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Kinderbetreuung in Bremen-Nord Projekt der Behörde für Kinder und Bildung: Tageseltern in die Kita

Mit der Kindertagespflegeoffensive will die Bildungsbehörde den Personalengpass in Kitas lindern. Wie erfolgreich das Projekt ist und welche Hürden es für die Absolventen gibt.
14.02.2024, 18:00 Uhr
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Projekt der Behörde für Kinder und Bildung: Tageseltern in die Kita
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Um den Personalengpass in Kindergärten zu entschärfen, hat die Behörde vor gut einem Jahr die sogenannte Kindertagespflegeoffensive gestartet. Die ermöglicht es Tagesmüttern und -vätern, als Zweitkraft auch in einer Kita zu arbeiten. Wie das Projekt im Bremer Norden läuft, ein Überblick.

Wie viele Kindertagespflegepersonen im Bremer Norden bisher ausgebildet wurden.

Nach den Worten von Patricia Brandt haben bisher rund 30 Personen an der Weiterbildung teilgenommen. "In Bremen Nord ist ein Kursus am 7. Februar geendet – von den 16 Teilnehmerinnen haben 14 die Prüfung bestanden", sagt die Sprecherin von Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD). "Ein weiterer Kursus mit 17 Teilnehmerinnen in Bremen-Nord ist im Oktober 2023 gestartet und läuft bis Juni/Juli 2024."  

Wer die Kurse im Bremer Norden anbietet

Laut der Behörde gibt es zwei Träger im Norden der Stadt, die die Grundqualifizierung zur Kindertagespflegeperson anbieten. Einer davon ist die gemeinnützige Hansea Sana GmbH aus Blumenthal. "Ich finde es total wichtig, dass wir nicht nur auf den Kita-Ausbau schauen, sondern auch, wie wir zügig qualifizierte Fachkräfte ausbilden", sagt Hansea-Sana-Geschäftsführerin Yvonne Riegel. Zwar seien die keine staatlich anerkannten Erzieherinnen beziehungsweise Erzieher, aber ein Anfang sei getan. "Die Teilnehmerinnen besitzen Grundkenntnisse, sodass sie entweder als Zweitkraft in einem Kindergarten oder als Tagesmutter zu Hause arbeiten können", erklärt sie. Damit würden sie bereits für Entlastung in der Kinderbetreuung sorgen. Zudem bestehe für die Absolventen jederzeit die Möglichkeit, sich weiterzubilden.

Wie die Ausbildung abläuft

Alles in allem umfasst die Grundqualifizierung 300 Unterrichtsstunden. Dazu gehören neben einem Praktikum, das mindestens 80 Stunden umfassen muss, auch Theorieeinheiten zu verschiedenen Themen. Aufgegriffen werden dabei etwa Kinderrechte und Kinderschutz, die Eingewöhnung von Mädchen und Jungen in eine Gruppe sowie Hygiene, Ernährung und Gesundheit in der Einrichtung. "Damit wir zügig neue Fachkräfte bekommen, haben wir die Zeit – bei gleicher Stundenzahl – etwas verkürzt", erzählt Riegel. "Die Teilnehmerinnen sind an drei Tagen in der Woche zu uns gekommen."

Die Ausbildung selbst ist in zwei Abschnitte unterteilt: Neben einer tätigkeitsvorbereitenden gibt es auch eine tätigkeitsbegleitende Phase. Ist der erste Teil abgeschlossen, steht für die Auszubildenden ein Kolloquium an. Außerdem muss ein Konzept erstellt werden. "Danach gehen sie schon in die Betreuung", schildert die Geschäftsführerin. "Das heißt, die Teilnehmerinnen können dann schon von den Kindertagesstätten angestellt werden. Damit sie dort auch arbeiten dürfen, bekommen sie eine vorläufige Pflegeerlaubnis." Parallel dazu werden die angehenden Kindertagespflegepersonen weiter geschult.

Doch bevor Interessierte mit der Ausbildung beginnen können, muss zunächst ihre Eignung für die Arbeit mit Kindern festgestellt werden. Dafür zuständig ist die gemeinnützige Gesellschaft Pflegekinder in Bremen.

Wie viele der Absolventinnen in einer Kita tätig sind

Etwa die Hälfte arbeitet Brandt zufolge mittlerweile in Spielkreisen, Krippen und Kitas. Ein Viertel befände sich aktuell in laufenden Bewerbungsprozessen, ein weiteres Viertel habe sich beruflich anderweitig orientiert.

Wie schwer es für Absolventinnen ist, einen Arbeitsplatz in einer Kita zu finden

"Im Rahmen der Kindertagespflegeoffensive wurde die Richtlinie für den Betrieb von Tageseinrichtungen für Kinder im Land Bremen angepasst, sodass Kindertagespflegepersonen seitdem nicht nur in Elementargruppen, sondern auch in Krippengruppen als Zweitkraft eingesetzt werden dürfen", erläutert Brandt. Damit habe man dieser Zielgruppe die Möglichkeit eröffnet, sich auf alle offenen Stellenangebote für Zweitkräfte zu bewerben. "Gleichwohl gibt es auch erhebliche Vorbehalte, da es sich bei der Qualifizierung zur Kindertagespflegeperson um keine abgeschlossene Berufsausbildung handelt", sagt die Sprecherin. Trotzdem hätten von den 14 Teilnehmerinnen, die die Prüfung vor einigen Tagen bestanden haben, acht schon einen Tag später einen Arbeitsvertrag gehabt.

Dass es für die Auszubildenden nicht ganz einfach ist, einen Arbeitsplatz zu finden, weiß auch Yvonne Riegel. Einen Teil der Absolventen setzt sie in ihren Einrichtungen, den Vegespatzen und den Bremer Wolle Kids, ein. Der andere sucht zum Teil aber noch. "Es gibt viele Hemmnisse", sagt sie. "Dabei sind das tolle, fähige Frauen, die einen pädagogischen Abschluss haben."

Wie es mit dem Projekt weitergeht

Die Nachfrage nach weiteren Schulungsangeboten ist der Behörde zufolge groß. Deshalb sei man aktuell dabei, weitere Kurse zu terminieren. "Ziel der Kindertagespflegeoffensive ist es, auch Menschen in Beschäftigung zu bringen, die seit vielen Jahren bei uns sind und sich gerne einbringen wollen, denen hierzu aber noch die formalen Voraussetzungen fehlen, die aber vielfach in ihren Ursprungsländern im Bereich der Kinderbetreuung aktiv waren und deshalb vielfältige Erfahrungen mitbringen", erläutert Brandt.

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