Es ist schön, dass Nordbremer Politiker und Ortsamtsleiter jetzt noch mal unisono für den Blumenthaler Schulcampus werben und seine Wichtigkeit hervorheben – aber auch schade, dass sie glauben, das überhaupt machen zu müssen. Und damit am Ende deutlich machen: Auf nichts ist Verlass in Bremen. Nicht mal darauf, dass eines der größten Projekte der Bildungsbehörde auf der Prioritätenliste des Senats bleibt. So wie es die Politiker und Ortsamtsleiter wollen. Es wäre fatal, wenn es anders käme. Nicht nur für den nördlichsten Stadtteil. Aber vor allem für ihn.
Die Parteivertreter sagen, dass es das Bündnis für den Campus im Kämmerei-Quartier aus Vorsorge gibt. Man könnte es auch anders nennen: aus Misstrauen. Was in diesem Fall besonders schwer wiegt, weil zu diesen Politikern hauptsächlich Mitglieder der SPD und damit einer Regierungspartei gehören. Weil manche von ihnen erklärt haben, dass die Senatsspitze vor den Haushaltsverhandlungen versicherte, nicht oder so gut wie nicht in Blumenthal zu sparen, wenn denn schon gespart werden muss. Weil die Behörden längst damit begonnen haben, den Campus umzusetzen. Und weil Beiratspolitiker angekündigt haben, künftig mehr mit Blumenthalern darüber zu sprechen, was gerade alles im Stadtteil passiert, um ihn voranzubringen. Ihr Kalkül dabei: Gibt es weniger Bewohner, die sich – wie so häufig – abgehängt fühlen, sinkt auch der hohe AfD-Stimmenanteil.
Die Diskussion über die Priorität des Campus zeigt, dass der Senat eigentlich noch eine ganz andere Debatte führen müsste. Darüber nämlich, wie viel eine Aus- oder Zusage von ihm eigentlich noch wert ist. Vielleicht sollte es beim Großprojekt im Kämmerei-Quartier deshalb nicht bloß um klassische Bildung gehen, sondern auch um Vertrauensbildung.