Die Vonovia SE aus Bochum ist die größte Immobiliengesellschaft der Republik. Das Unternehmen besitzt in Bremen insgesamt rund 12 000 Wohnungen, darunter die der früheren kommunalen Gesellschaft Bremische. Mieter der Vonovia ächzen unter Mieterhöhungen, die nach Modernisierungen fällig werden. Nebenkostenabrechnungen sind in vielen Fällen nicht nachvollziehbar und nicht nur ein Ärgernis für die Mieter, sondern auch für die öffentliche Hand, die die Wohnungskosten oftmals trägt.
Die SPD hat dem Unternehmen den Kampf angesagt und im September ein Maßnahmenpaket gefordert, um Mieter zu schützen. „Uns geht es darum, dass Eigentum verpflichtet, insbesondere bei so etwas Elementarem wie Wohnungseigentum“, sagte die Landesvorsitzende der Partei, Sascha Aulepp. Mittwochabend setzte die SPD „den Beschluss mit anderen Mittel fort“, wie sie es nannte.
Bei dem Vortrags- und Diskussionsabend im Treffpunkt Kwadrat an der Wilhelm-Kaisen-Brücke brachte der Wirtschaftswissenschaftler Heinz-Josef Bontrup, Professor aus Recklinghausen, auf den Punkt, was er für die Ursache des Problems hält: Dass Immobilienfirmen börsennotierte Riesenkonzerne sind, die als europäische Aktiengesellschaft (SE) firmieren, heble Mitbestimmungsrechte aus.
„Das ist ein ganz böser Akt gegenüber Beschäftigten und Mietern. Politiker, schafft den Trick ab, dass Unternehmen Bewertungen über den Mietpreis steigern. Dann ist sofort Schluss mit dem Terror.“ Aus der Praxis berichtete Heike Binne, die Quartiersmanagerin für Lüssum-Bockhorn in Blumenthal, was die Unternehmenspolitik des Wohnungsriesen anrichte: „Stadt und Bund haben in der Lüssumer Heide viel investiert. Aber Vonovia reißt das runter, jede zweite Eingangstür ist kaputt, Heizungen funktionieren nicht, es gibt Sperrmüllprobleme“, sagte sie.
"Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen"
„Vonovia hat dort weniger Bestände als die Gewoba, produziert aber einen Alltagsärger hoch zehn.“ Als aktuelles Beispiel nannte Binne die Heizkostensteigerung für eine 79 Quadratmeter große Wohnung auf aktuell 366 Euro – pro Monat. „Die Verbraucherzentrale stellte fest, dass die Messröhrchen fehlen und der Verbrauch einfach geschätzt wurde“, sagte Binne.“
Kornelia Ahlring vom Mieterverein Bremen bestätigte, dass die Zahl der Hilferufe von Vonovia-Mietern zugenommen hätten, „wegen sehr hoher Nebenkosten und der Modernisierungsmieterhöhungen“. Die Politik könnte einschreiten und die auf elf Prozent angesetzten Kosten für Modernisierungen, die Mieter tragen, auf vier reduzieren. Ahlring: „Gegenwärtig erleben wir bis zu 40-prozentige Erhöhungen“.
„Für eine sozial-verantwortliche Wohnungs- und Mietenpolitik“ lautete der Titel des Abends. Für Aulepp bedeutet das, „Fehler aus der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Öffentlichen Wohnraum zu privatisieren, war nicht richtig.“ Immerhin habe man die Gewoba und die Stäwog gehalten. Heike Binne hat unterdessen festgestellt, dass nicht nur große Politik, sondern auch „kleine Nadelstiche wie gute Pressearbeit Wirkung zeigen, wie bei der Akupunktur“.