Maike Schaefer ist an diesem Vormittag bei den Suppenengeln zu Gast. Gleich will sie die ehrenamtlichen Helfer bei der Ausgabe der Mahlzeiten unterstützen. Reis mit Hackbällchen soll die grüne Senatorin vor dem Hauptbahnhof an die Bedürftigen verteilen. Ob die Kunden wissen, welch prominente Küchenhilfe da heute mit anpackt?
Tatsächlich dauert es nicht lange, und ein Mann spricht Maike Schaefer an. „Ich bin zwar seit 30 Jahren CDU-Mitglied“, sagt er, „aber ich muss Ihnen jetzt trotzdem mal sagen: Ich finde Sie gut. Sie machen als Senatorin einen guten Job.“ Schaefer ist sichtlich erfreut über das Lob. Sie kennt das auch ganz anders.
Bei Meinungsumfragen zur Zufriedenheit mit der Arbeit der verschiedenen Senatoren ist Schaefer mehr als einmal auf dem letzten Platz gelandet. In Leserbriefen ist sie oft Ziel von Kritik, vor allem ihre Verkehrspolitik treibt manche Bremer auf die Palme.
Schaefer, verheiratet, ein Sohn, ist Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität und Stadtentwicklung, ein Mammutressort. Und eines, dessen Entscheidungen den Lebensalltag der Menschen direkt betreffen. Jeder Mensch bewegt sich, jeder Mensch wohnt, jeden geht die Zukunft der Umwelt etwas an. Jeder ist in diesen Fragen gewissermaßen Experte, also hat auch jeder eine Meinung.
Zwei Stunden vorher hat sich Schaefer dem Reporter mit den Worten „Ich bin die Frau, die den Bremern die Brötchentaste weggenommen hat“ vorgestellt. Am selben Tag hatte der WESER-KURIER darüber berichtet, dass Schaefer das kostenlose Kurzzeitparken für die schnelle Besorgung, etwa beim Bäcker, abgeschafft hat. Sie ärgert sich über diese Zuspitzung. „Ich denke mir das alles ja nicht alleine aus“, sagt sie. Und überhaupt, „ich setze zum Teil Beschlüsse um, die weit vor meiner Zeit gefasst worden sind“.
Wie zum Beispiel den Ausbau des Walls als Fahrrad-Premiumroute. 2015 schon festgelegt, trifft sie heute die Kritik, „und nicht alles davon perlt an mir ab“, sagt sie. Die 51-Jährige tröstet sich damit, dass es Politiker, erst recht, wenn ihr Kerngebiet der Verkehr ist, nie allen recht machen können. „Irgendwer ist immer wütend“, sagt sie. Als Politikerin müsse man da Haltung zeigen. So hätten es frühere Generationen auch geschafft, den Stadtkern um Rathaus und Dom irgendwann autofrei zu bekommen, „auch wenn das anfangs nicht jeder toll fand“.
Vier Tage nach dem Termin bei den Suppenengeln hat Maike Schaefer leichtes Spiel. Weideaustrieb auf dem Hof Meyer im Blockland. Bestimmt 400 Menschen sind gekommen, um zu sehen, wie rund 90 Milchkühe nach fast sechs Monaten im Stall erstmals wieder auf die Weide dürfen. Schaefer und Hausherr Ingo Meyer öffnen das Stalltor.
Bei Bremens Landwirten ist Schaefer gern gesehen. Die „beste Senatorin, die wir bisher hatten“, nennt sie Hilmer Garbade. Bei Schaefer, Doktorin der Biologie, merke man, dass sie wisse, wovon sie spricht, so der Bremer Bauernpräsident. „Sie hat immer ein offenes Ohr für uns, sie weiß, was uns Landwirte bewegt.“
Konkret drückt sich das zum Beispiel in der Weideprämie aus. Landwirte, die ihre Kühe an mindestens 150 Tagen im Jahr auf die Weide lassen statt sie durchgängig im Stall zu halten, bekommen finanzielle Unterstützung. Das ist Landwirtschaftspolitik, wie die Grünen sie sich vorstellen. Das erklärt Schaefer wenig später auch den Zuhörern beim Strohdium, einer Podiumsdiskussion auf einer Bühne, die mit Strohballen geschmückt ist. Am Ende der Runde wird die Senatorin mit Applaus verabschiedet.