Für die Frauen des SV Werder Bremen läuft es in den letzten Wochen richtig gut. Die letzte Niederlage war Anfang Oktober, ein 0:1 bei der TSG Hoffenheim. Seitdem gab es ein Unentschieden und vier Siege in Folge, zuletzt ein souveränes 4:1 beim Kellerkind 1. FC Köln. Zuvor gewannen die Bremerinnen jeweils mit 1:0 gegen Frankfurt, Essen und Jena und etablierten sich damit als Minimalisten der Liga.
„Wir sind körperlich und mental enorm stark, das zeichnet uns aus“, sagt Sophie Weidauer gegenüber dem WESER-KURIER. Beim 1:1 gegen Leverkusen verwandelte ihr Treffer in der 90. Minute das Weserstadion in ein Tollhaus. Nur eine Woche später folgte das nächste Highlight: Beim knappen Sieg gegen den damaligen Tabellenführer Eintracht Frankfurt erzielte Weidauer ein wunderschönes Weitschusstor.
Wahl zum Tor des Monats
Ein Treffer, der ihr auch eine persönliche Auszeichnung einbringen könnte. Noch bis zum kommenden Sonnabend können Fußballfans für das Tor des Monats Oktober der ARD-Sportschau abstimmen „Ich musste mein Handy erst mal stumm stellen, so viele Nachrichten kamen rein“, berichtet die Stürmerin über ihre Nominierung. Sie sei gespannt, für welchen Platz es am Ende reichen wird, so Weidauer, die aber auch den Anteil ihrer Kolleginnen am Erfolg betont: „Ich würde mich nicht nur für mich persönlich freuen, sondern auch für die Mannschaft, denn das war von vorne bis hinten ein klasse Spielzug.“
Die Bekanntgabe der Gewinnerin oder des Gewinners am Samstagabend wird Weidauer wahrscheinlich nicht live verfolgen. Zu diesem Zeitpunkt sitzt sie, wenn alles gut läuft, im Teambus und feiert mit ihren Mitspielerinnen den Einzug in das Pokalviertelfinale. Beim Regionalligaklub Fortuna Köln ist Werder der klare Favorit, doch Weidauer verspürt keinen Druck wegen einer möglichen Blamage, sondern vielmehr Vorfreude auf das Achtelfinale. „Wir haben einfach Lust, Fußball zu spielen. Unser Anspruch sollte es trotzdem sein, dass wir das so seriös wie ein Ligaspiel angehen.“
Und genau das hat zuletzt bekanntlich hervorragend funktioniert. Im Pokal könne nicht nur die Mannschaft, sondern auch jede einzelne Spielerin weiteres Selbstvertrauen tanken, so Weidauer. Gerade in der Offensive hat Werder noch Luft nach oben, 13 Tore nach zehn Spieltagen reichen im Ligavergleich nur für Platz neun. Auch Trainer Thomas Horsch bemängelte vor dem klaren Sieg gegen den 1. FC Köln die mangelnde Effizienz vor dem Tor. Weidauer steht wie ihre Sturmkolleginnen Larissa Mühlhaus und Tuana Mahmoud bei erst zwei Saisontoren.
Hochkaräter statt Länderspielpause
Während für einen Großteil der Werder-Frauen nach dem Pokalspiel eine spielfreie Zeit ansteht, bereiten sich die drei Stürmerinnen auf einen weiteren Höhepunkt vor. Sie wurden erneut für die neu gegründete U23-Nationalmannschaft berufen, die am 28. November in Unterhaching gegen Spanien und kurz darauf in Tubize gegen Belgien antritt. „Es ist für mich immer eine Ehre, den Adler auf der Brust zu tragen“, sagt Weidauer stolz, die wie Mahmoud und Mühlhaus schon beim ersten Lehrgang dabei war. Das ist nicht selbstverständlich, ein Großteil des Kaders wurde ausgetauscht, viele jüngere Spielerinnen sind diesmal dabei.
Bleibt die Frage offen, welche Berufung denn die schönere sei, Nationalmannschaft oder Tor des Monats? „Die Nominierung für die U23 ist eine Anerkennung und Wertschätzung meiner Leistung in den letzten Wochen“, findet Weidauer eine klare Antwort, „das Tor des Monats ist doch eher eine individuelle Auszeichnung“. Vielleicht sollte sie am Sonnabend, wenn in der Sportschau das Tor des Monats gekürt wird, vorsichtshalber trotzdem ihr Handy ausschalten. Wenn sie gewinnt, wird sie sich vor Nachrichten kaum retten können.