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Kundgebung auf Domshof verlegt Bis zu 10.000 Teilnehmer bei Demo gegen Rechts in Bremen erwartet

Angemeldet waren zunächst nur 500 Teilnehmer bei der Demo gegen Rechts. Nun rechnet die Polizei mit deutlich mehr. Am Sonnabend waren bundesweit rund 300.000 Menschen auf den Straßen, um zu demonstrieren.
19.01.2024, 13:21 Uhr
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Bis zu 10.000 Teilnehmer bei Demo gegen Rechts in Bremen erwartet
Von Frank Hethey

Es dürfte einiges los sein am Sonntag in der Bremer Innenstadt: Die Polizei rechnet aktuell mit 5000 bis 10.000 Teilnehmern an der "Laut gegen Rechts"-Demonstration. Angemeldet waren zunächst 500 Personen. Wegen der voraussichtlich hohen Teilnehmerzahl ist die Kundgebung vom Marktplatz auf den Domshof verlegt worden.

Bereits am Sonnabend haben bundesweit Hunderttausende gegen Rechts demonstriert. Zunächst hatten nur Schätzungen vorgelegen, nach denen etliche Zehntausend Teilnehmer dabei waren. Gegen Abend konkretisierten die Polizei und Veranstalter die Angaben. Über ganz Deutschland hinweg sollen rund 300.000 Menschen auf den Straßen gewesen sein. In einigen Städten lagen noch keine abschließenden Zahlen beider Seiten vor.

Die größten Kundgebungen gab es in Frankfurt am Main sowie in Hannover. Dort hatten sich je rund 35.000 Menschen versammelt. Der Frankfurter Römer war voller Menschen, die Transparente mit Aufschriften wie „Alle zusammen gegen den Faschismus“ und „Kein Platz für Nazis“ trugen. Auch in anderen Städten kamen Zehntausende Menschen zusammen, um friedlich zu protestieren – etwa gegen ein Erstarken der AfD. 

In Hannover rief Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) die Menschen bei der Kundgebung dazu auf, im eigenen Umfeld klare Kante gegen rechts zu zeigen und für Menschenrechte und Demokratie einzutreten. „Verteidigen wir unsere Demokratie“, appellierte er. Die Demonstranten trugen Plakate mit der Aufschrift wie etwa „Wir sind bunt“ oder „Faschismus ist keine Alternative“.

Für die Demonstration in Dortmund gab die Polizei die Teilnehmerzahl mit 30.000 an. In Karlsruhe setzten etwa 20.000 Demonstranten ein Zeichen, in Kassel waren es laut Polizei circa 12.000. Sogar auf Sylt hat es eine Kundgebung gegeben, 600 Teilnehmer wurden dort gezählt. Einschätzungen zufolge dürfte die Anzahl der Demonstranten über ganz Deutschland hinweg am Sonnabend im sechsstelligen Bereich gelegen haben. Tagesschau.de spricht von 250.000 Teilnehmern.

Demonstration in Bremen beginnt am Sonntag um 12 Uhr

Die in Bremen für Sonntag geplante Kundgebung soll um 12 Uhr beginnen und etwa drei Stunden dauern. Mit Verkehrsbehinderungen vor und nach der Kundgebung sei zu rechnen, sagt Polizeisprecher Philip Marotz. Straßensperrungen seien vorerst nicht vorgesehen.

Auch die BSAG wartet erst mal ab und plant derzeit keine Umleitungen. "Es werden aber Mitarbeiter vor Ort sein", sagt BSAG-Sprecher Andreas Holling. Seien Menschen gefährdet, würden die Straßenbahnen über Hauptbahnhof und Westerstraße umgeleitet. 

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Organisiert wird "Laut gegen Rechts" von den beiden Privatpersonen Susanna Janke und Lukas Röber. Im Gespräch mit dem WESER-KURIER verwiesen Janke und Röber auf das Potsdamer Geheimtreffen von AfD-Politikern und Gleichgesinnten als Auslöser ihrer Aktion.

Inzwischen unterstützt ein breites Bündnis aus Politik und Gesellschaft ihren Protestaufruf, ihre Teilnahme haben unter anderem auch Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) und Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) zugesagt. Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) hat ebenfalls sein Kommen angekündigt. „Wir sind alle aufgerufen, ein Zeichen für Zusammenhalt und Miteinander zu setzen. Ich freue mich, wenn ich Sie, wir uns auf dem Bremer Marktplatz treffen“, sagte Bürgermeister Andreas Bovenschulte am Donnerstag beim Neujahrsempfang im Rathaus, wie ein Video auf der Plattform X zeigt.

Die Forderung nach "Remigration" von Menschen mit ausländischen Wurzeln hat eine bundesweite Protestwelle ausgelöst. Auslöser der seit mehreren Tagen andauernden Proteste ist ein Bericht des Medienhauses Correctiv aus der vergangenen Woche über ein bis dahin nicht bekanntes Treffen von Rechtsradikalen in einer Potsdamer Villa vom 25. November. An dem Treffen hatten auch mehrere AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen.

Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte in Potsdam nach eigenen Angaben über „Remigration“ gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.

Geheimtreffen von Potsdam erinnert Bundesinnenministerin an Wannseekonferenz

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) fühlt sich durch das Treffen in Potsdam an die Wannseekonferenz der Nationalsozialisten erinnert. „Das weckt unwillkürlich Erinnerungen an die furchtbare Wannseekonferenz“, sagte sie der Funke Mediengruppe . Sie wolle beides nicht miteinander gleichsetzen. „Aber was hinter harmlos klingenden Begriffen wie „Remigration“ versteckt wird, ist die Vorstellung, Menschen wegen ihrer ethnischen Herkunft oder ihrer politischen Haltung massenhaft zu vertreiben und zu deportieren.“

Bei der Wannseekonferenz hatten am 20. Januar 1942 - vor genau 82 Jahren - hohe NS-Funktionäre über die systematische Ermordung von bis zu elf Millionen Juden Europas beraten. Ziel der Besprechung in einer Villa am Berliner Wannsee war es, die Umsetzung des Völkermords zu beschleunigen. Sie gilt als eines der Schlüsseldaten des Holocaust.

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