Zum Schulstart gelten von diesem Montag an verschärfte Regelungen. Die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe und an berufsbildenden Schulen müssen auch im Unterricht eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Zusätzlich werden die Lerngruppen, die sogenannten Kohorten, in der Sekundarstufe I ab der fünften Klasse auf maximal 60 Schüler verringert. Die Umkleidekabinen der Sporthallen sind vorerst gesperrt. Alle 20 Minuten müssen die Klassenräume für mindestens fünf Minuten gelüftet werden.
Das Lüftungskonzept sorgt für Unmut beim Deutschen Philologenverband. Bei Minustemperaturen sei mit einer wachsenden Anzahl von Erkältungserkrankungen zu rechnen. Diese Befürchtung teilt das Bildungsressort nicht. „Beim Lüften müssen sich eben alle warm anziehen“, sagt Sprecherin Stephanie Dehne. Es gebe genug warme Kleidung in diesem Land. Helfen könnten in den Lüftungsphasen auch kreative Ideen wie Bewegung zu einem Musikstück. Keinerlei Bedenken gegen das regelmäßige Lüften hat Martin Stoevesandt vom Zentralelternbeirat. „Das Lüften ist ein verhältnismäßiger Eingriff“, sagt er. „Wir leben schließlich nicht in Sibirien.“
Mit der Belüftungssituation an den 144 allgemeinbildenden Schulen der Stadt Bremen befasst sich seit Anfang Oktober eine Arbeitsgruppe. In 76 Schulen ist das Lüften laut Immobilien Bremen (IB) unproblematisch. Schwierig gestalte es sich an 13 Schulen, sagt IB-Sprecher Peter Schulz. Für diese Einrichtungen seien Lüftungsgeräte bestellt worden. In 37 Schulen gebe es noch Handlungs- oder Klärungsbedarf. „Aber in den meisten dieser Schulen handelt es sich um Umkleideräume, Sporthallen oder Räume, die nur selten benutzt werden“, sagt Schulz. Der Schulbetrieb sei nicht gefährdet.
In Berlin sollen Lehrer und Schüler das richtige Lüften einüben. Das Land Berlin investiert eine Million Euro in 3500 CO2-Messgeräte, mit deren Hilfe „das optimale Lüftungsmanagement“ trainiert werden kann, wie das Berliner Bildungsressort mitteilt. „Die Geräte zeigen an, wann die Luft verbraucht ist und liefern damit wichtige Anhaltspunkte, ob das bisherige Vorgehen bereits optimal ist. Ich bitte alle Schulgemeinschaften noch einmal ausdrücklich darum, das Thema Lüften sehr ernst zu nehmen“, so Bildungssenatorin Sandra Scheeres.
Auch die Kultusministerkonferenz (KMK) setzt auf Frischluft-Zufuhr. Die Präsidentin der KMK und Bildungsministerin in Rheinland-Pfalz, Stefanie Hubig, stellte im Rahmen eines Expertengesprächs zum Thema fest: „Das richtige Lüften ist eine wichtige und wirkungsvolle Maßnahme im Gesamtpaket der Hygienemaßnahmen, um die potenzielle Viruslast in der Lernumgebung zu senken und eine Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen.“
„Real-Kohorten“ im Kurssystem
Zu den strengeren Auflagen an bremischen Schulen gehört weiterhin, dass Ausflüge zu außerschulischen Lernorten und andere Ausfahrten untersagt sind. Das Gleiche gilt für Klassenfahrten mit Übernachtungen. Sportunterricht ist nur erlaubt, wenn ein Mindestabstand von zwei Metern eingehalten werden kann.
Wegen des Kurssystems gibt es in der Oberstufe keine auf 60 Schüler begrenzten Kohorten. Es sollen dennoch „Real-Kohorten“ gebildet werden, damit sind gemeinsame Kurse oder Arbeitsgruppen gemeint. In diesen Real-Kohorten müssen die anwesenden Schüler täglich neu erfasst werden. So soll in einem Infektionsfall die schnellstmögliche Benennung möglicher Kontaktpersonen für das Gesundheitsamt gewährleistet werden. Andernfalls werde nicht nur wertvolle Zeit verschenkt, sondern womöglich auch Schüler in Quarantäne geschickt, die nicht in Quarantäne gehörten, heißt es vonseiten des Bildungsressorts.
Der Personalrat Schulen hat sich in einem offenen Brief an Bürgermeister Andreas Bovenschulte und Bildungssenatorin Claudia Bogedan gewandt. Darin stützt er sich auf die jüngsten Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) für Schulen. Bei einem kritischen Inzidenzwert raten die Experten zu einer Maskenpflicht auch für Grundschulen und zu Halbgruppenunterricht. „Bremen bleibt mit seinen Plänen für den Schulbetrieb nach den Herbstferien weit hinter diesen von Fachleuten empfohlenen Maßnahmen zurück“, so Personalratsvorsitzende Angelika Hanauer.
Auch in Niedersachsen folgt das Kultusministerium den RKI-Empfehlungen eingeschränkt. Für Schüler ab der fünften Klasse werden Masken lediglich empfohlen, wenn ihre Schulen in Risikogebieten liegen. Laut Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) handelt es sich nicht um eine Verpflichtung. Den Unterricht in wechselnden Halbgruppen oder Schulschließungen können die Gesundheitsämter je nach Infektionslage verfügen.