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Digitalisierung Das E-Rezept kommt im Herbst

Technische Probleme haben den Start des E-Rezepts immer wieder verzögert. Jetzt soll es losgehen: Was Patienten wissen müssen - wie Arztpraxen und Apotheken in Bremen vorbereitet sind.
17.06.2022, 05:00 Uhr
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Das E-Rezept kommt im Herbst
Von Sabine Doll
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Lange Zeit ging es im Schneckentempo voran, jetzt soll das elektronische Rezept (E-Rezept) in Deutschland eingeführt werden – und damit den rosa Zettel ablösen. In Bremen und Niedersachsen nutzen manche Arztpraxen und Apotheken die Technik bereits. 500 Millionen Rezepte für verschreibungspflichtige Medikamente bekommen die Bundesbürger jährlich bislang auf Papier.

 

Was ist das E-Rezept?

„Das E-Rezept ist ein digitaler Code, der in der Arztpraxis erzeugt und in der Apotheke gegen das verschriebene Medikament eingelöst wird. Er ähnelt einem QR-Code, wie man ihn vom digitalen Impfzertifikat kennt“, sagt Klaus Scholz, Präsident der Apothekerkammer Bremen. Der Rezeptcode enthält die Verordnungsdaten zum Arzneimittel. Mithilfe einer App für Smartphone oder Tablet können Patienten den Code direkt an die Apotheke weiterleiten.

Und wenn man kein Smartphone hat?

Wer die App nicht heruntergeladen hat oder nicht über ein Smartphone oder Tablet verfügt, bekommt das E-Rezept ausgedruckt auf einem Zettel – der Code wird in der Apotheke eingescannt. Dies ist laut Gematik auch der Fall, wenn man sich nicht mit der Gesundheitskarte in der App angemeldet hat: Hierfür braucht man eine elektronische Gesundheitskarte mit NFC-Funktion (Nahfeldkommunikation) und eine PIN, die man von der gesetzlichen Krankenkasse bekommt. Die halbstaatliche Firma Gematik ist für die Umsetzung zuständig.

Wann wird das E-Rezept eingeführt?

Vom 1. September an sind Apotheken bundesweit verpflichtet, E-Rezepte anzunehmen. Für Arztpraxen und Kliniken gilt die bundesweite Pflicht noch nicht. Die Gematik hat stattdessen einen Stufenplan vorgestellt: Ab September sollen zunächst in Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe die E-Rezepte häufiger ausgestellt werden, danach sollen immer mehr Regionen hinzukommen; welche und wann, hänge von der Pilotphase ab.

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Bekommt man das E-Rezept in Bremen und Niedersachsen schon?

In einzelnen Arztpraxen ist das laut Gematik schon möglich. „Unsere Praxis ist insgesamt modern aufgestellt mit Videosprechstunde oder Online-Terminkalender, deshalb haben wir auch bereits die Technik für das E-Rezept“, sagt der Bremer Kinderchirurg Felix van Wasen. „In der Medikamenten-Datenbank wird das Arzneimittel ausgewählt, die Verordnung als E-Rezept angeklickt und digital unterschrieben“, erklärt der Arzt. Derzeit bewege sich die Zahl der Patienten, die das E-Rezept nutzten, noch im einstelligen Bereich. Für den Arzt überwiegen deutlich die Vorteile, wenn das E-Rezept so genutzt werden könne wie geplant und die Versicherten über die App verfügten: „Sie müssen nicht mehr extra in die Praxis kommen, um etwa auch Folgerezepte abzuholen, auch aus Videosprechstunden kann verordnet werden.“

Wie sieht es in den Apotheken aus?

„Der 1. September steht für die etwa 140 Apotheken im Land Bremen“, sagt Kammer-Präsident Scholz. „Die meisten nutzen die Zeit für letzte technische Anpassungen, in einigen wird das E-Rezept bereits genutzt, auch bei uns“, sagt der Apotheker. Aktuell würden zwar vereinzelt vor allem Ausdrucke mit dem Rezept-Code eingereicht, weil etwa die Apps nicht heruntergeladen wurden. Allerdings gebe es auch immer noch Probleme mit der Technik, etwa mit den sogenannten Konnektoren für den sicheren Datentransfer. „Die stürzen immer wieder einmal ab“, so Scholz. „Generell bin ich aber absoluter Fan des E-Rezepts, das ist lange überfällig.“ Die Vorteile seien Geschwindigkeit und die Minimierung von Fehlern. Bundesweit sind laut Gematik derzeit 6598 Apotheken E-Rezept-bereit. Zahlen zu Praxen konnte die Gematik nicht nennen.

In vielen anderen Ländern gehört das E-Rezept längst zum Alltag. Warum hat es in Deutschland so lange gedauert?

„Bei der Digitalisierung hinken wir einfach gnadenlos hinterher“, sagt der Vorsitzende des Bremer Hausärzteverbands, Hans Michael Mühlenfeld. Er begrüße das E-Rezept „auf das Schärfste, aber die Technik muss ausgereift sein“. Technische Probleme verzögerten die Einführung immer wieder: Testphasen floppten, Software-Updates fehlten, zuletzt wurde im Dezember der Pflichtstart für den 1. Januar 2022 abgesagt. In der bislang laufenden Erprobungsphase wurden in sechs Monaten bundesweit knapp 33.300 E-Rezepte laut Gematik eingelöst. Die nun beschlossenen Vorgaben sollen das Tempo beschleunigen.

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