"Vorsicht, Stufe!" – dieser Warnhinweis würde vor einer Kneipe am Brommyplatz im Stadtteil Peterswerder vermutlich nicht ausreichen, sondern müsste noch mit dem Zusatz "Vorsicht, Baum!" versehen werden. Nicht nur Gäste des Hopfen & Schmalz reagieren verwundert beim Anblick der Neupflanzung vor der Eckkneipe. Denn der Baum steht direkt vor den Stufen, die zum Eingang des Lokals führen. "Wir sind dankbar, dass der Baum neu gepflanzt wurde", sagt Kneipenwirt Christian Fuchs, räumt aber ein: "Das hätte so nicht laufen sollen." Der Fehler liegt aber ganz woanders, als man auf den ersten Blick vermuten könnte.
Die Neupflanzung des Baumes durch den Umweltbetrieb Bremen (UBB) sollte einen zuvor entstandenen Schaden zumindest teilweise kompensieren. Rund 40 Jahre lang hatten vor dem Lokal drei Bäume gestanden – "zwei Bäume im Privatbesitz und ein städtischer Baum in der Zuständigkeit des UBB", teilt deren Sprecherin Kerstin Doty mit. Bis der Hauseigentümer im Frühjahr 2024 eine Firma beauftragte, die Bäume als Maßnahme der Grünpflege zu beschneiden. Offenbar war die Kommunikation im Vorfeld nicht ganz glatt gelaufen. Jedenfalls habe die Firma den Auftrag missverstanden und die Bäume versehentlich gefällt, berichtet Christian Fuchs aus Pächtersicht. "Schade, weil damit ein 40 Jahre alter Baumbestand mit einem Federstrich entfernt wurde", fügt er hinzu.
"Der UBB hatte davon keine Kenntnis und hätte den Arbeiten an dem städtischen Baum auch nicht zugestimmt", sagt Doty. Für Laien sei es aber oft schwer zu unterscheiden, ob ein Baum im Straßenraum oder auf Privatgrund steht. Inzwischen habe der Verursacher Schadenersatz geleistet, sodass der UBB im Herbst 2024 eine Blumenesche nachpflanzen konnte. Eine Baumart, die laut Doty als Schattenspender gilt. Warum wurde diese nicht genau an der gleichen Stelle, sondern 30 bis 40 Zentimeter versetzt gepflanzt?
Vor jeder Baumpflanzung im Straßenraum werde der Boden ausgekoffert, um sich einen Überblick über die vorhandenen Leitungen zu verschaffen, erläutert Doty. Bei der sogenannten Suchschachtung am Brommyplatz sei festgestellt worden, dass die Wurzeln des alten Baumes sich teilweise schon um die Kabel gelegt hätten. Nachdem der UBB den Stubben herausgefräst hatte, sollte der neue Baum etwas mehr Raum bekommen, damit Wurzel und Kabel sich nicht in die Quere kommen würden – dazu musste der Baum ein Stück Richtung Kneipe rücken. Zudem habe der jetzt gepflanzte Baum einen Baumschutz, der zum Beispiel Vandalismus verhindern soll. "Das wirkt natürlich raumgreifender", so Doty.
Die Firma, die die Bäume versehentlich gefällt hat, muss Fuchs zufolge für den Baumverlust nun Schadenersatz an den Hauseigentümer zahlen. "Es war nett, für unsere Gäste, im Sommer auf der sonnigen Terrasse unter den Bäumen zu sitzen", sagt Fuchs. Dafür spanne er nun Sonnenschirme auf. Denn die Bäume, die auf Privatgrund zur Seite an der Hamburger Straße gestanden hatten, könnten leider nicht nachgepflanzt werden. Das hänge unter anderem damit zusammen, dass die Pflanzlöcher unterhalb der erst nachträglich gebauten Terrasse gelegen hätten, erklärt Fuchs.
"Die Geschichte ist ein bisschen Slapstick. Ich sehe das aber nicht so dramatisch: Man kommt noch hoch und runter", bemerkt Fuchs. Nun will er gemeinsam mit seinem Verpächter überlegen, wie er die Terrasse umbauen kann, damit die Treppe nicht unmittelbar vor dem eingerüsteten Baum endet. "Wir haben noch keine Idee, aber wir wollen den Außenbereich nicht verkleinern", sagt er. Und auch die Gastro sei an Vorgaben im Straßenraum gebunden.
Ein Umbau könne erst im Laufe des Jahres realisiert werden, unter anderem weil das Hopfen & Schmalz dann für mindestens eine Woche schließen müsse. "Wie sollen die Leute sonst in den Laden kommen?", so Fuchs. Statt eines Umbaus könne er sich aber auch vorstellen, nichts zu verändern. Das Metallgestell werde nach etwa zwei Jahren, wenn der Baum gut angewachsen sei, ohnehin entfernt. Damit stelle der Baum nicht mehr ganz so eine optische Barriere dar.