Mit der Situation des Klinikums, der Praxisdichte in den Quartieren und den Corona-Zahlen haben sich die Nordbremer Beiräte schon oft beschäftigt. Auch jetzt wieder. Diesmal war allerdings einiges anders als sonst: Die Stadtteilparlamente debattierten nicht einzeln, sondern gemeinsam – und Auskunft gaben nicht Sachbearbeiter, sondern Krankenhausdirektoren, die Finanzchefin des Klinikverbundes und die Gesundheitssenatorin. Was Claudia Bernhard (Linke) bei einer Konferenz des Regionalausschusses ankündigte, stimmte manche Beiratspolitiker zuversichtlicher als gedacht.
Entwicklung des Klinikums: Die Beiräte wollen, was auch die Krankenhausleitung will: das Leistungsspektrum der sogenannten Schwerpunktklinik ausbauen. Der SPD geht es dabei vor allem um die Kardiologie. Die wollen die Sozialdemokraten schon lange erweitern. Vor Jahren gab es auf ihre Initiative erst eine Anfrage an den Senat, dann einen Dringlichkeitsantrag, die Behandlung von Patienten mit Herzproblemen nicht vorrangig dem Klinikum Links der Weser zu überlassen, dessen kardiologische Abteilung mehr Möglichkeiten bietet als die Nordbremer.
Die Argumente von damals sind dieselben wie heute: Es geht um Zeit. Stadtteilpolitiker gehen davon aus, dass die Fahrt mit dem Rettungswagen in die Innenstadt zu lange dauert – und Nordbremer, die einen Infarkt haben, darum im Krankenhaus an der Hammersbecker Straße besser aufgehoben sind. Genauso wie werdende Mütter, bei denen das Kind vor dem errechneten Geburtstermin kommt. Deshalb setzen sich Beiratsvertreter dafür ein, dass die Frühchenstation des Klinikums nicht verkleinert wird, wie es bisher geplant ist.
Für Gesundheitssenatorin Bernhard sind beide Themen brennende Themen. Ihr zufolge soll deshalb im Fall der Kardiologie jetzt gemacht werden, was im Fall der Frühchenstation schon geschieht: eine Prüfung der Sachlage. Die Ressortchefin will Zahlen vom Verbund, aus denen hervorgeht, wie oft Infarkt-Patienten am Klinikum Nord vorbeigefahren werden. Und sie will klären, ob diese Ziffer mit dem vorgegebenen Mindestaufkommen an Behandlungen übereinstimmt. Für Februar kündigte Bernhard ein weiteres Treffen mit den Stadteilpolitikern an. Dann soll auch klar sein, was aus der Frühchenstation wird.
Zahl der Praxen: Immer wieder berichten Ärzte davon, keinen Nachfolger zu finden – und passiert es, dass niedergelassene Mediziner in einen anderen Teil der Stadt umziehen und ihren Praxissitz mitnehmen. Mit der Folge, dass die Zahl der Ärzte im Norden sinkt. Davon gehen jedenfalls Florian Boehlke und Heiko Dornstedt aus. Der Burglesumer und der Vegesacker Ortsamtsleiter erklärten im Ausschuss das Problem zu einem immer größer werdenden Problem. Ihnen zufolge sind mittlerweile sämtliche Nordbremer Stadtteile betroffen und alle medizinischen Ausrichtungen.
Die beiden Ortsamtsleiter sprechen von Hausärzten, die fehlen, von Amtsärzten und Fachärzten. Laut Dornstedt ist zuletzt die Zahl der Lungenspezialisten in Vegesack mit einem Schlag um ein Drittel gesunken, weil ein Mediziner einer Gemeinschaftspraxis entschieden hat, den Stadtteil zu wechseln. Für ihn und Boehlke kann es nicht sein, dass mit den Ärzten, die den Standort verlassen, automatisch auch der Praxissitz für einen Stadtteil verloren geht. Und dass in solchen Fällen von der Kassenärztlichen Vereinigung kein Ersatz geschaffen wird.
Das bedauert auch Bernhard. Die Gesundheitssenatorin setzt deshalb auf einen Wechsel an der Spitze der Dachorganisation der Vertragsärzte. Und darauf, dass die neuen Entscheider unter Umständen mittragen, was sich die Behördenchefin vorstellen kann: dass die Vereinigung nicht allein darauf schaut, wie die Versorgungslage bremenweit ist, sondern stadtteilweit. Dass sie weitere Anreize schafft, damit sich Mediziner nicht nur gern in der City niederlassen, sondern auch in den Randgebieten. Und dass sie sich dafür einsetzt, dass Standortwechsel von Ärzten keine Lücken reißen.
Corona-Statistik: Über Monate haben sich Beiräte dafür eingesetzt, dass die Gesundheitsbehörde nicht nur Corona-Fallzahlen für Bremen nennt, sondern für jeden Stadtteil. Jetzt gibt es diese Zahlen, doch zufrieden sind manche Kommunalpolitiker trotzdem nicht. Sie finden, dass das Ressort öfter als alle zwei Wochen sagen muss, wie sich die Pandemie in Vegesack, Blumenthal und Burglesum auswirkt. Und sie halten es für zwingend notwendig, dass die Behörde dabei auch den Verlauf beschreibt.
Behördenchefin Bernhard sagte den Beiratsvertretern, dass mit den Stadtteilzahlen jetzt erst einmal ein Anfang gemacht wurde. Sie versprach zu prüfen, ob aus der zweiwöchigen nicht eine einwöchige Statistik werden kann. Einen Termin, wann es damit so weit sein könnte, nannte sie nicht.