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Gabelprobe Das "Unhold" vereint Kunst und Kulinarik

Bewusst gewählte Zutaten und ein Sinn für Ästhetik kennzeichnen das gastronomische Konzept des Restaurants "Unhold" in der Humboldtstraße. Betrieben wird das Lokal von einem Koch und einer Künstlerin.
01.07.2023, 05:00 Uhr
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Von Antje Noah-Scheinert

Ein Unhold sei in manchen Volkssagen ein Baumeister, der Unmögliches möglich macht, weil er einfach mehr kann – behauptet zumindest Wikipedia. Für Elise Müller und Niklas Komm ist „Unhold“ kleingeschrieben einfach ein schönes altes Wort. Fast ein Jahr haben sie nach dem Namen für ihr Lokal gesucht. Als er schließlich gefunden war, sind sie ihm trotz Widersprüchen treu geblieben – auch, wenn er es noch immer nicht an die Hauswand geschafft hat. „Das haben wir bewusst so gemacht“, sagt Niklas Komm. Ihr Wunsch sei es, dass sich ihr Lokal herumspricht, weiterempfohlen wird, die Gäste kommen und gucken, ob es einen Platz gibt. Und genau das passiert. Nicht zuletzt deswegen bin ich hier gelandet und habe die ehemalige „Heidi“ nicht wiedererkannt.

Die Künstlerin und der Koch spiegeln sich in den hellen Räumen wider: Elise Müllers Bilder haben eine charmante Ironie und Leichtigkeit. Was wie Zufall wirkt, ist sorgsam geplant. „Ein Jahr haben wir saniert“, sagt Niklas Komm. Durch Studium und Ausbildung kamen die Berlinerin und der Kieler zur Gastronomie und ihrer Einstellung dazu.

Im Unhold, so scheint es, gibt es keine unbewusst ausgewählten Grundzutaten. „Wir machen fast alles selbst: Honig von meiner Mutter, unser eigener Essig, eigene Kräuter, bewusste Händler“, sagt Niklas, den der Einkauf im Super- oder Großmarkt langweilt. „Wir wissen, was wir verkaufen, weil wir wissen, was darin ist“, ergänzt Elise.

Und auf der Karte finde ich (neben den Gerichten die Adressen der Hersteller – illustriert von Elise) so spannende Dinge, dass ich mich kaum entscheiden kann. Darum vorweg mein Highlight, das ich auch noch nicht in Bremen gegessen habe: Waffelburger mit gebratener Wassermelone, Ziegenkäse, Rucola, Kartoffelkrossis und Salzzitronen- Aioli (17,60 Euro). „Ich glaube, das habe ich aus Frankreich“, überlegt Elise Müller. „So abwegig sind Waffeln statt Bun gar nicht, wenn man den Teig bedenkt“, meint Niklas Komm. Stimmt eigentlich – auf jeden Fall ist die Kombi super.

Auch das selbst gemachte Sauerteigbrot ist köstlich. Bei der geschmacklich guten Bouillabaisse hätte ich die Rouille (die Sauce, die zur Bouillabaisse oder Fischsuppe serviert wird, Anm. d. Red.) allerdings gern extra gehabt. In das Himbeer-Dressing, das es zum Rinderfilet mit Wildkräutersalat gab (Preis: 14,20 Euro) hätte ich mich reinlegen können. Nur zu gern hätte ich meine Gabel geschnappt, um damit an den Nachbartischen zu probieren. Es sah alles so gut aus.

Besonders zusammenreißen musste ich mich beim Boeuf Bourgignon – es roch einfach köstlich. „Der Hof Früchtenicht, von dem wir unser Charlois Rind bekommen, darf seine Tiere auf der Weide schießen, das bedeutet: keine Stresshormone. Das schmeckt man“, verspricht Niklas Komm. Ich werde es noch probieren. Ach ja, Desserts können die beiden auch: Bei der Deko verbinden sich Kunst und Kulinarik; Künstlerin Elise und Koch Niklas halt.

Das sagen die Stammgäste: "Ich gehe in alle Läden, die im Viertel eröffnen – manchmal nur einmal. Ins Unhold komme ich gern und immer wieder"; "Für mich die derzeit beste Küche in Bremen"; "Mir gefällt der künstlerische Anspruch und dass hier Veganer, Vegetarier und Fleischesser wirklich gutes Essen bekommen"; "Das einzige Restaurant, in dem ich Fleisch esse"; "Das Essen ist einfach mega … besonders Boeuf Bourgignon."

Unhold, Humboldtstraße 136, 28203 Bremen, Telefon 0421/36 76 79 38, www.unhold.restaurant, Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag ab 17.30 Uhr, barrierefreies WC vorhanden.

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