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Fußverkehrscheck im Steintor Fühlen sich Fußgänger bei Dunkelheit im Viertel wohl?

Zwischen Straßenbahnen, Autos und Radfahrern haben es Fußgänger im Steintor schon am Tag teilweise schwer. Doch wie sieht es erst bei Dämmerung oder Dunkelheit aus?
13.11.2023, 05:00 Uhr
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Von Matthias Holthaus

„Es gibt viele Radverkehrsprojekte, aber wenig Projekte für Fußgänger“, sagt Sonja Gerling von der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung zu Beginn des zweiten Teils des Fußverkehrschecks in der Östlichen Vorstadt. Nachdem wenige Tage vorher Ortspolitiker, Anwohner, Elternvertreter, Behördenmitarbeiter und Raum- und Verkehrsplaner bei Tageslicht mitunter recht schwierige Situationen für Fußgänger im Viertel entdecken konnten, sollte es nun in der Dunkelheit weitere Erkenntnisse geben. „Heute also die Dämmerung“, sagt Sonja Gerling, „wie fühlt sich das an als Fußgänger?“

Am Treffpunkt Horner Straße Ecke Vor dem Steintor fühlt sich die etwa zwölfköpfige Gruppe erst einmal nicht unwohl: Es soll bei diesem Fußverkehrscheck auch um Aufenthaltsqualität gehen, und die scheint an diesem Ort nicht schlecht zu sein – warum sonst sitzen Menschen auch bei herbstlichem Wetter noch vor dem französisch anmutenden Café?

Eine gefährliche Stelle für Kinder

Beiratssprecherin Carola Schirmer von den Grünen findet jedoch die Straßenführung etwas schwierig, viele Kinder nähmen den Weg von der Horner Straße über die Straße. „Eine ziemlich gefährliche Stelle für Kinder, und das Kopfsteinpflaster ist auch nicht barrierefrei.“ Die Kinder nähmen die wenige Meter entfernte Ampel nicht, sagt auch eine Elternvertreterin, doch Nathalie Rehbaum von der Planersocietät Frehn Steinberg Partner GmbH sagt dazu: „Überall Ampeln zu errichten, geht leider nicht.“ Die Sichtverhältnisse müssten jedoch gut sein, meint sie, wichtig seien freie Sichtachsen und die Erhöhung der Aufmerksamkeit. „In Berlin etwa arbeiten sie zum Beispiel mit auf den Boden aufgemalten weißen Fußstapfen.“ Theoretisch könnte man alle 50 Meter eine Ampel errichten, sagt auch ihr Kollege Niklas Rischbieter – geht aber nicht.

Was aber gehen könnte: „Es muss erkenntlich sein, wo zum Beispiel Gehbehinderte queren können“, und wie die Gruppe sieht, besteht zumindest an der Stelle an der Horner Straße ein wenig Nachholbedarf. Die Gruppe sieht aber auch, dass der Platz insgesamt sehr gut angenommen wird – nicht nur von Cafébesuchern, sondern auch von Fußgängern und Radfahrern. Diese können in dem Bereich auch ihr Rad abstellen, doch Steffen Breyer vom Verkehrswendeclub VCD meint: „Die Radabstellmöglichkeiten an dem Platz reichen trotzdem nicht.“ Sonja Gerling von der senatorischen Dienststelle sagt daraufhin: „Es sollen weitere Fahrradbügel aufgestellt werden, alleine schon wegen der Sichtachse.“ Das Kopfsteinpflaster in der Horner Straße wird jedoch von vielen aus der Gruppe als regelrecht schlimm empfunden – Ergebnis des optisch schönen Straßenbelags: Die Radfahrer fahren vielfach auf dem Fußweg.

Anwohner ärgern sich über Müll

Am Mecklenburger Platz monieren einige Gruppenmitglieder die Bordsteine: Diese müssten ihrer Meinung nach abgesenkt werden, ein teilnehmender Rollatorfahrer musste sein Gefährt erst einmal anheben, um auf den Platz zu gelangen. Die Beleuchtung: verbesserungswürdig, die Spielstraße Berliner Straße „endet irgendwie im Nirwana“. Eine komische Straße sei das, sagt eine Teilnehmerin, und Carola Schirmer meint: „Kurz vor dem Glascontainer sehen wir die ankommenden Autos gar nicht mehr.“ Der Platz selbst aber werde gut genutzt, die Bänke würden zum Verweilen einladen, wobei sich einige Anwohner über manche Nutzer sehr ärgern: „Wir räumen regelmäßig Scherben und Müll weg“, berichtet eine Anwohnerin, „und ich wünsche mir eine stärkere Bespielung des Platzes.“ Auch die Mauer in Sitzhöhe am Rande des Platzes sei ein Problem, weiß Bianca Wenke von der SPD: Männer nutzten die Mauer als Ort zur Verrichtung ihrer Notdurft“, sagt sie, „Toiletten sind ein großes Problem hier. Vielleicht könnte ein Pissoir helfen?“

„Toiletten sind ein großes Problem hier. Vielleicht könnte ein Pissoir helfen?“
Bianca Wenke (SPD)

Weiter geht es zur Grundstraße, der Durchgang zwischen Brunnen- und Grundstraße ist recht belebt, doch eine Anwohnerin meint: „Für Autofahrer ist das immer ein Schreckmoment, wenn Radfahrer aus dem Durchgang kommen.“ Generell kritisch sieht Alexandra Werwath von den Grünen den häufig wechselnden Straßenbelag: Sie regt daher Piktogramme an und eine einheitliche Pflasterung „das wäre auch für das Stadtbild schön.“ Am Platz unter der Laterne in der Grundstraße steht die Gruppe dann an einer Art Furt, die über die Straße führt – zuvor schaut sie jedoch nach rechts auf einen großen Kastenwagen: „Wir stehen hier und schauen auf ein großes Auto, das die Sichtachse versperrt. Sichtachsen sind ein großer Punkt, die Fußgänger verschwinden hinter solchen Autos“, sagt Niklas Rischbieter. An der Ecke Auf der Kuhlen und Brunnenstraße sehen die Teilnehmenden nicht viel, was vor allem an den Lichtverhältnissen dort liegt. Ebenso problematisch: die Parksituation.

Zu wenig Platz für Rollstuhlfahrer

Am Elisabeth-Hannover-Drück-Platz dann wird allseits das „tolle Café“ gelobt, dort könne man gut sitzen. Ebenfalls könne man gut rund um den dortigen Baum sitzen, wobei Niklas Rischbieter auch sagt: „Diese Sitzgelegenheit richtet sich wohl eher an Jüngere, da es eine Mauer ist“, also nichts zum Anlehnen. Was aber von allen bemängelt wird: die Müllablagerungen. Es kämen sogar Menschen von außerhalb, um dort ihren Müll abzuladen, heißt es aus der Gruppe.

Der Zugang zwischen Sophien- und Lübecker Straße findet allgemein Anklang bei der Gruppe, wenngleich die Geländer ein wenig weiter auseinanderstehen könnten: „Der Raum zwischen den Geländern scheint für Rollstuhlfahrer nicht breit genug zu sein“, meint Niklas Rischbieter, „hier müsste die Breite 1,50 Meter betragen.“

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