Die Wagennummer 4501 trägt das Fahrzeug nicht ohne Grund. Denn es ist das erste, das der spanische Hersteller Irizar an die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) geliefert hat. Weitere 14 des Typs Iebus 18 werden in den kommenden Wochen folgen. Eingesetzt werden die Elektrobusse ausschließlich auf den 90er-Linien.
Erfahrungen mit Elektrobussen sammelt die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) bereits seit einigen Jahren. Aktuell umfasst der Fuhrpark 20 sogenannte Solo-Fahrzeuge, die unter anderem auf den Linien 31, 33 und 34 im Bremer Osten unterwegs sind. "Mit dem Irizar Iebus 18 haben wir nun den ersten elektrischen Gelenkbus auf dem Hof", sagt Carsten Peters, der sich bei der BSAG um die Beschaffung von Bussen kümmert.
Kameras statt Spiegel
Und der unterscheidet sich deutlich von anderen Modellen, die in der Hansestadt unterwegs sind. So sind außen statt Spiegel Kameras angebracht. Die verfügen sowohl über einen Weitwinkel als auch über einen Nahbereich. "Im Gegensatz zu einem normalen Spiegel ist die Sicht bei diesem System viel, viel besser", betont er. Dazu trage auch eine Kamera bei, die einen Blick vor das Fahrzeug gewährt. "Bei einem Bus braucht es die – anders als bei einem Lkw – aber nicht zwingend, weil das Fenster relativ weit hinuntergeht", erklärt Peters. Eingebaut hat Irizar diesen sogenannten Schulbusspiegel aber trotzdem. In erster Linie sollen damit Unfälle mit Kindern vermieden werden, die ansonsten für das Fahrpersonal gegebenenfalls nicht sichtbar sind.
Und weil sich das einen besseren Schutz gewünscht hat, haben die Busse eine geschlossene Fahrerkabine. "Dadurch können die Kolleginnen und Kollegen nicht mehr angespuckt werden", erklärt Peters. Zudem könne auch nicht mehr in die Kabine hineingegriffen werden. Fahrkarten verkaufen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber nach wie vor. Um das zu ermöglichen, wurden kleinere Bereiche offengelassen.
Im Gegensatz zu älteren Fahrzeugen sind beim Iebus 18 auch die Sonderflächen deutlich großzügiger gestaltet. So gibt es im hinteren Teil einen weiteren Bereich, der für Kinderwagen, Fahrräder oder Gepäckstücke vorgesehen ist. "Das wird wahrscheinlich in Zukunft auch der Standard sein", so Peters. "Grund hierfür ist, dass wir nicht mehr einen einzigen Rollstuhl oder einen einzigen Kinderwagen befördern, sondern von beidem gleich zwei. Und dazu noch einen Rollator."
Besonders sei aber auch, dass die Verkehrsbetriebe nun erstmals seit 2013 gleich 15 Fahrzeuge von einem Hersteller bekommen, der zuvor noch nicht an die Weser geliefert hat. Aktuell besteht die Flotte nämlich vor allem aus Mercedes-Bussen.
Keine Umgewöhnung
Trotz der Tatsache, dass der Iebus 18 einige Besonderheiten aufweist, hat er auch etliche Gemeinsamkeiten mit anderen Fahrzeugen der BSAG. Das habe den Vorteil, dass sich sowohl Fahrerinnen und Fahrer als auch Fahrgäste nicht groß umgewöhnen müssten. Deshalb befände sich zum Beispiel die Fläche für Kinderwagen und Rollstühle genau an der Stelle, an der sie auch in den Mercedes-Bussen zu finden ist. Und das gelte auch für sämtliche Schalter im Cockpit.
Auch wenn das Fahrzeug bereits angemeldet ist, fährt es noch nicht im Linienbetrieb. Bevor das der Fall ist, muss unter anderem das Personal geschult werden. Und weil das zum ersten Mal einen Bus von Irizar lenkt, dauert die Einweisung auch länger als bei einem Fahrzeug von Mercedes.
Zudem müssen noch kleinere Fehler behoben werden. Dazu zählt etwa die Kasse, die bei der Fahrt noch ziemlich quietscht. Ungewöhnlich sei so etwas aber nicht. "Die Beschaffung von Bussen ist einfach aufwendiger als der Kauf eines Autos", sagt er. Bei dem könnten einfach verschiedene Module ausgewählt werden. Ein Bus dagegen wird nach den Vorgaben des jeweiligen Verkehrsunternehmens gebaut. "Jeder Betrieb in Deutschland hat so seine Eigenheit. Und wir haben mit dem Lift für Rollstuhlfahrer eine ganz besondere", so Peters. Ihm sei weder in der Bundesrepublik noch in Europa ein anderes Unternehmen bekannt, das auf einen solchen Lift setzt. Eine Klapprampe, wie die meisten Busse anderer Unternehmen, hat der Irizar aber auch.
Neben den 15 Iebus 18 bekommt die BSAG auch noch 35 Elektrogelenkbusse von Mercedes. Auch die werden allesamt nördlich der Lesum eingesetzt. Wann die Fahrzeuge erstmals Fahrgäste von A nach B bringen, steht aber noch nicht genau fest. Voraussichtlich Mitte Mai wird der letzte Bus in Bremen ankommen. Zeitgleich soll auch der Umbau des Betriebshofes in Blumenthal, der damit für den E-Bus-Betrieb fit gemacht wird, abgeschlossen werden. Kurz danach können sich die ersten Fahrzeuge von der Ermlandstraße aus auf den Weg durch den Norden der Stadt machen.