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Ehemalige JVA im Blockland Bremer Festivalgelände: Planungsbüro spricht von "Scheinbeteiligung"

Das ehemalige Jugendgefängnis im Blockland als Festivalgelände? Eine Machbarkeitsstudie liegt vor, doch das Bauressort hält sie zurück. Das Planungsbüro kritisiert das Vorgehen.
23.05.2025, 05:00 Uhr
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Bremer Festivalgelände: Planungsbüro spricht von
Von Lisa Duncan

Wäre das ehemalige Jugendgefängnis im Blockland geeignet, um dort Festivals zu veranstalten? Mit dieser Frage hatte das Bauressort der vorherigen Landesregierung das Planungsbüro Endboss beauftragt, die Machbarkeit zu prüfen. Wie berichtet, ist die Machbarkeitsstudie zur JVA Blockland im Juli 2023 abgeschlossen, aber bisher nicht veröffentlicht worden. Das lasse den Rückschluss zu, "dass es hier lediglich um eine Scheinbeteiligung der Kulturszene ging", sagt Geschäftsführer Robin Höning.

"Der aktuelle Stand des Gutachtens weist aus unserer Sicht methodische Lücken auf", erklärt Aygün Kilincsoy, Sprecher des aktuellen SPD-Bauressorts. Es sei daher "nicht zur eigenständigen Veröffentlichung geeignet". Das Gutachten habe von Beginn an die prinzipielle Machbarkeit einer Festivalnutzung zum Ziel gehabt, "jedoch haben wirtschaftliche und strukturelle Rahmenbedingungen nur bedingt Einfluss gefunden", führt Kilincsoy aus. "Es kann jedoch eine Grundlage für künftige Überlegungen zur Nachnutzung des Geländes sein", sagt er.

Robin Höning ist verblüfft: "Dass die Machbarkeitsstudie methodische Lücken aufweist, hören wir tatsächlich zum ersten Mal und finden das auch mehr als verwunderlich – da es in der anderthalbjährigen Zusammenarbeit mit der Verwaltung nie zur Sprache kam", sagt er. Während des gesamten Zeitraums habe es "eine enge Abstimmung mit der Auftraggeberin und regelmäßig stattfindende Treffen mit einem Steuerungskreis" gegeben. Selbstverständlich seien in der Studie auch jeweils die wirtschaftlichen Auswirkungen der vier Szenarien für die JVA aufgezeigt worden. Noch im Juni 2023 habe die Behörde Höning versichert, das Dokument in jedem Fall der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

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Endboss arbeite fast nur mit Verwaltungen zusammen und habe schon Projekte unter ähnlichen Vorzeichen entwickelt. Mit dem "Platzprojekt" ist etwa 2013 in Hannover-Linden eine kulturelle Nutzung auf einer Industriebrachfläche verwirklicht worden. Dort werden auch Festivals veranstaltet. Seit 2018 trage sich das Projekt selbst, unter anderem mit Werkstätten, Ateliers, kleinen Unternehmen sowie kulturellen und sozialen Einrichtungen, und werde institutionell von der Stadt Hannover gefördert, so Höning. Die Stadt habe zu Beginn dieses Jahres das Grundstück erworben und an das "Platzprojekt" für 40 Jahre bis 2065 in Erbpacht verpachtet. Dass eine Machbarkeitsstudie nicht veröffentlicht wird, habe er bisher nicht erlebt, sagt Höning.

"Man könnte zu dem Eindruck kommen, dass hier ein innerhalb der Behörde missliebiges vorliegendes und unter immensem Aufwand erarbeitetes Ergebnis 'wegverwaltet' wird – andernorts spräche man da vielleicht von Behördenwillkür", sagt Höning. "Was in Bremen an kultureller Stadt- und Standortentwicklung machbar und möglich ist beziehungsweise wäre, scheinen einige wenige Personen in der Verwaltung nach nicht nachvollziehbarem, weil in keine Richtung transparent kommuniziertem, eigenen Ermessen zu entscheiden. Das halten wir für mindestens fragwürdig."

Ob die Studie noch veröffentlicht wird, hält sich das Bauressort zumindest offen. Ein Festivalgelände in der ehemaligen JVA sei angesichts der Haushaltssituation nicht realistisch, sagt Kilincsoy. "Eine Veröffentlichung des Gutachtens wird vor diesem Hintergrund derzeit intern geprüft."

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, das Platzprojekt werde nur punktuell von der Stadt Hannover gefördert.

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