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Neue Kampagne des DFB Wenn der Schiri Stopp sagt

Ein neues Konzept des DFB soll Gewalt im Amateurfußball eindämmen. Schiedsrichter können Spiele künftig für eine Beruhigungspause unterbrechen. Dadurch sollen Eskalationen auf dem Spielfeld verhindert werden.
18.06.2024, 16:10 Uhr
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Wenn der Schiri Stopp sagt
Von Frank Büter

Mit einem international einmaligen Pilotprojekt verstärkt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zur neuen Saison seine Maßnahmen gegen Gewalt im Amateurfußball. Wenn sich die Gemüter auf dem Platz oder auch außerhalb des Spielfeldes zu sehr erhitzen und die Szenerie zu eskalieren droht, haben die Schiedsrichter im Amateurbereich künftig bundesweit die Möglichkeit, das Spiel für eine Beruhigungspause zu unterbrechen. Dieses sogenannte Stopp-Konzept ist der wichtigste Teil eines Pakets, das die 21 Landesverbände zur Gewaltprävention verabschiedet haben, heißt es dazu in einer Mitteilung des DFB.

Ziel dieser Maßnahme ist es, Eskalationsphasen zu unterbrechen, die Beteiligten zu beruhigen und so die Zahl von Gewaltvorfällen und Spielabbrüchen zu reduzieren. „Trotz zahlreicher Maßnahmen der Verbände kommt es immer wieder zu Gewaltvorfällen beim Fußball – vor allem gegenüber Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern", erklärt der für den Amateurbereich zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Die Stimmung auf vielen Sportplätzen sei häufig zu aggressiv und von Respektlosigkeiten geprägt. "Das ist inakzeptabel und erfordert weitere Bemühungen, die wir nun auf den Weg gebracht haben", sagt Zimmermann.

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Das International Football Association Board (IFAB), das als FIFA-Gremium Änderungen der Fußballregeln berät und beschließt, hat dieses Pilotprojekt des DFB genehmigt. Nun gilt es, in den Verbänden für die Umsetzung des Konzepts zu sorgen, das zur kommenden Spielzeit alle Altersklassen im Männer-, Frauen- und Jugendbereich unterhalb der Regionalliga betrifft. „Obwohl bereits viele Maßnahmen zur Eindämmung von Gewalt oder Diskriminierung entwickelt wurden, kommt es leider immer wieder zu solchen Vorfällen", sagt Christoph Schlobohm, BFV-Referent für Gesellschaftliche Verantwortung. "Das Stopp-Konzept ist ein weiterer Baustein, der sich in die Reihe dieser Maßnahmen einreiht. Wir begrüßen die Einführung ausdrücklich."

Mit der Möglichkeit, eine Partie in hitzigen Phasen für eine bestimmte Zeitspanne unterbrechen zu können, erhalten die Schiedsrichter also ein Werkzeug dazu, um durch Deeskalation und Beruhigung einen womöglich drohenden Spielabbruch zu verhindern. "Das wird eine gute Sache", sagt Bremens noch amtierender Verbandsschiedsrichterobmann Torsten Rischbode im Gespräch mit dem WESER-KURIER. Das gelte vor allem mit Blick auf die unteren Spielklassen, "da kommt es ja leider deutlich häufiger zu solchen Vorfällen". Bei einem Probelauf in Württemberg habe man diesbezüglich schon gute Erfahrungen gemacht. "Das ist ein Anfang", sagt Rischbode, der seinen Posten am Monatsende nach dann genau 20 Jahren abgeben wird. Jetzt gelte es, auch in Bremen die Schiedsrichter entsprechend zu schulen und zu instruieren, damit das Stopp-Konzept bestmöglich umgesetzt werden kann, betont "RiBo" Rischbode.

