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Beim Warnstreik in Bremen E-Roller-Boom für einen Tag

Der eintägige Warnstreik im öffentlichen Personennahverkehr hat Elektro-Scootern vergangene Woche eine große Nachfrage beschert.
09.03.2023, 05:00 Uhr
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E-Roller-Boom für einen Tag
Von Justus Randt

Vieles stand still am Tag des Warnstreiks im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), aber nicht alles. Speziell die Anbieter von Leih-Elektrorollern haben nach eigenem Bekunden vom Ausstand der Straßenbahn- und Busfahrer stark profitiert. Die Zahl der Fahrten an diesem einzigen Tag hat bei Verleiher Voi bundesweit einen neuen Höchststand erreicht, auch in Bremen war die Nachfrage viel höher als sonst.

Während der Warnstreiks im ÖPNV vergangene Woche, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens, hätten sich die E-Scooter „für viele Reisende als echter Segen“ erwiesen. Der Mikromobilitätsanbieter hat laut Voi-Deutschland-Chef Stephan Bölte am Tag des Ausstands einen „massiven Fahrtenzuwachs“ von beispielsweise 548 Prozent in Leipzig erzielt. Für Bremen beziffert Voi-Sprecher Tim Schäfer den Zuwachs auf „über 167 Prozent“ am 3. März – verglichen mit dem Freitag der Vorwoche. Konkret hätten knapp 2900 Nutzerinnen und Nutzer am Streiktag knapp 5200 Fahrten mit den roten Voi-Scootern unternommen.

Eine ähnliche Zuwachsquote nennt auch Markus Ries, Regionalmanager Norddeutschland des Mitbewerbers Tier: „Überall, wo gestreikt wurde, erreichte die Zahl der Fahrten etwa das Zweieinhalbfache. Wir merken das ganz deutlich, wenn der ÖPNV stockt.“ Sowohl Voi als auch Tier reagierten auf die verstärkte Nachfrage, indem sie nach eigenen Angaben ihre Roller möglichst schnell im Stadtgebiet und in Bremen-Nord so umverteilten, dass potenzielle Kundschaft schnell fündig wurde.

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Für das schwedische Unternehmen Voi war der Streiktag mit bundesweit „über 110.000 Fahrten“ sogar der zweiterfolgreichste Geschäftstag in Deutschland. Noch mehr Fahrten habe es nur am 11. Juni 2021 gegeben – warum auch immer. Dies sei „letztlich ein warmer Sommertag“ gewesen, sagt Tim Schäfer, den Voi mit Werbeaktionen begleitet habe. Nicht mehr und nicht weniger. Dafür hat Voi neue Erkenntnisse über die „letzte“ Meile (rund 1,6 Kilometer): Bremerinnen und Bremer haben demnach am 3. März durchschnittlich 2,6 Kilometer auf Rollern zurückgelegt, „knapp 618 Meter mehr als sonst“. Zum Vergleich: In Münster sei die Fahrdistanz um etwa 800 Meter auf 2,7 Kilometer gestiegen, auch in Leipzig seien durchschnittlich 2,7 Kilometer gefahren worden, während Busse und Bahnen stillstanden. 2,4 Kilometer waren es in Hannover.

Trotz der streikbedingten Rollerverkehrsdichte habe die Polizei „kein erhöhtes Unfallaufkommen“ am 3. März festgestellt, teilt eine Sprecherin mit. Genauer gesagt: „Es wurden auch keine Verkehrsunfälle mit Personenschäden oder E-Scooter-Beteiligung gemeldet.“ Immerhin jede und jeder Sechste über 16 Jahre in Deutschland nutzt nach Erkenntnissen des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC) Elektroroller, mehr als die Hälfte (55 Prozent) mietet das   Elektrokleinstfahrzeug.

Wie berichtet, endete am Mittwoch die Bewerbungsfrist um die Sondernutzungserlaubnis für zwei Jahre, auf deren Basis der gewerbliche E-Roller-Verleih in Bremen geregelt ist. Zwei Lizenzen für jeweils 1000 Scooter im Stadtgebiet und für jeweils 250 in Bremen-Nord sind zu vergeben. Sowohl Tier als auch Voi haben sich nach eigenen Angaben erneut beworben – eine dritte Firma hatte laut Innenressort ebenfalls Interesse bekundet. „Die Auswahlentscheidung werden wir bis spätestens 31. März treffen und den Unternehmen zustellen“, teilt die Behörde mit. Die aktuellen Lizenzen gelten bis Ende April.

Zur Sache

Unfälle mit Elektrorollern

Im vergangenen Jahr sind nach Angaben der Polizei 109 Unfälle mit Elektrorollern in Bremen registriert worden. In 61 Fällen verursachten die Scooterfahrerinnen und -fahrer die Verkehrsunfälle. In 15 Fällen wurde Alkoholeinfluss als Ursache festgestellt, in zwei Fällen waren andere Rauschmittel bei den Beteiligten im Spiel. Im Jahr 2021 waren insgesamt 116 E-Roller-Unfälle festgestellt worden. 2020, als der Rollerverleih wegen der Corona-Pandemie zeitweilig eingestellt war, ereigneten sich 38  Unfälle.

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