Bremen. Die Bremer Wirtschaft und die Kirchen begrüßen die Entscheidung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die Osterruhe zurückzunehmen und bei der althergebrachten Regelung mit – im Rahmen der Corona-Verordnung – geöffneten Geschäften und Gastronomie am Gründonnerstag und am Ostersonnabend zu bleiben. Es sei „der richtige Beschluss gewesen, den Vorschlag eines verlängerten Lockdowns zurückzunehmen“, sagte Janina Marahrens-Hashagen, Präses der Handelskammer. Die Wirkung wäre aus ihrer Sicht gering, der wirtschaftliche Schaden enorm gewesen. Bernd Kuschnerus, Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) sagte, der Entscheidung der Kanzlerin, den Planungsfehler einzuräumen, gebühre großer Respekt.
Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) hatte die Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz als „notwendig“ bezeichnet. Insofern bedauere er, „dass der Bund sich nicht dazu in der Lage sieht, die mit der verlängerten Osterruhe verbundenen Fragen verbindlich zu klären.“ Bovenschulte appellierte an die Bremer, sich auch ohne angeordnete Osterruhe über die Feiertage mit möglichst wenig Menschen zu treffen. „Es bleibt das Ziel, die sozialen Kontakte und die Mobilität, insbesondere auch Auslandsreisen, in den nächsten Wochen und insbesondere über die Feiertage auf das Notwendige zu reduzieren.“
Merkel hatte die Rücknahme der Verschärfungen, die die Ministerpräsidenten mit dem Kanzleramt beschlossen hatten, bei einer kurzfristig angesetzten Konferenz mit den Länderchefs mitgeteilt. Der Grund: Viele rechtliche Fragen, unter anderem zu Lohnzahlungen, hätten in der Kürze der Zeit nicht gelöst werden können. Die Bürgerinnen und Bürger bat die Kanzlerin um Verzeihung für die entstandene Verunsicherung. „Das bedauere ich zutiefst“, sagte Merkel. Ihr Parteikollege Andreas Mattfeldt, Bundestagabgeordneter für Osterholz/Verden, schloss sich Stimmen der Opposition an, die den Bund-Länder-Gipfel nach der Rückwärtsrolle der Kanzlerin als Entscheidungsgremium infrage stellten. „Da ist aus dem Bauch heraus entschieden worden, dann passieren solche Fehler“, so Mattfeldt.
Auch Janina Marahrens-Hashagen kritisiert ein „desolates Krisenmanagement von Bund und Ländern“. Neben Impfungen und Schnelltests müssten auch regionale Besonderheiten berücksichtigt werden. Tübingen oder Rostock zeigten, was mit intelligenten Kombinationen an Öffnungen bei gleichzeitigem Infektionsschutz möglich sei. Matthias Fonger, Handelskammer-Hauptgeschäftsführer, fordert, dass auch Bremen „eine Modellregion für innovative Ansätze“ werden müsse.
Was die Ostergottesdienste angeht, setzt die BEK auf eine Mischung aus Vor-Ort- und digitalen Angeboten. Bund und Länder haben die Kirchen gebeten, auf Präsenz-Feiern zu verzichten. Die BEK will zum Beispiel am Gründonnerstag und am Karsamstag im St. Petri Dom der Corona-Opfer gedenken. „Wir sind uns unserer Verantwortung in der Pandemie bewusst und werden weiterhin alle Gottesdienste verantwortungsvoll durchführen“, sagte Kuschnerus.
Auch ein Bremer Ostergottesdienst als Livestream sei in Planung. Bei den katholischen Gemeinden soll jeder Pfarrer mit dem Kirchenvorstand und dem Gemeinderat beraten, ob es Präsenzgottesdienste geben wird, teilte der Bremer Gemeindeverband mit. Der Einsatz von Schnelltests vor der Kirchentür sei möglich.
Verschärfungen der Corona-Regelungen
Mit 134 neu gemeldeten Corona-Infektionen liegt die Stadt Bremen seit Mittwoch mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von 101,7 wieder knapp über der Marke, ab der Verschärfungen der Corona-Maßnahmen in Kraft treten sollen, wenn sich die Tendenz über mehrere Tage festigt - die sogenannte „Notbremse“. Der Bremer Senat wird sich laut Alicia Bernhardt, Pressereferentin im Gesundheitsressort, an diesem Donnerstag mit dem Thema befassen. Das ist auch deshalb notwendig, weil die aktuelle Coronaverordnung nur bis Sonntag, 28. März, gilt und verlängert werden muss.
Für Bremerhaven treten ab diesem Donnerstag Verschärfungen zunächst bis zum 18. April in Kraft. Einkaufen mit Termin im Einzelhandel ist vorerst nicht mehr möglich. Museen (Ausnahme: Zoo am Meer) müssen schließen, und der bislang erlaubte Gruppensport für Kinder im Freien wird untersagt. Zusätzlich beschloss der Magistrat, dass Polizei und Ordnungsamt die Maßnahmen „so intensiv wie möglich“ kontrollieren und Ordnungswidrigkeiten restriktiv ahnden sollen. Auf eine Ausgangssperre verzichtete die Stadt zunächst. Sie soll erst gelten, wenn der Inzidenzwert an drei Tagen über 200 liegt. Dann müssten die Bremerhavener zwischen 22 und 5 Uhr zu Hause bleiben.