Im vergangenen Jahr sind 198.221 Notrufe in der Leitstelle der Feuerwehr und des Rettungsdienstes Bremen eingegangen – das sind fast 17.000 mehr 112-Notrufe als im Jahr davor. Die Leitstelle ist rund um die Uhr besetzt: „Der Dienst wird von vier Schichten abgedeckt, die im Schnitt mit einem Schichtleiter sowie acht Einsatzsachbearbeitern besetzt sind und in einem Zwölf-Stunden-Wechseldienst arbeiten“, sagt Leitstellenleiter Tilman Behrens.
Ab dem 1. September bekommt der Rettungsdienst Zuwachs: „An Wochentagen wird tagsüber ein Telenotfallmediziner oder eine -medizinerin das Team ergänzen“, sagt Andreas Callies, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes Bremen. „Sie unterstützen die Notfallsanitäter, indem sie per Video zugeschaltet werden können. Per Software ist es möglich, etwa Vitalwerte der Patienten zu übermitteln.“ Bremen kooperiert mit der Leitstelle des Landkreises Goslar. „Wenn bei uns kein Tele-notarzt im Einsatz ist, übernimmt die dortige Leitstelle, wir springen ein, wenn es dort eng wird“, so Callies.
Dies bedeute nicht, dass der Notarzt auf der Straße abgeschafft werde, da bestimmte Fälle weiterhin die Anwesenheit erforderten. „Wir erhoffen uns aber, dass die endlichen Ressourcen angepasst werden. Und wir denken, dass wir schneller werden.“
Rettungsdienste stehen bundesweit unter Druck: Nach dem Rekordjahr 2022 mit 91.687 Alarmierungen zeigte die Kurve in Bremen im vergangenen Jahr mit 85.603 Einsätzen nach unten. Damit weicht Bremen vom Bundestrend ab. „Das hängt mit einem guten Einsatzmittelmix und der standardisierten Notrufabfrage zusammen. Wir fragen damit einfach besser ab und sind in der Lage, präziser zu disponieren", sagt Behrens. Anrufe, die sich nicht als dringliche Notfälle herausstellen, werden etwa an den Hansi-Sani – eine Art Gemeindenotfallsanitäter – oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst weitergeleitet.
Ein Notfall, bei dem jede Sekunde zählt, ist ein Herz-Kreislauf-Stillstand. „Umgehend muss mit der Reanimation begonnen werden“, betont Callis. In der ersten Jahreshälfte habe es 471 Reanimationen durch den Rettungsdienst gegeben – „63 Prozent waren Telefonreanimationen“. Heißt: Die Leitstellen-Mitarbeiter haben Personen per Telefon durch die Reanimation geleitet – bis zum Eintreffen der Profis.

Andreas Callies, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes Bremen.
„Das ist ein Pfund und ein Grund dafür, warum in Bremen mehr Patienten nach einer Reanimation in eine Klinik gebracht werden können“, betont Callies. Bei 40 Prozent sei dies der Fall gewesen, der Bundesschnitt liege bei 31 Prozent. In 87 Prozent habe das erste Rettungsfahrzeug den Einsatzort innerhalb von acht Minuten erreicht, im Bund seien es 70 Prozent.
Parallel zum Rettungsdienst werde bei einem Herzstillstand ein Löschzug mit sechs Einsatzkräften alarmiert, um sich bei der Reanimation abwechseln zu können. Meist auch die Polizei, weil es in vielen Einsatzwagen einen automatisierten Defibrillator gebe. "Hätten wir in Bremen eine App, über die registrierte Ersthelfer in der Nähe alarmiert werden, wäre das richtig gut", betont der Arzt. "Das wäre wirklich wünschenswert."