Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Kriminalstatistik Zahl der Messerangriffe in Bremen nimmt weiter zu

Von 391 auf 495: Die Zahl der Messerangriffe ist im Land Bremen erneut gestiegen. Vor allem bei drei Straftaten gab es einen Zuwachs. Die Statistik verrät außerdem einiges über Täter, Opfer und Tatorte.
30.05.2025, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Zahl der Messerangriffe in Bremen nimmt weiter zu
Von Felix Wendler
Inhaltsverzeichnis

Die Zahl der Messerangriffe hat im Land Bremen einen bisherigen Höchststand erreicht. Im vergangenen Jahr wurden demnach 495 Straftaten mit dem "Tatmittel Messer" verzeichnet – 2023 waren es 391. Das ist der Antwort des Bremer Senats auf eine CDU-Anfrage zu entnehmen, die Daten stammen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). Aufschluss geben die Antworten auch über Täter, Opfer und Tatorte.

Welche Straftaten werden mit Messern begangen?

Bei den 495 Fällen handelt es sich um Taten, "bei denen der Angriff mit einem Messer unmittelbar gegen eine Person angedroht oder ausgeführt wird". Großen Anteil haben die Straftaten Bedrohung (184) sowie die gefährliche und schwere Körperverletzung (134). In beiden Kategorien sind die Fallzahlen gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen. Einen ebenfalls großen Zuwachs gab es im Deliktbereich Raub/räuberische Erpressung – von 109 Fällen im Jahr 2023 auf 144 im vergangenen Jahr. Tötungsdelikte mit Messern verbleiben auf einem konstanten Niveau: 2024 gab es demnach zwei Morde sowie drei vollendete und sieben versuchte Totschlagsdelikte.

Was ist über die Opfer bekannt?

Die meisten der insgesamt 597 Opfer des vergangenen Jahres sind männliche Erwachsene; Kinder, Jugendliche und Heranwachsende machen zusammen etwa ein Viertel aus. Die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen 60 Prozent der Opfer. Bei den Messerangriffen wurden 155 Personen leicht, 37 schwer und fünf tödlich verletzt – die restlichen Opfer blieben unverletzt oder die Verletzung war unbekannt.

Lesen Sie auch

Wer sind die Tatverdächtigen?

Bei den 396 Tatverdächtigen handelt es sich laut PKS ebenfalls hauptsächlich um männliche Erwachsene. Kinder bis 13 Jahre waren in 14 Fällen verdächtig, Jugendliche bis 17 Jahre in 47 Fällen. Die Tatverdächtigen sind mehrheitlich (53,3 Prozent) nicht deutscher Staatsangehörigkeit. In der Antwort wird darauf hingewiesen, dass bei Messerangriffen zum Teil mehrere Tatverdächtige erfasst werden, "auch wenn nicht alle beteiligten Tatverdächtigen eine andere Person mit einem Messer bedroht oder verletzt haben".

Was ist noch über die Tatverdächtigen bekannt?

110 der 396 Personen, die im vergangenen Jahr eines Messerangriffs verdächtig waren, sind in der PKS mit dem Zusatzmerkmal "Konsument harter Drogen" gelistet. Das ist ein deutlicher Zuwachs gegenüber den Vorjahren, während die Zahl der Tatverdächtigen "unter Alkoholeinfluss" mit 77 Fällen konstant geblieben ist. An ihre Grenzen gerät die Statistik, wenn es um tiefer gehende Persönlichkeitsmerkmale geht. Hinweise auf psychische Auffälligkeiten oder Angaben zur sozialen Herkunft der Tatverdächtigen würde nicht erfasst, heißt es. Auch die Verbindung von Messergewalt zu bestimmten Milieus, zum Beispiel der organisierten Kriminalität, kann laut Senatsantwort "mangels statistischer Daten nicht kausal oder valide belegt werden".

Wo finden die Messerangriffe statt?

2024 wurden die meisten Messerangriffe in den Bremer Stadtteilen Mitte (96), Neustadt (37), Hemelingen (35) und Gröpelingen (34) begangen. Kontinuierlich und über den allgemeinen Zuwachs hinaus ist die Zahl der Vorfälle in Huchting gestiegen – von drei im Jahr 2021 auf zuletzt 22. In Bremerhaven ist der Stadtteil Lehe (38) besonders stark betroffen. Aus der PKS geht hervor, dass sich von den 495 Fällen des vergangenen Jahres 202 auf der Straße und 117 in Wohnungen ereigneten. Rund 13 Prozent der Messerangriffe fanden im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt statt. Einstellige oder niedrige zweistellige Fallzahlen gab es in Schulen, an Bahnhöfen, im ÖPNV und auf Parkplätzen.

Lesen Sie auch

Wie viele Fälle werden aufgeklärt?

Die Aufklärungsquote von Messertaten lag im vergangenen Jahr bei rund 72 Prozent. Bei Bedrohungs- und Körperverletzungsdelikten wurden Werte von deutlich mehr als 80 Prozent erreicht, Tötungsdelikte konnte die Polizei den Angaben nach vollständig aufklären. Negativ beeinflusst wird der Gesamtschnitt von einer geringeren Aufklärungsquote bei Raubtaten (39,6 Prozent).

Warum nimmt die Messergewalt zu?

Die Zunahme sei "nicht durch einfache Ursache-Wirkungs-Konstruktionen zu erklären", heißt es in der Senatsantwort. Die Ursachen seien komplex, als Einflussfaktoren für die Kriminalitätsentwicklung gelten demnach zum Beispiel "ein zunehmendes wirtschaftliches Ungleichgewicht" und "gesellschaftliche Spannungstendenzen". Auf die Zunahme der Fälle reagiere man unter anderem mit der zeitlichen Ausweitung von Messerverbotszonen, verstärkten Kontrollen und verschiedenen Präventionsprogrammen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)