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WK-Umfrage zur Bremer Wahl Große Koalition hat die meisten Anhänger

Nach der Bürgerschaftswahl am 14. Mai muss sich in Bremen ein neues Regierungsbündnis finden. Die Wahlumfrage von Infratest Dimap im Auftrag des WESER-KURIER zeigt, welche Kombinationen die Wähler wünschen.
02.03.2023, 19:00 Uhr
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Große Koalition hat die meisten Anhänger
Von Jürgen Theiner

Welches Bündnis sollte Bremen in den kommenden vier Jahren regieren? In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des WESER-KURIER hat das Meinungsforschungsinstitut Infratest Dimap Ende Februar auch zu dieser Frage Zahlen erhoben. Keine der möglichen Koalitionen erweist sich dabei als besonders favorisiert, doch eine relative Mehrheit der Befragten spricht sich für eine große Koalition aus. Rund 26 Prozent der Bremer und Bremerhavener wünschen sich für die nächste Legislaturperiode eine Landesregierung aus SPD und CDU. Auf Platz zwei folgt eine Neuauflage der amtierenden rot-grün-roten Koalition. Hierfür sprechen sich 19 Prozent aus. 14 Prozent der rund 1200 Umfrageteilnehmer votierten für eine rot-grüne Regierung. Eine sogenannte Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP – die wegen der schlechten Werte der Liberalen nach jetzigem Stand nicht möglich wäre – befürworten sieben Prozent. Schwarz-Grün ohne weiteren Zusatz kommt auf fünf Prozent Zustimmung. Die restlichen 13 Prozent entfallen auf eine Reihe unterschiedlicher anderer Kombinationen.

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Das Datenmaterial der Demoskopen enthält auch Angaben zu den Koalitionspräferenzen der Anhänger einzelner Parteien, und diese Zahlen sind sehr aufschlussreich. Fast die Hälfte (49 Prozent) der befragten Unionswähler spricht sich für eine große Koalition aus. 14 Prozent halten eine Jamaika-Koalition für wünschenswert, 17 Prozent sähen Schwarz-Grün am liebsten. In den vergangenen Jahren hatte die Bremer CDU auffallend die Nähe zu den Grünen gesucht und sich auch inhaltlich um Anschluss bemüht, insbesondere in der Verkehrs- und Umweltpolitik. Doch dieser Kurs – das legen die Zahlen nahe – entspricht nicht den Wünschen einer Mehrheit der CDU-Wähler. Unter den SPD-Anhängern sind die Präferenzen gleichmäßiger verteilt. 30 Prozent von ihnen können sich mit einer großen Koalition anfreunden, 27 befürworten eine Fortsetzung des rot-grün-roten Bündnisses, und weitere 30 wünschen sich eine Rückkehr zu Rot-Grün, also der Kombination der Jahre 2007 bis 2019. Bei den Grünen-Wählern wiederum gibt es nur eine sehr geringe Neigung zu Schwarz-Grün (sieben Prozent) beziehungsweise Jamaika (fünf Prozent). Die meisten Anhänger der Grünen wollen entweder eine Neuauflage des aktuellen Senats (46 Prozent) oder eine rot-grüne Koalition (37 Prozent).

Die Zahlen zeigen: Obwohl eine relative Mehrheit der Gesamtwählerschaft eine rot-schwarze Verbindung favorisiert, wäre es für die SPD-Führung nicht einfach, sie gegenüber den eigenen Anhängern zu rechtfertigen. Denn unter ihnen neigt eine deutliche Mehrheit zu Rot-Grün oder Rot-Grün-Rot.

Eine große Koalition – die Vorzugsvariante von 26 Prozent der Umfrageteilnehmer – gab es im kleinsten Bundesland von 1995 bis 2007, zunächst unter Bürgermeister Henning Scherf und später unter Jens Böhrnsen. Einer der wichtigsten Unterschiede zu heute: 1995 war auch die SPD-Parteibasis mehrheitlich für eine Verbindung mit den Christdemokraten. Als Henning Scherf nach einer bitteren Wahlschlappe der SPD das Bürgermeisteramt von Klaus Wedemeier übernahm, strebte er eigentlich ein rot-grünes Regierungsbündnis an, wurde aber von den Parteimitgliedern ausgebremst – sie votierten in einer Mitgliederbefragung für Rot-Schwarz. Ein solches Meinungsbild, da sind sich alle Beobachter einig, wäre in der heutigen Bremer Sozialdemokratie kaum denkbar. Die Parteibasis und insbesondere die Funktionärsschicht sind ganz überwiegend rot-grün-orientiert.

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Auf der Basis der Infratest-Zahlen könnte unter Umständen auch ein reines rot-grünes Bündnis entstehen. Dann nämlich, wenn die FDP wie vorhergesagt an der Fünf-Prozent-Marke scheitert und sich der Prozentsatz der "Sonstigen" tatsächlich bei etwa sieben Prozent einpendelt (hinter dieser Zahl verbergen sich auch die Bürger in Wut). SPD und Grüne kämen dann mit 28 beziehungsweise 19 Prozent zwar in der Summe nicht auf eine Mehrheit der Wählerstimmen, wohl aber der Bürgerschaftsmandate. Eine solche Verbindung könnte nach überschlägigen Berechnungen der Parteizentralen eine knappe Mehrheit von zwei Stimmen erreichen. Eine klare Aussage lässt sich hierzu allerdings nicht treffen, da die Umfrage mit einer Fehlermarge von zwei bis drei Prozent behaftet ist. Eine sichere Mehrheit hätte dagegen auf Grundlage der Umfrage eine Neuauflage des rot-grün-roten Bündnisses. Eine schwarz-grüne Koalition käme auf eine hauchdünne Ein-Stimmen-Mehrheit in der Bürgerschaft, wenn man die Schwankungsbreite der Erhebung außer Acht lässt.

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