Der Aufsichtsrat der Gesundheit Nord (Geno) hat sich bereits Anfang Juli positioniert: Die stationären Abteilungen des Klinikums Links der Weser (LdW) sollen in den nächsten Jahren an das Klinikum Bremen Mitte (KBM) verlegt werden, das LdW soll danach nur noch ein Grundversorger sein. Auch das Herzzentrum mit den fachärztlichen Praxen soll umziehen – und da interessierte den Beirat Östliche Vorstadt im voll besetzten Bürgerhaus Weserterrassen die Frage: Wie sieht es denn dann mit den verkehrlichen Auswirkungen im und am Neuen Hulsberg-Viertel aus?
Wie sieht die derzeitige Situation aus?
„Heute ist es so, dass der Standort nicht ausgelastet ist“, erläuterte Klaus Beekmann vom Vorstand der Geno, „wir sind unterbelegt“. Von daher müsse auch überlegt werden, welche Auswirkungen die LdW-Verlegung haben werde – auch für Mitarbeitende. „Wir brauchen eine Organisation der Mobilität“, sagte er, und auch deshalb sei bereits im Jahre 2012 ein Mobilitätskonzept erstellt und 2017 überarbeitet worden. „Das ist noch immer Stand der Dinge, wir wissen aber auch, dass sich Mobilität drastisch verändert. In 2027 und 2028 werden wir das LdW integriert haben, und da müssen wir die Voraussetzungen schaffen.“ Dafür sollen Erhebungen vorgenommen werden, unterstützt durch Experten und Planungsbüros. Außerdem sollen Umfragen unter den Beschäftigten ermitteln, mit welchem Verkehrsmittel sie das KBM erreichen werden. „Und wir beraten, wie wir mit der BSAG zusammenkommen“, sagte Beekmann. Denn: „Wir hätten gerne eine eigene Haltestelle am Standort.“
Ist eine Buslinie geplant?
Von der Bismarckstraße soll es mit dem Bus in das Quartier gehen, um am Eltern-Kind-Zentrum Professor Hess abbiegend auf die St.-Jürgen-Straße zu kommen. Dort, wo der Bus fährt, soll zum Teil auch der Radverkehr entlangführen, der quer durch das Quartier führen und in die Friedrich-Karl-Straße münden wird.
Wo kann geparkt werden?
Um das Bettenhaus herum soll es Parkmöglichkeiten geben: Dafür wird die Chirurgie abgerissen, die dann entstandene Freifläche wird Parkraum. Zudem soll es eine Einbahnstraßenlösung geben. „Für Patienten, die mit dem Taxi kommen und zum Haus 2 möchten“, erklärte Beekmann. Diese Lösung soll die St.-Jürgen-Straße bei der Ankunft von Patienten entlasten. Und für Fahrräder soll es rund um das Gelände Stellplätze geben.
Wie wird sich der Verkehr in der Luft entwickeln?
„Im LdW gibt es vom ADAC eine Luftrettungsstation. Die werden wir am KBM nicht haben. Das KBM wird mit dem Hubschrauber nur angeflogen, wenn der Patient dort aufgenommen werden soll“, sagte Beekmann. Der Landeplatz solle erhalten bleiben, es werde aber nur An- und Abflüge geben, keine Stationierung.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Stadt?
Aktuelle Daten und Zahlen konnte der Vertreter der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung (SBMS) nicht vorlegen. „Ich hoffe, gemeinsam mit der GEG und der Geno bis Ende des Jahres etwas vorlegen zu können“, sagte Michael Flassig von SBMS, „die Stadt war aber bislang nicht sonderlich involviert.“ Auch Florian Kommer von der Grundstücksentwicklung Klinikum Bremen-Mitte (GEG) sagte: „Heute ist nicht der Moment für Zahlen. Zahlen erhoffen wir uns zum Ende des Jahres.“ Ein Ingenieurbüro untersuche aber, ob die St.-Jürgen-Straße geeignet sei, die Verkehre zum Parkhaus aufzunehmen.
Was sagt der Beirat?
„Ich bin irritiert, das habe ich alles schon mal gehört“, meinte Helmut Kersting (Linke). Seit acht Jahren sei er im Beirat, alles habe sich auf das KBM bezogen, ohne dass bekannt gewesen sei, dass das LdW integriert werden solle. Anke Kozlowski (SPD) sagte: „Uns als Beirat ist es wichtig, das Konzept für den ganzen Stadtteil zu denken.“ Stefan Schafheitlin (Leben im Viertel) meinte: „Dass durch die Zusammenlegung kein erhöhtes Verkehrsaufkommen entsteht, ist irreal.“ Wie die Mitarbeitenden des bisherigen LdW zu ihrem zukünftigen Arbeitsplatz, dem KBM, kommen werden, fragt sich Alexandra Werwath von den Grünen. „Gibt es Anreize, ohne Auto ins Quartier zu kommen?“ Die Antwort des Vorstandes der Geno: „Am Ende ändert sich mit circa 850 Betten nichts. Die Grundlagen haben sich in den vergangenen zehn, 15 Jahren nicht geändert.“ Mitarbeitenden werde aber ein Fahrradleasing angeboten. „Natürlich müssen wir da aber mehr anbieten und tun. Das Parkhaus wird aber ausreichend groß sein.“
Gibt es Aussagen zur verkehrlichen Einbindung in den Stadtteil?
Armin Dettmer vom ASV sagte, es gebe bislang drei Ampeln in der St.-Jürgen-Straße. „Wir haben uns aber fünf Ampeln vorgestellt, unter anderem bei der Humboldtstraße, der Schule an der Lessingstraße und am Parkhaus. Zudem soll eine Querung Am Schwarzen Meer entstehen – die Übergänge sollen dabei durch Baken gesichert werden, damit dort keine Pkw stehen können. „Und im Bereich Graf-Waldersee-Straße gibt es Überlegungen, im südlichen Bereich eine Fußgängerüberquerung zu installieren.“
Was hat der Beirat beschlossen?
Der Beirat fordert die Geno auf, zusammen mit SBMS ein übergreifendes Konzept mit dem Ziel zu erarbeiten, weitere Belastungen und Gefährdungen von Anwohnern, Fußgängern und Radfahrern zu verhindern. „Darunter fallen fließende und ruhende Verkehre auf den Straßen und Wegen sowie die Lärmbelastung durch vermehrte Hubschraubereinsätze und Rettungsfahrten.“ Zudem soll die Geno das Konzept bis Ende Januar 2024 dem Beirat vorstellen, wobei bereits bei der Planung Beirat, Ortsamt und Anwohner einbezogen werden sollen.