Schon 2018 sorgte ein Wasserrohrbruch am Dobben für erhebliche Verkehrsirritationen. Das Verkehrschaos hat sich nun allerdings noch einmal verschärft. Denn am 3. Mai ist Phase zwei des Verkehrsversuches in der Humboldtstraße angelaufen. Dabei wurden Modalfilter in Form von Pollern als Sperre für den Durchfahrtsverkehr westlich der Horner Straße gesetzt. Entstanden ist dadurch eine durchlässige Sackgasse. Eine gute Woche später kam es am Dobben zu einem Wasserrohrbruch. Die Reparaturarbeiten sollen dem Vernehmen nach bis Anfang Juni abgeschlossen sein. "Dieser Wasserrohrbruch kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, er ist hochgradig problematisch", räumte Anne Mechels vom Team Nahmobilität aus dem Mobilitätsressort in der jüngsten, digitalen Sitzung des Mobilitätsausschusses des Beirates Östliche Vorstadt ein. Bislang ist noch unklar, ob das Ende von Phase zwei, die bis Anfang Juli laufen sollte, wegen der Panne mit dem Wasserrohrbruch am Dobben und der daraus resultierenden Sperrung wird eingehalten werden können.
Ungewollte und sehr abenteuerliche Wendemanöver
Erschwerend hinzugekommen sei, dass aufgrund der nassen Witterungsverhältnisse die gelben Markierungen rund um die Poller erst eine Woche später aufgebracht werden konnten. Passanten hatten sich beschwert, dass die Poller in der Dunkelheit nicht zu sehen seien. Zudem war der Beginn der Phase zwei von viel Unruhe, um nicht zu sagen Chaos geprägt, da die Menschen, besonders Ortsfremde, sich nicht mehr zurechtgefunden hätten, so auch die Beobachtung von Mechels. Und weiter: Die Kraftfahrzeuge seien teilweise über Fuß- und Radwege gefahren, um zu wenden. Es sei schon zu "abenteuerlichen Wendemanövern gekommen", obwohl zwei Parkplätze extra für das Wenden reserviert worden seien.
Leser, die an den WESER-KURIER schrieben, kritisierten, dass sich auch die Polizei nicht an die neuen Verkehrsregeln gehalten habe. Die Verkehrsplanerin hatte sogar selbst beobachtet, wie Pkw versuchten, durch den Zwischenraum der Poller zu fahren. Das ist nun nicht mehr möglich, da die Poller enger zusammengezogen wurden. Außerdem seien die temporären Änderungen in der Verkehrsführung bei der Verkehrsmanagementzentrale hinterlegt und so in die GPS-Systeme eingespeist worden, so Mechels weiter. Bedenken, ob denn überhaupt die Rettungssicherheit gewährleistet sei, entkräftete Mechels mit dem Hinweis, dass die Besatzungen von Ambulanzen und Feuerwehrwagen über Schlüssel verfügten, um die Poller temporär auszuhebeln. Das sei auch vorher mit ihnen so abgesprochen gewesen.
"Aber so ist das eben, wir sind zurzeit ein Reallabor", fügte sie hinzu. Die Flexibilität des Straßennetzes werde auch durch die Folgen des Wasserrohrbruchs nun auf eine Belastungsprobe gestellt. Das wirke sich auch auf die Akzeptanz des Verkehrsversuches bei der Bevölkerung aus. "Das ist schon eine Herausforderung", so Mechels. Die Folge: Der Verkehr sucht sich nun über Sielwall, Steintor, Fehrfeld und Humboldtstraße seinen Weg. Ähnliche Effekte seien auch bei Verkehrsversuchen in anderen Großstädten zu beobachten gewesen, unterstrich die Verkehrsplanerin. Ein Reallabor, das momentan in den Straßen rund um die Humboldtstraße für erhitzte Gemüter sorgt. Bei Anne Mechels stapeln sich die Zuschriften, positive wie negative wie sie berichtet. Allerdings überwögen die negativen Reaktionen, wie sie einräumte. Und die Anwohnerschaft in der Bismarck-, der Bessel-, der Theresen- und der Schönhausenstraße klagt etwa durch Verdrängungsmechanismen über eine Verdoppelung bis Verfünffachung des Durchgangsverkehres, zudem führen Autofahrer oft falsch in die Straßen. Durch das Mehraufkommen der Fahrten über Kopfsteinpflaster käme es zu erheblichen Lärmbelastungen.
Karin Steiger von der Bürgerinitiative Leben im Viertel machte einen Vorschlag zur Güte. Jetzt lieber Phase zwei des Verkehrsversuches Humboldtstraße durchzuführen, ohne immer wieder Ausnahmen zu machen. "Es ist schwierig, wenn jede Initiative sich meldet", sagte sie. So sei auch schon Kritik aus der Alwinen- und Goethestraße an sie herangetragen worden. Sie selbst genieße es als Radfahrerin wie andere Radfahrende auch, dass sie durch die jetzt ruhige Humboldtstraße quasi fliegen könnte. Aktuell haben sich einige Bürgerinitiativen formiert wie die Bürgerinitiative Östliche Vorstadt, die mit einem Faltblatt zum Mobilitätsfrieden aufrufen. So plädierte Astrid Hager-Guthrie für eine Diskussion mit der Behörde auf Augenhöhe. Anne Mechels stellte allerdings auch klar, dass Behauptungen, die von der Bürgerinitiative in Umlauf gebracht worden seien, nicht immer der Wahrheit entsprächen, so zum Beispiel, dass 70 Parkplätze in der Feldstraße weggefallen seien.
In Phase drei des Verkehrsversuches sind ab Juli unter anderem folgende Maßnahmen geplant: Die Einbahnstraße wird in Richtung Osten vom Dobben zur St.-Jürgen-Straße hin geführt. An der Einfahrt St.-Jürgen-Straße in die Humboldtstraße ist das Aufbringen von Leitelementen vorgesehen, um den Kraftfahrzeugverkehr an dieser Stelle herauszuhalten. Zusätzlich das Aufbringen von Richtungspfeilen und Fahrradpiktogrammen in der Humboldtstraße sowie die Erneuerung der Fahrbahnmarkierung. Zudem werden für die Zeit des Verkehrsversuches vor der Einmündung am Dobben/Humboldtstraße in Höhe der Bäckerei zwei Parkplätze durch fünf Fahrradbügel ersetzt. Zu diesem Zweck wird die Versetzung des Bikeports vor der Friedensgemeinde an diese Stelle erwogen.