Weiße Weste und Tabellenführer: Nach drei Spieltagen stehen die Hockeydamen des Bremer HC bereits dort, wo sie auch am Ende der Saison in der 2. Bundesliga Nord stehen wollen – nämlich an der Spitze. Am Sonntag setzte sich das Team von Cheftrainer Florian Keller in einer durchaus kniffligen Partie gegen den Bonner THV mit 2:1 (0:0) durch und rundete den Doppelspieltag mit dem zweiten Heimsieg binnen 24 Stunden ab. Am Sonnabend hatte sich der Bundesligaabsteiger nach Toren von Mariquena Granatto (2), Thora Schneider und Carlotta Pahlke bereits gegen den Liganeuling RTHC Leverkusen mit 4:0 (2:0) behauptet.
Apropos Pahlke: Trotz einer schmerzhaften Fingerverletzung ging der Bremer Neuzugang am Sonntag mit einem Lächeln im Gesicht vom Platz. Im Sommer war die 23-Jährige vom Erstligisten Berliner HC an die Weser gewechselt, super spontan sei dieser Wechsel zustande gekommen, sagt Pahlke. Trainer Florian Keller hatte zuvor für den BHC in Berlin gearbeitet, man kannte sich also aus früheren Tagen. Kurz vor Ende der Wechselfrist habe sie eine Nachricht von Flo Keller bekommen, erzählt sie. Ob sie nicht Lust hätte, mal etwas anderes auszuprobieren, wollte Keller wissen. "Ich hatte gar nicht vor zu wechseln, doch dann habe ich mir gedacht: Warum eigentlich nicht?", schildert Carlotta Pahlke. Sie habe dabei auf ihr Bauchgefühl gehört und sich für den Tapetenwechsel entschieden.
Seither setzt sich die Sportmanagementstudentin jeweils donnerstags in den Zug und pendelt nach Bremen, sonntags geht es dann mit der Bahn zurück. Der Aufwand ist groß, "vier Tage volles Sportprogramm, doch es lohnt sich", betont Pahlke. "Es gefällt mir richtig gut. Ich bin hier so lieb aufgenommen worden – und mit Mariquena Granatto habe ich hier auch eine tolle WG-Parterin, das ist richtig cool." Carlotta Pahlke schwärmt von ihrem neuen Team in den höchsten Tönen. Sie lobt den Zusammenhalt und die Einsatzbereitschaft. Mit der bisherigen Ausbeute von neun Punkten aus drei Spielen sei sie sehr zufrieden, erklärt die Offensivspielerin. "Ich kenne zwar die Liga nicht, aber ich glaube schon, dass wir Favorit sind", sagt Pahlke. "Unser Ziel ist es, weiter Siege einzufahren und oben zu stehen." Oben stehen mit Carlotta Pahlke als Aktivposten im offensiven Mittelfeld. "Sie kann das und hat auch heute wieder ein gutes Spiel gemacht", sagt Florian Keller.
Doch der BHC hat noch einige Spielerinnen mehr im Kader, die den Unterschied machen können. Spielerinnen, die absolutes Erstliganiveau besitzen. Dazu gehört zum Beispiel die junge Kapitänin Natalie Hoppe. Die 17-Jährige bekleidet seit Saisonstart eine völlig neue Rolle im Team und übernimmt quasi den Part der verletzten A-Nationalspielerin Lena Frerichs, die nach ihrem Kreuzbandriss erst in der Rückrunde wieder im Aufgebot stehen wird. Hoppe lenkt das BHC-Spiel von hinten heraus. Sie dirigiert und gibt das Tempo vor. "Was sie spielt, ist der Wahnsinn", sagt Keller. "Natalie übernimmt viel Verantwortung und steuert das perfekt."

Sie macht den Unterschied: Die Argentinierin Mariquena Granatto (rechts) schnürzte gegen Bonn im dritten Spiel bereits ihren dritten Doppelpack.
Eine weitere Unterschiedsspielerin ist derweil Mariquena "Maru" Granatto. Die Argentinierin ist die einzige ausländische Spielerin, die der BHC nach dem unglücklichen Abstieg im Frühjahr in Bremen gehalten hat. "Und das nicht ohne Grund", betont Keller. "Maru kann uns nach oben schießen, und sie wird uns nach oben schießen." Sechs Tore hat Granatto in den drei Partien bereits erzielt. Sie führt damit die Torjägerliste der 2. Bundesliga Nord an – und natürlich hat sie damit auch den erwarteten Anteil an den bisherigen Ergebnissen.
Gegen Bonn erzielte Mariquena Granatto ihren dritten Doppelpack in der noch jungen Saison. Und eigentlich hätte sogar ein Dreierpack zu Buche stehen müssen, allerdings wurde ein klarer Treffer von den Unparteiischen Valentin Sachenko und Arne Böger nicht gegeben. Beim Stand von 0:0 hatte Granatto im Anschluss an eine Ecke zum vermeintlichen 1:0 getroffen, sie selbst jubelte, auch im Publikum wurde gejubelt – doch die Schiedsrichter hatten den Ball am Pfosten gesehen und weiterspielen lassen. Trotz eines unnötigen Gegentreffers in der Schlussphase reichten am Ende auch zwei Granatto-Tore zu einem ungefährdeten Sieg.
Bremer HC: A. Blietz - Hoppe, Pahlke, Micheel, Hartmann, M. Frerichs, Maitin, Schultze, Bobrink, Bode, Granatto, Hülsmann, R. Blietz, Schmiedeken, Kirsch.