Vielerorts sieht es jetzt, Mitte August, bereits aus wie im Herbst. Vertrocknetes Laub unter den Bäumen lässt diesen Eindruck entstehen: eine Folge der Hitze und Trockenheit in den vergangenen Wochen. Wie ist es um die Bäume an Nordbremer Straßen und in den Parks derzeit bestellt? Ist die Situation so kritisch wie in den Jahren 2018 und 2019, als die Freiwilligen Feuerwehren den Umweltbetrieb beim Bewässern der Stadtbäume unterstützten? Sollten die Bürger Bäume bewässern? Wir haben beim Umweltbetrieb nachgefragt.
Wie geht es den Straßenbäumen in Bremen-Nord?
Der Klimawandel macht den Bäumen schwer zu schaffen, sagt Christina Ruschin, stellvertretende Sprecherin des Umweltbetriebs. "Die langen Trockenperioden schwächen die Bäume in ihrer Vitalität, sodass Schädlinge ein leichtes Spiel haben." Auch die heftigen Stürme setzten den Bäumen zu. Stadtbäume hätten es ohnehin viel schwerer als Bäume, die in einem natürlichen Lebensraum wachsen. "Sie werden auch durch Bodenverdichtung, Salzbelastung, Emissionen, Anfahrschäden von Autos oder Bauarbeiten, die die Wurzeln verletzen, in ihrer Vitalität geschwächt." Dies alles ergebe einen Mix, durch den die Bäume zunehmend litten.
Ist die Situation so kritisch wie 2018 und 2019 oder geht es den Bäumen noch verhältnismäßig gut?
Der Umweltbetrieb schätzt die Situation laut Ruschin in dieser langen Trockenperiode schlechter ein, weil die Bäume in den vergangenen Jahren bereits längere Durststrecken hatten und damit in diesem Sommer schon vorbelastet waren. Die konkreten Schäden treten ihren Worten nach jedoch häufig erst zeitlich verzögert ein.
Wässert der Umweltbetrieb die Bäume aktuell an Straßen und in Parks?
Sowohl an Straßen als auch in Parks wässern die Mitarbeiter Bäume, wobei Jungbäume Priorität haben. Sie bekommen circa 150 Liter Wasser pro Bewässerungsgang. Der Umweltbetrieb bereitet die Bäume zudem auf Trockenperioden vor, indem er sie auch außerhalb der Hitze- oder Trockenphasen kontinuierlich mit Wasser versorgt. Dadurch trocknet der Boden nicht so aus. Gewässert wird nach Bedarf, unter anderem abhängig von Witterung und Bodenart. Wenn zu viel gewässert wird, kann das auch kontraproduktiv sein, erläutert Ruschin. Dem Baum werde dadurch die Fähigkeit genommen, sich an den Trockenstress anzupassen und ihm fehle die Anregung, in die Tiefe zu wurzeln. Das sei einerseits bei Trockenstress fatal, da der Baum sich nicht aus dem Untergrund versorgen kann. Andererseits sei die Bildung tiefer Wurzeln wichtig für die Zeit nach der fünfjährigen Pflege durch den Umweltbetrieb.
Wie verhält sich der Umweltbetrieb zum Wassersparen in Bezug auf das Wässern?
"Wir brauchen die Bäume- und junge Bäume müssen ausreichend gewässert werden, sonst vertrocknen sie", betont Ruschin. Wichtig sei das richtige Wässern, also die richtige Menge zum richtigen Zeitpunkt. "Das Wasser muss bis in die unteren Bodenschichten eindringen."
Ist eine Zusammenarbeit mit Freiwilligen Feuerwehren geplant, wie in den extrem trockenen Jahren 2018 und 2019?
Der Umweltbetrieb hat bei der Umweltbehörde Unterstützung durch die Freiwilligen Feuerwehren beantragt. Jens Tittmann, Sprecher des Umweltressorts, sagt: "Wir sind derzeit noch in der Abwägung, weil auch Trinkwasser kostbar ist." Das Umweltressort stimmt sich nach seinen Worten zunächst mit dem Innenressort ab, das für die Feuerwehren verantwortlich ist.
Sind sogenannte Astabwürfe zu befürchten, wie in den vergangenen Jahren?
Das bejaht Christina Ruschin. Grünastabbrüche seien spontan und nicht vorhersehbar. "Das kommt aber bislang wie auch in den vergangenen Jahren verhältnismäßig selten vor."
Was können die Bürger tun? Sollten sie Straßenbäume wässern?
Für das Gedeihen der Bäume ist es nach Angaben des Umweltbetriebs sehr viel vorteilhafter, wenn sie durch Fachfirmen systematisch und professionell gegossen werden. Sinnvoller sei es, eine Baumpatenschaft oder Beetpatenschaft zur Bepflanzung und Pflege einer Baumscheibe zu übernehmen. Mit insektenfreundlichen Pflanzen könnten zudem alle Bürger einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leisten. "Jedes Beet zählt", sagt Ruschin.