropfen

In Bremen warnen Polizei und Beratungsstellen immer wieder vor K.o.-Tropfen: Wo man sich bei Verdacht testen lassen kann, wann und wo die Gefahr besonders groß ist und wie man sich am besten schützt.
06.02.2024, 05:00 Uhr
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Hilfe beim Verdacht auf K.o.-Tropfen
Von Sabine Doll
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In Karnevalshochburgen wie im Rheinland weisen Polizei und Beratungsstellen derzeit verstärkt auf die Gefahr durch K.o.-Tropfen hin. Auch in Bremen werden immer wieder Verdachtsfälle gemeldet, unter anderem bei Volksfesten, auf Festivals  und selbst bei Fußballspielen. Im März vergangenen Jahres etwa wies Werder Bremen nach zwei Verdachtsfällen auf die Gefahr hin. Wohin sich Betroffene in Bremen wenden können.

Was sind K.o.-Tropfen?

K.o.-Tropfen ist ein Sammelbegriff für verschiedene Substanzen, meistens für Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB) oder Gamma-Butyrolacton (GBL). K.o.-Tropfen spielen immer wieder auch eine Rolle als sogenannte Vergewaltigungsdrogen. Täter geben die Tropfen etwa heimlich in Getränke. Die Gefahr: Die Substanzen sind farb-, geschmacks- und geruchlos. "Schon zehn bis 20 Minuten nach der unbewussten Einnahme beginnen die Tropfen zu wirken", schildert Nils Matthiesen, Sprecher der Polizei Bremen. "Nach anfänglicher Euphorie folgen Übelkeit, Schwindel und plötzliche Schläfrigkeit." Die Opfer wachten auf und könnten sich gar nicht oder nur verschwommen erinnern. Besonders gefährlich sei eine Kombination mit Alkohol oder anderen Drogen.

Wie werden K.o.-Tropfen nachgewiesen?

"Beim Verdacht auf K.o.-Tropfen sollte man schnellstens einen Arzt oder die nächste Notaufnahme einer Klinik aufsuchen", rät der Polizeisprecher. Das Problem: K.o.-Tropfen können nur für wenige Stunden nach dem Konsum im Urin oder Blut nachgewiesen werden. Der Verein "Kein Opfer" forderte im November bei einer Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestags, mehr Anlaufstellen für Testungen zu schaffen: Viele Akutversorger seien nicht ständig erreichbar, die meisten Taten passierten nachts und am Wochenende. Betroffene müssten sofort die Möglichkeit haben, um zügig eine Urinprobe abzugeben. Denn: Werde die Probe eigenständig genommen und  abgegeben, sei sie vor Gericht nicht verwendbar, erklärte Nina Fuchs von "Kein Opfer". 

Wo sind in Bremen Tests auf K.o.-Tropfen möglich?

Anlaufstellen sind in der Regel Notaufnahmen. In den Notaufnahmen des Klinikverbunds Gesundheit Nord würden bereits Testungen vorgenommen, teilt Diana Schlee, Pressereferentin der Gesundheitsbehörde, mit. "Im Zuge der Einrichtung der Gewaltschutzambulanz am Klinikum Mitte werden im Rahmen der Vertraulichen Spurensicherung nach Sexualdelikten ebenfalls Testungen auf Substanzen vorgenommen, wenn der Verdacht darauf besteht." Die Ambulanz soll im April eröffnen. "Wichtig ist, dass parallel auch auf Alkohol getestet wird, da dieser ebenfalls sehr häufig bei diesen Delikten eine Rolle spielt." Psychologische Beratungsstelle für Betroffene sexualisierter Gewalt ist in Bremen unter anderem der "Notruf" (notrufbremen.de).

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Wie viele Fälle von K.o.-Tropfen-Missbrauch im Zusammenhang mit Straftaten wurden von der Polizei erfasst?

"Das Tatmittel GBL/Liquid Ecstasy/K.o.-Tropfen wird in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht erfasst", erklärt Matthiesen. Aktuell gebe es keine auffälligen Fallzahlen oder Meldungen. Wichtig sei, sofort Anzeige zu erstatten. Auch bundesweit gibt es keine Zahlen, Experten gehen deshalb von einem großen Dunkelfeld aus. Um das Ausmaß besser einschätzen zu können, ist in Ulm ein deutschlandweites Pilotprojekt gestartet: Betroffene, die in Notaufnahmen in und Ulm mit Verdacht auf K.o.-Tropfen eingeliefert werden, werden zusätzlich auf die Substanzen getestet. Das Projekt wird mit 375.000 Euro vom Land gefördert. Wichtigste Vorbeugung laut Polizei und Beratungsstellen ist, Getränke nie unbeaufsichtigt zu lassen – von der Bestellung bis zum Konsum – und die Gefahr zu kennen.

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