Eine Minderheit sind sie immer noch, eine Seltenheit nicht mehr: Lastenräder haben sich im Bremer Straßenverkehr etabliert. Wie viele der auch Cargobikes genannten Räder in Bremen unterwegs sind, lässt sich nicht genau sagen – die Verkaufszahlen haben jedoch im vergangenen Jahr bundesweit erneut deutlich zugenommen. 2023 wurden nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) mehr als 235.000 Lastenräder verkauft, was einem Anteil von rund sechs Prozent aller verkauften Fahrräder entspricht. In einer Großstadt wie Bremen dürfte der Anteil erfahrungsgemäß eher etwas höher liegen.
Für Frauke Maack vom ADFC Bremen ist auch der Ansturm auf die Lastenradförderung, die die Stadt Bremen vor zwei Jahren ausgerufen hatte, ein Indiz für die zunehmende Beliebtheit. Die Fördersumme war innerhalb kürzester Zeit aufgebraucht. Seitdem sind nicht nur die Verkaufszahlen weiter gestiegen – auch bei der Infrastrukturplanung spielen Lastenräder eine zunehmend größere Rolle. Verglichen mit herkömmlichen Zweirädern sind die Cargobikes durch die Transportbox breiter. Länger seien die meisten gängigen Modelle mit bis zu 2,70 Meter auch, sagt Maack. Wer sein Lastenrad parken will, braucht dementsprechend mehr Platz.
Grundsätzlich ist es erlaubt, die Räder auf dem Gehweg zu parken, solange Fußgänger, Rollstuhlfahrer und andere Nutzer nicht behindert werden: Anderthalb Meter Gehweg müssen frei bleiben. Auch weil es in den engen Bremer Straßen oft an Platz mangelt und normale Fahrradbügel nur bedingt für die Lastenfahrräder geeignet sind, hat die Stadt begonnen, spezielle Lastenradparkplätze auszuweisen. Unter den 272 Abstellplätzen für Fahrräder, die 2023 nach Angaben der Bremer Verkehrsbehörde im öffentlichen Raum geschaffen wurden, waren demnach auch 22 Stellplätze für Lastenräder. Ein großer Teil davon befindet sich in den Stadtteilen Walle, Findorff, Neustadt und Schwachhausen.
Neue Stellflächen sind geplant
Im Rahmen von "Neu- und Umbaumaßnahmen" wurden laut René Möller, Sprecher von Verkehrs- und Bausenatorin Özlem Ünsal (SPD), weitere Radbügel errichtet. Auch hierbei entfällt den Angaben nach ein gewisser Teil auf speziell für Lastenräder ausgerichtete Stellflächen. Standorte sind zum Beispiel der Alte Postweg in Hemelingen und die Lange Reihe in Walle. Oft seien die Bügel auf Wunsch von Anliegerinnen und Anliegern aufgestellt worden, sagt Möller. 43 Anträge, die nicht umsetzbar gewesen seien, habe man im vergangenen Jahr ablehnen müssen. Möller verweist zudem auf das Innenstadtprogramm, in dessen Rahmen viele Fahrradbügel installiert wurden – weitere sollen hinzukommen, auch für Lastenräder. "Das Programm läuft und wird sukzessive weiter umgesetzt", sagt der Behördenvertreter.
Wie die einzelnen Stellplätze angenommen werden, überprüft die Behörde nicht. "Wir gehen von einer regen Nutzung der Lastenradbügel aus", sagt Möller. In der Wachmannstraße in Schwachhausen scheint sich diese Annahme größtenteils zu bestätigen. Seit dem vergangenen Jahr gibt es dort eine für Lastenräder ausgewiesene Stellfläche mit vier Bügeln, auf der zuvor zwei Pkw-Parkplätze angesiedelt waren. Die Bügel seien nicht permanent belegt, würden von Lastenradfahrern aber insgesamt gut angenommen, sagt der Schwachhauser Ortsamtsleiter Ralf Möller.
Nachholbedarf sieht er bei der technischen Ausgestaltung: Um die Fläche vollständig nutzen zu könnten, bräuchte es Möller zufolge eine schrägere Ausrichtung der Bügel. Aktuell sei es kaum möglich, dass an allen Bügeln gleichzeitig Lastenräder festmachten. Frauke Maack vom ADFC verweist auf die speziellen Anforderungen für Lastenradbügel. Der größere Platzbedarf sei ein Aspekt, die Konstruktion ein weiterer wichtiger Punkt. "Flache Bügel sind sinniger, weil man ansonsten ein sehr langes Schloss bräuchte", sagt sie.
Überwiegend E-Lastenräder unterwegs
Insgesamt sieht der ADFC Bedarf für weitere Lastenradparkplätze in Bremen. Maack betont, dass neben Privatpersonen auch zunehmend mehr Lieferdienste und andere Unternehmen mit Lastenrädern unterwegs seien. Wenn über die Einrichtung von Lieferzonen diskutiert werde, müsse man das berücksichtigen. Auch die Lademöglichkeiten für E-Lastenräder beschäftigen den ADFC – dem ZIV zufolge haben rund 80 Prozent der verkauften Lastenräder einen Elektroantrieb. Möglichkeiten, den Akku zu laden, gebe es in Bremen in einigen Parkhäusern, sagt Maack.
Zunehmend mehr Parkmöglichkeiten für Lastenräder wird es zukünftig wohl auch im Umfeld von Kitas und ähnlichen Einrichtungen geben. Behördensprecher René Möller verweist auf das sogenannte Mobilitätsbauortsgesetz, demzufolge Lastenradbügel bei neuen Bauvorhaben berücksichtigt werden müssen.