Mehrere Mitglieder des Bundesverbands Botanischer Gärten, darunter auch der Bremer Bürgerpark, fordern finanzielle Hilfe von Bund und Ländern. Die gestiegenen Energiekosten und allgemeine Teuerungen brächten einige Einrichtungen an ihre Grenzen. „Botanische Gärten, Parkanlagen und Gartendenkmäler sehen sich der konkreten Gefahr konfrontiert, ihre wertvollen, teils unersetzlichen Pflanzenbestände und historischen Anlagen zu gefährden oder gar vollständig und unwiederbringlich zu verlieren“, heißt es in einem offenen Brief des Verbands.
Um den Bremer Bürgerpark stehe es nicht ganz so schlimm, sagt Parkdirektor Tim Großmann. Anders als botanische Gärten müsse man keine Gewächshäuser beheizen, die besonders viel Energie benötigten. Trotzdem seien die Preissteigerungen auch für den Bürgerpark ein Problem. Ein Anbaugerät, das man für 10.000 Euro habe kaufen wollen, sei inzwischen 30 Prozent teurer. „Auch unsere Büros müssen geheizt werden“, sagt Großmann. Zusätzliche Kosten erwartet er durch steigende Löhne und teurere Einkaufspreise. Zum Beispiel geht der Bürgerpark-Direktor davon aus, dass Baumschulen und Gärtnereien ihre Preise erhöhen. Wie hoch die Mehrkosten insgesamt ausfallen, lasse sich erst am Jahresende sagen.
2,5 Millionen Euro benötigt der Park Großmann zufolge jährlich, um den Betrieb in gewohnter Form aufrechtzuerhalten. Das Geld stammt nicht aus öffentlichen Kassen, sondern kommt vor allem über den Bürgerparkverein durch Mitgliedsbeiträge und Spenden zusammen – sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen gehören zu den Spendern.
Die Bitte um staatliche Hilfe ist ungewöhnlich, aber nicht die erste: Der Bürgerpark habe sich während der Pandemie um Corona-Hilfen bemüht, sei aber nicht berücksichtigt worden. „Für uns gab es anscheinend keine passende Schublade“, sagt der Parkdirektor. Zwischenzeitlich habe ein Einnahmeverlust von 25 Prozent gedroht – am Ende sei es glücklicherweise nicht so weit gekommen, mithilfe von Spenderinnen und Spendern.
Warum setzt der Bürgerpark nicht erneut auf die Spendenbereitschaft der Bremer und Bremerinnen? Auch bei den Spendern sitze das Geld nicht mehr so locker, sagt Großmann. Firmen hätten selbst mit Verlusten zu kämpfen. Und: Gerade weil viele Menschen den Park in der Corona-Zeit finanziell unterstützt hätten, sei es schwierig, diese schon wieder um Geld zu bitten.
Die Verbandsmitglieder rechtfertigen die Forderung nach staatlichen Hilfen auch mit der gesellschaftlichen Bedeutung der Parks und Gärten. Diese habe sich während der Pandemie besonders gezeigt. Auch Großmann verweist auf die ersten Corona-Monate, als der Bürgerpark stark frequentiert worden war. Parks und Gärten seien außerdem „außerschulische Lernorte und Orte der Wissenschaft“, heißt es in dem offenen Brief weiter.
Botanische Gärten werden in dem Schreiben besonders hervorgehoben. Sie leisteten mit ihren seltenen Pflanzen „einen unschätzbaren Beitrag zur Erhaltung der im Zuge des Klimawandels zunehmend bedrohten globalen Biodiversität“. Gleichzeitig seien die Gärten von Preissteigerungen besonders betroffen. Die Kosten für die Gewächshäuser hätten sich teilweise versechsfacht.
Bei der Botanika in Bremen, die fünf Gewächshäuser beheizen muss, ist von einem Anstieg zwischen 50 und 100 Prozent die Rede. „Wir haben Glück im Unglück“, sagt Geschäftsführerin Petra Schäffer. Man habe langfristige Verträge mit festen Preisen abgeschlossen, die nur langsam erhöht würden.
Die Botanika ist Mitglied des Verbands Botanischer Gärten, hat den offenen Brief aber nicht unterzeichnet. Als gemeinnützige GmbH der Freien Hansestadt Bremen hoffe man darauf, an dem bestehenden Notfallfonds beteiligt zu werden, sagt Petra Schäffer.
Neben den Kostensteigerungen sorgt sich die Geschäftsführerin vor allem um die Pflanzenbestände. Sie befürchtet, dass die Botanika von der Gasversorgung abgeschnitten werden könnte. Aktuell sind die deutschen Gasspeicher voll, weshalb momentan nicht damit zu rechnen ist, dass kein Gas mehr fließt. Wie sich die Lage künftig entwickle, sei aber kaum vorhersehbar, sagt Schäffer.
Die nicht winterharten Pflanzen sterben laut Schäffer bereits nach einem Tag, wenn die Heizung in den Gewächshäusern ausfiele – darunter zum Beispiel die größte Rhododendron-Sammlung der Welt. Andere Energiequellen als Gas stünden nicht zur Verfügung – langfristig sei geplant, sich an das Fernwärmenetz anschließen zu lassen.