Seit mehr als einem Jahr wird wieder darüber nachgedacht, wie der Leerstand des früheren Rathauses in Blumenthal endgültig beendet werden kann – jetzt gibt es die ersten Pläne. Sie gehören zu einer Machbarkeitsstudie und zeigen, welche Behörden voraussichtlich einziehen und wer wo auf welchen Etagen unterkommen kann. Und in welchem Gebäude. Der denkmalgeschützte Altbau reicht nämlich nicht aus, um alle Ressorts, die Angebote im ehemaligen Verwaltungssitz schaffen wollen, unter einem Dach zu bündeln. Darum haben die Architekten einen Anbau vorgesehen – und wird es nicht nur Jahre dauern, bis das Projekt abgeschlossen ist, sondern auch Millionen kosten.
Das historische Backsteingebäude ist etwas Besonderes. Matthias Rottmann sagt das mehrmals. Der Planer hebt mal die Bauweise hervor, mal die Lage. Er spricht von einer Scharnierfunktion, die das frühere Rathaus hat. Rottmann veranschaulicht mit einer Grafik, was er meint: unten die geplanten Schulen, oben das Quartier, das es längst gibt – und dazwischen der ehemalige Verwaltungssitz. Für ihn steht er genau richtig, um den alten Ortskern mit dem neuen Campus zu verbinden. Und um in alle Richtungen zu wirken. Pfeile gehen vom Rathaus aus. Zentraler, meint Rottmann, kann der Standort eines Gebäudes nicht sein, das zum Quartierszentrum werden soll.
Der Architekt arbeitet für De zwarte Hond. Erst hat das niederländische Büro den Campus-Plan entworfen, nun entwickelt es das Rathaus-Konzept. Im Frühjahr 2023 hat es angefangen, sämtliche Behörden, die Interesse am Standort gezeigt haben, auf dem Grundstück an der Landrat-Christians-Straße zu verteilen. Fünf sind es: Inneres, Gesundheit, Soziales, Kultur, Bildung. Und damit so unterschiedliche, dass Rottmann einen Komplex vorstellt, der Eingänge zu allen Seiten hat – damit nicht etwa Eltern, die mit ihrem Kind zu einer medizinischen Sprechstunde wollen, erst einmal an Einsatzkräften des Ordnungsdienstes vorbeimüssen, die ebenfalls im Haus arbeiten sollen. Oder umgekehrt.

Rottmann hat Grundriss- und Querschnittspläne, auf denen zu sehen ist, wo was im Quartierszentrum hinsoll. Das geplante Polizeirevier inklusive der Nordbremer Ordnungsdienstzentrale ist im Altbau vorgesehen, und zwar in der linken Hälfte. An dieser Gebäudeseite wollen die Architekten einen neuen Eingang schaffen. Das Hauptportal soll dagegen zu einem Bildungszentrum führen, das sich teilweise in den Anbau erstreckt, der an der rechten Seite geplant ist. Dort ist auch der Zugang zu einem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst eingezeichnet. Und an der Rückseite sollen Besucher später in die neue Stadtteilbibliothek gelangen. Auf den Zeichnungen hat sie zwei Etagen.
Der Architekt nennt keine Quadratmeterzahlen, aber nach den ersten Entwürfen, die er vorstellt, ist der Anbau ähnlich groß wie der Altbau. Auch er kommt auf drei Geschosse. Und auch er soll ein Treppenhaus und einen Fahrstuhl für Besucher bekommen. Die Planer haben den Neubau so angeordnet, dass er parallel zum Durchgang steht, der neu geschaffen werden soll, damit Fußgänger und Radfahrer, die vom Blumenthaler Marktplatz kommen, gleich aufs Campus-Gelände im Kämmerei-Quartier können. Dafür soll der Flachdachbau, der rechts an den früheren Sitz der Stadtteilverwaltung grenzt und mal die Bibliothek des Stadtteils war, abgerissen werden.
Auf Rottmanns Skizzen, Plänen und Computerbildern ist der Neubau wie ein Platzhalter dargestellt – ohne Konturen, einfach ein rechtwinkliger, weißer Klotz. Um Form, Farbe, Fassade und Fenster werden sich ihm zufolge andere Architekten kümmern. Das, sagt er, ist ein eigenständiger Planungsprozess. Wann er losgeht, darüber kann Rottmann nach eigenem Bekunden nur spekulieren. Genauso wie Oliver Fröhlich. Der Chef der Stadtteilverwaltung hofft, dass der Umbau des Altbaus und der Bau des Neubaus noch in den nächsten sechs Jahren abgeschlossen werden. Dann ist Fröhlich zehn Jahre im Amt und die nächste Ortsamtsleiterwahl in Blumenthal.

Historisch, zentral gelegen, leer: Aus dem früheren Rathaus in Blumenthal soll ein Quartierszentrum werden, in dem es Angebote von fünf Behörden gibt.
Hanna Augustin will weder spekulieren noch von Hoffnungen sprechen, sondern ausschließlich sagen, was ist. Und momentan, meint die Stadtumbauplanerin, gehört das Rathaus-Projekt zu den wichtigsten Vorhaben, um das Stadtteilzentrum voranzubringen. Dass die Planungen noch nie so weit und deren Umsetzung noch nie so aussichtsreich waren wie jetzt, hat mit der Sanierung des Ortskerns zu tun – und damit, dass Zuschüsse des Bundes abgerufen werden können. Wie teuer Um- und Anbau werden, wurde nie genau beziffert. Bis jetzt. Nach Augustins Rechnung sind für alles zusammen 15,5 Millionen Euro veranschlagt. Stand heute.