Wenn es um den Nachweis von Alkohol, Drogen, Medikamenten oder anderen Substanzen bei Straftaten und anderen Delikten geht, ist das Institut für Pharmakologie und Toxikologie am Klinikum Bremen-Mitte die Anlaufstelle für Polizei und Staatsanwaltschaft. Dazu gehört auch der Nachweis von K.o.-Tropfen. "Bei K.o.-Tropfen handelt es sich um eine umgangssprachliche Bezeichnung. Der Begriff wird für unterschiedliche Substanzen verwendet – meistens für GHB, das Kürzel steht für Gamma-Hydroxybuttersäure. Oder für deren Vorläufersubstanz GBL, also Gamma-Butyrolaceton. GBL wird im Körper eigenständig in GHB umgewandelt", erläutert der Direktor des Bremer Instituts, Bernd Mühlbauer.

Bernd Mühlbauer ist Direktor des Instituts für Pharmakologie am Klinikum Bremen-Mitte.
Partydroge
GHB oder GBL werden auch als Partydroge oder Liquid Ecstasy bezeichnet, weil die Substanzen laut Mühlbauer in geringen Dosen entspannend, enthemmend und sexuell anregend wirken. "Als Partydroge werden sie also auch aktiv eingenommen, um diese Effekte zu haben", so Mühlbauer. "Das Gefährliche an diesen Substanzen ist, dass die Dosierung schwer kalkulierbar ist und daher lebensgefährlich sein kann. Insbesondere dann, wenn andere Drogen, Medikamente und meist auch Alkohol, eine Rolle spielen und dies in der Gesamtheit zu einer Überdosierung führt", so der Bremer Pharmakologe. Im schlimmsten Falle könne dies einen Atem- und Herzstillstand auslösen. GHB fällt unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Das bedeutet: Besitz, Handel und Abgabe der Droge sind strafbar. Allerdings ist die Substanz auch als BtMG-rezeptpflichtiges Medikament für Narkolepsie-Patienten arzneimittelrechtlich zugelassen.
Farblos und kaum zu schmecken
K.o.-Tropfen spielen immer wieder auch eine Rolle als sogenannte Vergewaltigungsdrogen. Die Gefahr: Die Substanzen sind farblos und kaum zu schmecken. "In hoher Dosierung können sie schon nach 15 Minuten einen völligen Blackout verursachen", sagt der Bremer Pharmakologe. Typisch für K.-o.-Tropfen sei der Gedächtnisverlust. Die Opfer hätten später keine Erinnerungen, was geschehen sei. "Die Schwierigkeit ist der Nachweis der Substanzen, weil sie innerhalb weniger Stunden vom Körper abgebaut werden. Deshalb ist es wichtig, dass sich Opfer bei einem Verdacht umgehend an ein Krankenhaus oder Frauen auch an eine gynäkologische Ambulanz wenden", betont Mühlbauer. Wichtig sei zudem, dass möglichst früh sowohl Blut- als auch Urinproben gewonnen würden. "Im Urin werden die Substanzen ausgeschieden und sind dort länger nachweisbar."
Bestimmte Körperreaktionen könnten auf K.o.-Tropfen hinweisen. Dazu gehörten etwa Schwindelgefühle, Schweißausbrüche, ein benebeltes Gefühl, Wahrnehmungsschwierigkeiten, das Gefühl von Willenlosigkeit und eine Einschränkung der Beweglichkeit. Allerdings ähnele dies auch den Erscheinungen von Alkoholkonsum, das sei die Schwierigkeit.
Ein K.o.-Tropfen-Nachweis spiele sehr häufig beim Verdacht auf Sexualdelikte eine Rolle. "Zum Tagesgeschäft des Instituts gehören diese Laboruntersuchungen nicht, aber sie kommen regelmäßig vor", so der Institutsleiter. Tagesgeschäft seien vor allem Untersuchungen auf Alkohol, Drogen und Medikamente im Zuge von Ordnungswidrigkeiten und Straftaten im Straßenverkehr sowie bei Gewaltdelikten.
Haaranalyse gibt Aufschluss
Das Institut für Pharmakologie wird laut Mühlbauer außerdem regelmäßig vom Amt für Soziale Dienste beauftragt, wenn es um das Messen von Drogenrückständen etwa in Haaren geht – bei Erwachsenen und Kindern. Wenn Behörden den Verdacht hegen, dass Kinder oder Jugendliche in ihrem Umfeld Kontakt mit Drogen haben, können eine Haaranalyse oder Urinkontrollen Klarheit schaffen. "Typischerweise sind bei uns um die 50 Personen in einem solchen Screening-Programm, davon ein Fünftel Kinder und Jugendliche. Da diese Programme oft nur über einige Monate gehen, sind das übers Jahr gesehen natürlich mehr", so Mühlbauer.
Bis vor einigen Jahren hat das Institut laut dem Pharmakologen auch DNA-Analysen im Zuge der Spurensicherung bei Eigentums- und Kapitaldelikten übernommen. "Die Kriminalpolizei hat jedoch ihr eigenes Labor aufgerüstet und entsprechend ausgestattet, weshalb diese Analysen nicht mehr bei uns stattfinden."
Das Institut für Pharmakologie und Toxikologie wurde Mitte der 1980er-Jahre gegründet. Mühlbauer hat die Leitung 2001 übernommen. "Pharmakologische und forensisch-toxikologische Untersuchungen gehören seit 2005 zu unserem Standardrepertoire."

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