- Welche Möglichkeiten haben Anwohner aktuell?
- Wie hoch ist die Auslastung?
- Sind neue Parkangebote geplant?
- Was kritisiert der Wirtschaftsrat?
"Hoffentlich finde ich einen Parkplatz" – diesen Gedanken kennen Autofahrer, die in Findorff, dem Viertel oder der Neustadt wohnen, nur zu gut. Und es ist klar, dass der Parkdruck steigen wird. Denn Ende vergangenen Jahres haben sich Verkehrs- und Innenressort darauf verständigt, schrittweise gegen das aufgesetzte Parken vorzugehen. Der Wirtschaftsrat der CDU kritisiert, dass es bei der Planung neuer Quartiersgaragen zu langsam vorangeht. In der Östlichen Vorstadt vertritt Beiratssprecher Steffen Eilers (Grüne) nach jahrelangen Debatten dagegen eine andere Auffassung: "Der verständliche Wunsch nach mehr Quartiersgaragen führt in die Irre."
Welche Möglichkeiten haben Anwohner aktuell?
Die städtische Brepark ist der größte Anbieter von Parkplätzen. Sie betreibt fünf Quartiersgaragen: zwei in der Neustadt, zwei im Viertel und eine in Gröpelingen (siehe Grafik). Anwohner im Umkreis von 500 Metern erhalten vergünstigte Monatstarife, die zwischen 35,90 und 85 Euro liegen. Hinzu kommen sechs Parkhäuser und Parkplätze mit Anwohnertarifen, von denen zwei in Bremen-Nord zu finden sind. Bei den übrigen vier Angeboten verlangt Brepark zwischen 39,50 und 75 Euro pro Monat.

Die Grafik zeigt die aktuellen Angebote der Brepark für Anwohner.
Wie hoch ist die Auslastung?
Die fünf Quartiersgaragen verfügen zusammengenommen über 475 Dauerparkplätze, ein festes Kontingent für Anwohner gibt es nicht. Laut Brepark sind aktuell 275 Plätze per Anwohnertarif vergeben, was einem Anteil von knapp 60 Prozent entspricht. Nähere Angaben zu den einzelnen Garagen macht Geschäftsführerin Katja Krause nicht. Ebenso wenig äußert sie sich dazu, inwieweit die Anwohnertarife in den übrigen Parkhäusern und Parkplätzen nachgefragt sind.
Im Viertel gibt es laut Beiratssprecher Eilers für die Quartiersgarage an der Lübecker Straße eine Warteliste. Der große Parkplatz des Klinikums-Mitte werde mit seinen 315 Plätzen von den Viertel-Bewohnern hingegen nur sehr wenig genutzt. "Ein halbes Jahr nach der Einführung des Anwohnertarifs waren es etwa zehn Personen", berichtet Eilers. Offenbar seien für manche Autofahrer 150 bis 300 Meter zum Parkplatz zu viel. "Auch die kostenfreien Plätze am Osterdeich nahe des Weserstadions werden kaum genutzt", schildert der Stadtteilpolitiker.
"Die Vorstellung, genügend Stellplätze würden die Parkprobleme lösen, halte ich für einen Trugschluss", argumentiert Eilers. Viele Autofahrer wollten am liebsten vor der Haustür parken, daran änderten auch Quartiersgaragen nichts. Der Grünen-Politiker hält es deshalb für erfolgversprechender, es mit einem besseren ÖPNV und einer besseren Fahrrad-Infrastruktur attraktiver zu machen, auf ein Auto zu verzichten.
Sind neue Parkangebote geplant?
Bei der Planung von neuen Wohn- oder Gewerbegebieten spielen sogenannte Mobilitätshäuser eine wichtige Rolle. Im Tabakquartier in Woltmershausen sollen drei von ihnen zusammengenommen zum Beispiel gut 1000 Parkplätze bieten. Hinzu kommen Stellplätze für Fahrräder, E-Ladesäulen und Leihangebote für Autos, Räder und Lastenräder. Ähnlich konzipiert ist auch ein Mobilitätshaus für die Überseestadt gegenüber vom Schuppen 1. Die Baugenehmigung liegt vor, endgültig entscheiden will Brepark wegen der gestiegenen Baupreise im Juni.
Für den Bau neuer Quartiersgaragen in anderen Stadtteilen setzt das Verkehrsressort von Maike Schaefer (Grüne) auf eine Machbarkeitsstudie. Laut Sprecher Jens Tittmann wird diese im Frühjahr vergeben, erste Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen. "Es wird auch untersucht, welche halböffentlichen Parkplätze für Bewohner gegebenenfalls geöffnet werden können", sagt Tittmann. Neben privaten Parkhäusern gehe es dabei etwa um Parkflächen von Supermärkten, Unternehmen, Sportstätten und Kirchengemeinden.
Unabhängig davon lässt Brepark prüfen, wie sich die Parkfläche am Südbad in der Neustadt besser nutzen lässt. Neben baurechtlichen Fragen geht es dabei auch um den Landschaftsschutz. Das Ergebnis könnte eine erste Planungsgrundlage für eine Quartiersgarage sein.
Im Viertel fordert die SPD-Stadtteilfraktion einen Ausbau der bestehenden Quartiersgarage an der Lübecker Straße. Dafür liegt laut Tittmann bereits eine Studie der Brepark mit mehreren Varianten vor. Eine Entscheidung stehe aber nicht an.
Was kritisiert der Wirtschaftsrat?
"Obwohl schon 2019 im Koalitionsvertrag von Quartiersgaragen die Rede war, ist bisher nichts passiert", sagt Unternehmer Jörg Müller-Arnecke. Er ist Vorsitzender des Wirtschaftsrats der CDU. Der Landesverband vertritt die Interessen von nach eigenen Angaben mehr als 300 Unternehmern.
Müller-Arnecke vermietet im Viertel selbst 30 Parkplätze an Dauermieter. "Wenn ich wollte, könnte ich die jederzeit zu fast beliebig hohen Preisen loswerden", sagt er. Für ihn schiebt Senatorin Schaefer das Thema Quartiersgaragen auf die lange Bank. "Ich brauche keine Studie, die möglichen Standorte springen jedem in die Augen. Und die Umsetzung ist für Bauunternehmen eine leichte Übung", sagt er.