Knapp zwei Jahre ist es her, dass Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) auf einer Pressekonferenz nach der Bürgerschaftswahl sagte: "Ein Festival stünde Bremen gut zu Gesicht." Im Koalitionsvertrag war auch ein möglicher Ort genannt: "Die Koalition wird ein gemeinsam genutztes, dauerhaftes, für mehrtägige Veranstaltungen nutzbares Festivalgelände einrichten und hierzu verschiedene Möglichkeiten prüfen, unter anderem das Gelände der ehemaligen JVA im Blockland", hieß es wörtlich.
Schon im September 2022 hatte das Bauressort, noch unter der Leitung von Maike Schaefer (Grüne), eine Machbarkeitsstudie für die Nachnutzung des ehemaligen Jugendgefängnisses in Auftrag gegeben. Das fertige Schriftstück liegt dem aktuellen Bauressort unter Leitung von Özlem Ünsal (SPD) vor – und zwar seit Juli 2023, sagt dessen Verfasser, das Planungsbüro "Endboss" aus Hannover. Ein Festivalgelände wird aber laut Bauressort zwischen den ehemaligen Gefängnismauern vorerst nicht entstehen: "Vor dem Hintergrund erheblicher Kosten, die laut Gutachten mit einer Festivalnutzung verbunden wären und angesichts der aktuellen Haushaltslage wurde das Verfahren in dieser Phase abgeschlossen", sagt Sprecher Aygün Kilincsoy. Laut Kilincsoy gibt es derzeit auch keine anderen Pläne für das Gelände. Die Stadt ist Eigentümerin der ehemaligen JVA im Blockland und soll es laut Bauressort auch bleiben.
Zudem wurden die gut 300 Seiten der Machbarkeitsstudie bisher nicht veröffentlicht. Darüber wundert sich Robin Höning, Geschäftsführer von Endboss, laut Internetseite ein "interdisziplinäres Studio für Raumfragen und -antworten in allen Maßstäben". Anfang September 2024 habe Höning bei der Baubehörde nachgefragt, ob es möglich sei, die Machbarkeitsstudie bei einem Tag der offenen Tür im Güterbahnhof zu zeigen. Das habe die Verwaltung untersagt.
"Das ärgert mich vor allem, weil sich zuvor viele Vertreter der Bremer Kulturszene beteiligt hatten. Wenn es dann nicht veröffentlicht wird, verlieren die Leute das Vertrauen in solche Beteiligungsformate", sagt er. Laut Höning hat Endboss nicht nur die mögliche Nachnutzung als Festivalgelände geprüft, sondern "insgesamt vier Szenarien, von klein bis groß" erstellt. "Das Gelände hat Potenzial. Man muss auch investieren, aber dann kann man etwas Schönes daraus machen", sagt Höning.
Teil des Konzepts "Grüner Bremer Westen"
Schon lange gibt es Überlegungen für die Nachnutzung des Geländes mit einer Gesamtfläche von 27,9 Hektar, wovon die ehemalige JVA Blockland 18,2 Hektar einnahm. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage der FDP vom Juli 2020 hervor. Die JVA war demnach Teil des Konzepts "Grüner Bremer Westen", das die vorherige Bausenatorin vorangetrieben hatte. Konkret sollte quer über das Gelände "eine attraktive Wegeverbindung aus dem Stadtteil Gröpelingen heraus bis an den Waller Feldmarksee" entstehen, heißt es.
Als ein Hindernis wurden die "nicht verkehrssicheren Gebäude" benannt. Laut Senatsantwort wiesen die Gebäude "erhebliche bauliche Probleme" auf, unter anderem durch Gebäuderisse, Absackungen, undichte Dächer und Wände sowie Leitungsschäden. Zusätzlich sei die Struktur des Bauwerks durch Vandalismus massiv beschädigt worden. Zudem müsse man aufgrund des Baujahrs davon ausgehen, dass Altlasten wie Asbest oder PCB verbaut worden seien. Zurzeit werden Teile der ehemaligen Werkhallen für das Projekt "Blocklandgarten" genutzt, in dem Langzeiterwerbslose Gemüse anbauen. "Es bestehen zudem Wohnnutzungen an der Zufahrtstraße zum JVA-Gelände", teilt Kilincsoy mit.