Seit Jahren wird der Blumenthaler Campus geplant und ein erstes Gebäude zur Schule umgebaut – jetzt gibt es ein Bündnis, das es so für das momentan größte Projekt der Bildungsbehörde noch nicht gegeben hat: Abgeordnete von Regierungs- und Oppositionsparteien wollen, dass das Vorhaben mit fünf Schulen und mehreren Handwerksbetrieben ganz oben auf der Prioritätenliste der Landesregierung bleibt. Und nicht am Ende wegen Spardrucks weiter nach unten rutscht. Oder ganz von ihr gestrichen wird. Auch alle drei Nordbremer Ortsamtsleiter setzen sich ein. Sie haben eine E-Mail geschrieben, die an viele Adressaten gegangen ist.
Die Post von den Chefs der Blumenthaler, Burglesumer und Vegesacker Stadtteilverwaltungen ist vor Kurzem verschickt worden. Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) hat sie bekommen, sein Stellvertreter Björn Fecker (Grüne), Bildungssenatorin Sascha Aulepp (ebenfalls SPD) sowie der Präses der Handels- und der Chef der Handwerkskammer. Die Ortsamtsleiter schreiben, froh darüber zu sein, dass sich die Mitglieder des Rundes Tisches, der sich mit dem Campus im Kämmerei-Quartier befasst, zum Großvorhaben bekannt haben. Und dass dessen Entscheidungen für den Norden wichtig sind. Von erheblicher Strahlkraft des Projektes ist die Rede. Aber auch von neuen Perspektiven für die Menschen in den drei Stadtteilen. Die Absender erklären, sich darauf zu freuen, bald weitere Phasen des Vorhabens angehen zu können.
Ute Reimers-Bruns kennt das Schreiben. Die Bürgerschaftsabgeordnete und Nordbremer SPD-Chefin gehört zu denen, die sich dafür ausgesprochen haben, dass die drei Stadtteile unbedingt zeigen, eine klare Erwartungshaltung beim Campus-Projekt zu haben. Und die finden, dass es wegen des Spardrucks auf keinen Fall passieren darf, dass es am Ende doch anders kommt, als bisher angekündigt wird. Ihr zufolge treffen sich Nordbremer Abgeordnete von CDU und SPD immer wieder mit dem Senatsbeauftragten Martin Prange, um gemeinsam darüber zu beraten, was für Blumenthal, Burglesum und Vegesack wichtig wird – und um zugleich Strategien zu entwickeln, damit der Norden nach Möglichkeit auch bekommt, was er ihrer Meinung nach braucht. Wie einen Standort für vier Berufsschulen und eine zusätzliche Oberschule plus Gewerbe.

Hofft, dass der Blumenthaler Campus die Prioriät beim Senat behält: SPD-Politikerin Ute Reimers-Bruns.
Laut Reimers-Bruns hat der Senat zwar nicht gesagt, dass das Projekt künftig weniger Priorität haben könnte, als es das bisher bei ihm hat – dennoch wollen die Nordbremer Politiker vorsorglich reagieren. Was mit den Haushaltsverhandlungen zu tun hat, aber auch mit Erfahrungen, die sie nach den Worten der SPD-Abgeordneten immer mal wieder machen mussten: Dass Nordbremer Vorhaben als wichtig angesehen werden, aber manchmal dann doch andere, die dichter am Zentrum liegen, noch wichtiger werden. Das Blumenthaler Bildungsprojekt ist nicht das einzige, das für die Landesregierung derzeit Vorrang hat. Auch der geplante Klima-Campus in der Überseestadt steht ganz oben auf ihrer Liste. Mit ihm soll unter anderem die Transformation der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit vorangetrieben werden.
Und weil nach Ansicht von Reimers-Bruns beide Vorhaben gleichermaßen bedeutend sind, muss auch jedes von ihnen umgesetzt werden. Und zwar so wie geplant: also bevorzugt. Die Bürgerschaftsabgeordnete kündigt an, dass darauf demnächst auch die Nordbremer Beiräte dringen werden. Nach ihren Angaben ist die SPD-Fraktion des Blumenthaler Stadtteilparlamentes gerade dabei, für eine der nächsten Sitzungen einen Antrag vorzubereiten, bei dem es genau darum gehen soll, worum es zuvor bei der E-Mail der drei Ortsamtsleiter gegangen ist: ums Flaggezeigen für den Campus, damit er so gebaut wird, wie es auf den Plänen von Architekten des niederländischen Büros De zwarte Hond zu sehen ist – ohne Abstriche und möglichst ohne weitere Verzögerungen. Der Umbau des ersten Schulgebäudes hat sich schon um einen Sommer verspätet.
Fünfeinhalb Jahre ist es inzwischen her, dass Planer zum ersten Mal im Beirat gezeigt haben, wie aus dem Industriestandort der Woll-Kämmerei ein Bildungsstandort werden könnte. Und welche Chancen der Campus bietet, das Blumenthaler Zentrum voranzubringen, das später zum Sanierungsgebiet geworden ist. Inzwischen sind die meisten leer stehenden Lagerhallen auf dem Gelände direkt an der Weser abgerissen, um Platz für mehr Klassen zu schaffen. Bisher ist eine einzige Campus-Schule im Bau. 2026 soll sie fertig werden und 2028 ein Anbau. Beide Projekte sind zuletzt mit 41 Millionen Euro veranschlagt worden. Über die Finanzierung der anderen Schulen wird noch diskutiert.