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Neuer Ausbildungsweg Bremen: Duales Lehramtsstudium soll kommen

Mehr Praxisnähe und neue Gruppen ansprechen: Das ist das Ziel eines neuen Wegs in Bremen Lehrer zu werden. Künftig soll man Lehramt auch im Dualen Master studieren können. Das wollen Grüne, SPD und Linke.
29.05.2024, 05:00 Uhr
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Bremen: Duales Lehramtsstudium soll kommen
Von Sara Sundermann

Die Koalitionsfraktionen wollen, dass man in Bremen künftig auch Lehramt in einem Dualen Studium anwählen kann. Die Initiative für das duale Studium kam von den Grünen, ihr Antrag wurde dann von SPD und Linken unterstützt. Bisher müssen angehende Lehrkräfte zunächst einen Bachelor machen, dann einen Master und im Anschluss ein 18-monatiges Referendariat an einer Bremer Schule. Daneben gibt es verschiedene Wege des Quereinstiegs.

Nun soll ein weiterer Weg hinzukommen: ein dualer Lehramts-Master. „Es geht nicht darum, das bisherige System abzuschaffen, sondern eine Ergänzung zu schaffen“, sagt die grüne Bildungspolitikerin Franziska Tell. Ziel sei es, mehr Lehrkräfte zu gewinnen und Theorie und Praxis in der Ausbildung besser zu verzahnen. „Es geht auch darum, neue Personengruppen anzusprechen“, sagt Tell.

Zum Beispiel Personen mit Berufserfahrung in anderen Bereichen, die es sich nicht leisten könnten, noch einmal komplett neu zu studieren. Duale Studiengänge könnten insbesondere für Studieninteressierte aus Elternhäusern mit wenig Geld attraktiv sein, weil man in einem dualen Master schon im Studium ein Gehalt bekomme, sagt Tell.

Zunächst solle in Bremen ein dualer Masterstudiengang als Modellvorhaben an den Start gehen – mit Fokus auf Mangelfächer, heißt es im Antrag der Koalition. Später solle dieses Modellprojekt evaluiert werden und dann duale Studiengänge auch für weitere Fächer und für den Bachelor eingerichtet werden.

Bremen braucht 3000 Lehrkräfte bis 2030

In den vergangenen Jahren konnten nie alle Lehrerstellen in Bremen besetzt werden, zuletzt waren etwa 100 Stellen unbesetzt. In Bremen müssten bis 2030/31 laut Prognosen über 3000 neue Lehrkräfte eingestellt werden, heißt es in einem Positionspapier der Grünen. „Das ist eine große Herausforderung.“

In anderen Bundesländern gebe es zum Teil bereits die Option, Lehramt als duales Fach zu studieren. So könne man zum Beispiel in Flensburg Sonderpädagogik im dualen Master studieren. Auch an der Cottbusser Universität solle ein praxisorientierter Master für Grundschullehramt kommen.

Zu wenig Studienplätze für Inklusions-Pädagogen

Allerdings sind nicht alle in der Koalition glücklich damit, wie Bremen sich bei der Lehramtsausbildung für die Zukunft aufstellt. Die Linken befürworten zwar die Pläne für das duale Studium. Aber sie verweisen auf einen Bereich der Ausbildung, bei dem es ihrer Auffassung nach massiv hakt: Für den Bereich Inklusion, der in Bremen besonders wichtig ist, würden derzeit viel zu wenig Pädagogen ausgebildet, kritisiert Bildungspolitikerin Miriam Strunge (Linke). „Der Personalbedarf in diesem Bereich ist extrem, und unsere derzeitigen Ausbildungskapazitäten reichen hinten und vorne nicht.“

Derzeit gebe es an der Bremer Uni nur 60 Studienplätze für inklusive Pädagogik. Dabei sei absehbar, dass bis 2030 an Bremens Schulen mindestens 530 zusätzliche Stellen für Inklusionslehrkräfte besetzt werden müssten. Dieser Stellenbedarf geht aus dem Personalentwicklungskonzept der Bildungsbehörde hervor. Die Linke hatte sich bereits im November mit einem Antrag für eine Ausweitung der inklusiven Pädagogik eingesetzt. „Jetzt die Studienplätze nicht auszuweiten, halte ich für den absolut falschen Weg“, so Strunge. „Wenn wir nicht genügend Personen für inklusive Pädagogik haben, leiden darunter alle Kinder in der Klasse, nicht nur die mit Förderbedarf.“

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Diskussion im Landtag

An diesem Mittwoch debattieren die Bürgerschaftsabgeordneten über das duale Lehramtsstudium. Den entsprechenden Antrag mit der Überschrift „Bessere Lehrkräfteversorgung durch ein duales Lehramtsstudium“ hatten Grüne, SPD und Linke ins Parlament eingebracht. Demnach soll der Senat aufgefordert werden, zeitnah mit der Uni, dem Landesinstitut für Schule, dem Bremerhavener Magistrat sowie mit Praktikern zu prüfen, in welcher Form und in welchem Umfang ein solches Studium in der Hansestadt eingeführt und finanziert werden kann. Den Christdemokraten geht das nicht weit genug: Die Fraktion fordert in einem Dringlichkeitsantrag, dass ein entsprechender Studiengang zum Wintersemester 2025/26 eingeführt wird. „Damit wollen wir kurzfristig die Möglichkeit schaffen, mehr Lehrkräfte auszubilden und an die Tafel zubekommen. Andere Bundesländer wie Thüringen, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt führen dieses bereits in diesem Jahr noch ein“, sagt die bildungspolitische Sprecherin Yvonne Averwerser. (bem)

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