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Drohende Unibad-Schließung Gravierende Folgen für das Schulschwimmen in Bremen

Dem Unibad droht wegen Problemen beim Brandschutz die vorzeitige Schließung. Der Wegfall der Schwimmfläche hätte Folgen für Vereine und Schulen. Ein Ausweichen in andere Bäder sei kaum möglich, heißt es.
18.01.2024, 05:00 Uhr
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Von Ulrike Peters

Die drohende vorzeitige Schließung des Bremer Unibads hätte weitreichende Folgen für Schwimmkurse und den Schulsport. Sie sorgt auch bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) für Unruhe. „Die Lage ist schon jetzt äußerst angespannt“, sagt Martin Reincke, Präsident des DLRG-Landesverbandes Bremen. Sollte das Unibad im Sommer als Trainingsstandort wegfallen, würde die Situation "noch prekärer“.

Von einem Aus des Unibads wäre bei der DLRG einerseits die allgemeine Schwimmausbildung betroffen, erläutert Reincke. Diese Kurse waren wegen der Umbauarbeiten im Westbad ins Unibad verlegt worden und müssten bei einem Ausfall des Unibads komplett entfallen. In anderen Schwimmhallen freie Trainingszeiten zu bekommen sei unmöglich, sagt Reincke: „Die Bremer Bäder sind komplett ausgelastet.“ Dies sei auch daran erkennbar, dass die Schwimmvereine kaum freie Kapazitäten hätten und Eltern mitunter lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssten, bis ihre Kinder einen Platz in einem Anfängerkurs bekommen. „Es gibt einen großen Bedarf, der schon jetzt nicht gedeckt werden kann“, fasst Reincke die Situation zusammen.

Andererseits wären aber auch die DLRG-Ausbildung von Rettungsschwimmern und pädagogischen Fachkräften wie Erziehern und Lehrern betroffen, erklärt Reincke weiter. „Wir können mit diesen Kursen nicht einfach in andere Schwimmhallen ausweichen, weil wir für bestimmte Übungen eine Wassertiefe von rund vier Metern brauchen.“

Folgen für den Schulunterricht

Der Deutsche Sportlehrerverband beklagt eine mangelnde Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen und plädiert daher ausdrücklich für den Erhalt und die Modernisierung der Sportstätte. "Das vom Schul- und Vereinssport multifunktional genutzte Unibad ist alternativlos", sagt der Vorsitzende des Landesverbands Bremen, Fred Brauweiler.

Wie das Bildungsressort mitteilt, nutzen aktuell 39 Schulen die Schwimmhalle, darunter 21 Grundschulen. Es wären demnach insgesamt rund 1.200 Schülerinnen und Schüler aus der Primarstufe sowie aus weiterführenden und berufsbildenden Schulen betroffen. Die sportbetonte Oberschule an der Ronzelenstraße nutzt das Unibad im Leistungssportbereich zum Beispiel für das Kaderschwimmen.

Nach Angaben der Bildungsbehörde ist das Schwimmen insbesondere in den dritten Klassen ein wesentlicher Bestandteil des Sportunterrichtes. Mit dem Schuljahr 2022/23 wurde die Wasserzeit sogar von 30 Minuten auf 45 Minuten erhöht – mit positiven Folgen: Zu Anfang des Schuljahres 2022/23 hätten von insgesamt 4.790 Kindern 41 Prozent ein Schwimm-Abzeichen gehabt. Am Ende des Schuljahrs waren es mit 79 Prozent fast doppelt so viele, berichtet die Behörde. Davon hatten etwa 65 Prozent die Abzeichen Bronze, Silber oder Gold erreicht, 35 Prozent das Abzeichen Seepferdchen.

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Die Zahl der Nichtschwimmer möglichst gering zu halten und dadurch Badeunfälle zu vermeiden, ist ein Ziel, das Schulen, Vereine und die Bremer Bäder gemeinsam verfolgen, sagt Susanne Klose, Sprecherin der Bremer Bäder. Inwiefern die wegfallende Schwimmfläche kompensiert werden könnte, kann sie derzeit nicht abschätzen: „Da nur eine begrenzte Wasserfläche zur Verfügung steht, muss überlegt werden, wie wir welche Vereine, Verbände und Schulen unterbringen und auch der Öffentlichkeit genügend Wasserzeiten zur Verfügung stellen, um ein ausgeglichenes Angebot vorzuhalten.“

Sollten die betroffenen Grundschulen ihren Schwimmunterricht aus dem Unibad in andere Hallen verlegen können, wären jedoch längere Fahrten und damit auch kürzere Schwimmzeiten die Folge, gibt Reincke zu bedenken. Er fasst zusammen: „Auch ohne den Wegfall des Unibads hat Bremen bereits ein Defizit an Schwimmflächen. Ich erwarte von der Politik, dass mit den Betroffenen gesprochen und schnell eine Lösung gefunden wird.“

Baustelle Unibad

In der Vergangenheit gab es immer wieder neue Probleme im Unibad: Mal gab es dort Schimmelpilze, mal ging die Wendebrücke kaputt. Zuletzt hatte Bremen noch einmal drei Millionen in das Schwimmbad investiert, um die gröbsten Mängel zu beseitigen und das Training von Schulen, Sport- und Schwimmvereinen weiter zu ermöglichen. Für den Publikumsverkehr ist das Bad schon länger gesperrt. Dass es jetzt um ein Aus für das Unibad im Sommer geht, liegt an Problemen beim Brandschutz. „Wir haben aber keine Gefahrensituation, die eine sofortige Schließung erfordert“, beruhigt Behördensprecherin Rose Gerdts-Schiffler. Sie kündigt an, dass sich am kommenden Montag eine Steuerungsgruppe der Staatsräte von Innenressort, Wissenschaft, Bau und Bildung zusammensetzen wird, um den baulichen Zustand und die Möglichkeit einer weiteren Nutzung zu bewerten. Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) betont: „Es ist extrem wichtig, sozusagen lebenswichtig, dass Kinder und Jugendliche schwimmen können. Wir werden wegen der drohenden Uni-Bad-Schließung alles daran setzen, hier gute Lösungen zu finden.“

Zur Sache

Baustellen der Bremer Bäder

Im Westbad läuft der Neubau planmäßig: Hier entstehen ein  Sportschwimmbereich mit sechs 25-Meter-Bahnen und zwei Sprungtürmen, ein Lehrschwimmbecken, zwei Kursbecken sowie ein 160 Quadratmeter großer Familienbereich mit einem 40-Quadratmeter-Becken. Der Freibad-Bereich soll nicht verändert werden. Mit einer Fertigstellung rechnen die Bremer Bäder im Jahr 2025.

Zum Freizeitbad Vegesack soll in diesem Jahr eine Entscheidung des Senats fallen. Die Planung sieht einen eigenen Eingang für Schulen und Vereine, ein Lehrschwimmbecken, ein Kurs- und ein Freizeitbecken sowie einen Eltern-Kind-Bereich vor. Ein Sportbecken soll acht Bahnen mit jeweils 25 Metern haben. Die Bremer Bäder rechnen für 2025 mit einem Bauantrag. Die Bauzeit soll dann etwa zweieinhalb Jahre betragen.

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