- Was ist passiert?
- Wie ist die Situation in Bremen?
- Können Besitzer die Räder noch verwenden?
- Können Bremerinnen und Bremer ihr Geld zurückfordern?
- Welche Modelle sind betroffen?
Nach Berichten über vermehrt auftretende Rahmenbrüche ruft der niederländische Hersteller Babboe Lastenräder zurück – zunächst in den Niederlanden. Andere europäische Länder sollen folgen. Die Sicherheit der auch in Bremen beliebten Modelle City, City E, Mini und Mini E könne nicht gewährleistet werden, teilte das Unternehmen mit. In den Niederlanden läuft in Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde NVWA eine Rückrufaktion von rund 10.000 Lastenrädern an. Besitzer bekämen Ersatz und eine „Kompensation für die Unannehmlichkeiten“. Wir klären die wichtigsten Fragen rund um die Fahrräder.
Was ist passiert?
Der Verkauf von Babboe-Lastenfahrrädern war nach Anordnung niederländischer Behörden wegen Sicherheitsmängeln stillgelegt worden. Betroffen ist auch der Handel in Deutschland: Das Unternehmen habe vorsorglich entschieden, den Verkauf sämtlicher Lastenfahrräder vorübergehend einzustellen, schrieb es auf seiner deutschen Website. Der niederländische TV-Sender RTL hatte über gravierende Sicherheitsmängel berichtet. Es habe zahlreiche Meldungen gegeben, dass Fahrradrahmen ohne äußere Einwirkung gebrochen waren. Die Behörde wirft dem Unternehmen vor, die Mängel nicht gemeldet zu haben. Auch sei die Ursache der Defekte nicht ausreichend untersucht und es seien keine Maßnahmen ergriffen worden. Zurzeit werde untersucht, ob strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet werden sollten. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben Marktführer für Lastenfahrräder in Europa.
Wie ist die Situation in Bremen?
Auch in Bremen sind die Lastenräder des niederländischen Herstellers beliebt. Konkrete Zahlen zur Anzahl der Räder in der Stadt gibt es nicht. Laut René Möller, Sprecher bei der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung, sind jedoch 850 Räder von der Stadt Bremen gefördert worden, als 2022 ein entsprechender Topf ausgeschüttet wurde – rund 10 Prozent dieser Lastenräder stammen von der Marke Babboe. Die Halter wurden mittlerweile von der Stadt Bremen kontaktiert und gebeten, die Fahrräder überprüfen zu lassen. "Fahren Sie ihr Lastenrad solange nicht – zu Ihrer eigenen Sicherheit", heißt es in der E-Mail weiter. Fälle von Rahmenbrüchen sind dem ADAC laut Nils Linge, Sprecher des ADAC Weser-Ems, bisher nicht bekannt. Allerdings gehe der Mobilitätsclub davon aus, dass die niederländischen Behörden einen triftigen Grund für eine solche Maßnahme erkannt haben, bevor das dortige Verkaufsverbot ergangen sei, sagte er dem WESER-KURIER weiter.
Können Besitzer die Räder noch verwenden?
Theoretisch können Bremerinnen und Bremer die Räder des Herstellers noch verwenden, ADAC und weitere Organisationen und auch Babboe selbst raten jedoch dringend davon ab. Auf seiner Webseite schreibt der Hersteller: "Bis auf Weiteres schließen wir uns dem Ratschlag der NVWA an und empfehlen, die Lastenräder nicht zu benutzen." Derzeit stehe man mit der Behörde in Kontakt, um Informationen nachzureichen und den Verkauf von Lastenrädern schnellstmöglich wieder aufnehmen zu können. Eine Anfrage des WESER-KURIER ließ das Unternehmen unbeantwortet.
Können Bremerinnen und Bremer ihr Geld zurückfordern?
Bisher werden nur Räder in den Niederlanden zurückgerufen, Deutschland dürfte alsbald folgen. Trotzdem ist es für Nutzer schwer, an Geld zu kommen. Denn: Ein Rückruf dient lediglich der Sicherheit und bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Händler sich verpflichtet, eine Entschädigung zu zahlen. Zunächst ist eine Rückforderung keine Sache zwischen Hersteller und Kunde, sondern zwischen Verkäufer und Kunde. Es gelten also die gesetzlichen Gewährleistungsansprüche – zwei Jahre bei neuen Rädern, mindestens ein Jahr, wenn man es gebraucht vom Händler gekauft hat. Während dieser Frist kann man sich an den Händler wenden und eine Beseitigung von Mängeln verlangen. Wenn er die nicht leisten kann, kann man vom Vertrag zurücktreten. Zweirad-Center Stadler ließ eine Anfrage des WESER-KURIER unbeantwortet. Bei der Bike und Outdoor Company (BOC) verwies man an den Hersteller. "Wir warten auf eine offizielle Stellungnahme", teilte BOC mit. Vorsorglich habe man den Verkauf aller Babboe-Lastenfahrräder gestoppt und diese von den Verkaufsflächen entfernt.
Welche Modelle sind betroffen?
In den Niederlanden hat der Rückruf der Modelle "City/City E", "Mini/Mini E" begonnen. Den Besitzern der betroffenen Fahrräder soll ein Ersatzrad oder eine andere geeignete Alternative angeboten werden. Darüber hinaus werde eine Entschädigung für die entstandenen Unannehmlichkeiten gezahlt, teilte Babboe mit. Außer den bereits zurückgerufenen Modellen sind betroffen: Babboe City Mountain; Curve/ Curve-E/ Curve Mountain; Big/ Big-E; Dog/ Dog-E; Max-E; Pro Trike/ Trike-E/ Trike XL; Carve-E/ Carve Mountain.