Ein erster Schritt sei bereits am Wochenende im Rahmen des Sommerlehrgangs der Bremer Verbandsschiedsrichter in Lastrup erfolgt, erzählt Verbandslehrwart Jens Franke. Dort habe man bereits die Referees geschult, die in der Bremen-Liga und der Landesliga aktiv sind. "Das Konzept ist gut angekommen", sagt Franke. "Alle waren sich darin einig, dass es eine gute Möglichkeit ist, Eskalationen zu verhindern." Ihm sei es allerdings auch wichtig, dass man bei der Umsetzung des Konzepts alle Gremien und alle ehrenamtlich Tätigen innerhalb des Verbandes miteinbeziehe, "alle müssen davon überzeugt sein", sagt der Lehrwart.

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Bis zum Start der neuen Saison müssen nun alle Unparteiischen im Land Bremen mit dieser neuen Regel vertraut gemacht werden. Es gibt also in den nächsten Wochen noch reichlich zu tun für Franke und seine Mitstreiter in den Regionen. Bis zu zwei solcher Beruhigungspausen pro Partie gestattet das Regelwerk, die Bewertung einer Situation müsse allerdings immer individuell durch den jeweiligen Schiedsrichter erfolgen, sagt Franke. "Es ist für alle Beteiligten neu. Deshalb wird es viele Fragen geben, aber man kann das nicht in eine Schablone pressen."

Wichtig sei es derweil auch, die Vereine mit ins Boot zu holen, "um die Zahl der Eskalationen und Spielabbrüche auf Bremer Sportplätzen zu reduzieren", so Franke weiter. Gerade junge Schiris bräuchten auch die Hilfestellung von außen, sagt er mit Blick auf die Trainer und die Eltern. Franke erinnert an die Vorbildfunktion und appelliert für Ruhe und Besonnenheit, wenn die Betriebstemperatur auf dem Platz doch mal hochkochen sollte. "Auch die Mannschaftskapitäne sind in solchen Situationen gefordert und müssen Einfluss nehmen."

Das Stopp-Konzept ist übrigens Teil eines Maßnahmenpakets, durch das man sich in den Landesverbänden perspektivisch auch weiteren Zuwachs an aktiven Schiedsrichtern erhofft. Der aktuelle Trend ist bereits positiv: Nachdem die Zahlen rund 20 Jahre lang kontinuierlich rückläufig waren, stiegen sie im vergangenen Jahr bundesweit um 6,6 Prozent im Vergleich zu 2022, teilt der DFB mit.

Zur Sache

So funktioniert das Stopp-Konzept des DFB

1. Nach einem Pfiff hebt der Unparteiische beide Arme über den Kopf und überkreuzt die Handgelenke. Anschließend streckt er die Arme auf Schulterhöhe voneinander weg und deutet mit einer seitlichen Stoßbewegung an, dass sich die Spieler in ihren jeweiligen Strafraum begeben müssen. Alle Spieler, die sich nicht an diese Anweisung halten und den Strafraum unerlaubt verlassen, werden verwarnt.

2. Trainer, Kapitäne und weitere vom Schiedsrichter zugelassene Personen wie zum Beispiel Sicherheitskräfte oder Ordner kommen in den Mittelkreis. Dort teilt ihnen der Schiedsrichter den Grund für die Aussetzung des Spiels und die voraussichtliche Dauer der Beruhigungspause mit. Der Schiri fordert die Trainer und Kapitäne auf, die Personen, die diese Situation herbeigeführt haben (zum Beispiel Spieler, Offizielle oder Zuschauer), zu beruhigen, damit das Spiel im Anschluss fortgesetzt und ein Spielabbruch verhindert werden kann.

3. Sobald das Spiel fortgesetzt werden kann, informiert der Schiedsrichter die Kapitäne. Bei Bedarf können sich die Spieler erneut aufwärmen. Pro Spiel sind maximal zwei solcher Beruhigungspausen vorgesehen. Sollte eine dritte Unterbrechung nötig werden, wird das Spiel abgebrochen. Weitere Informationen gibt es auf DFB.de.

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