Zweieinhalb Monate ist es her, dass Architekten einen überarbeiteten Rahmenplan vorgestellt haben, wo im Kämmerei-Quartier die Neubauten für den Campus vorgesehen sind – und welche Altbauten genutzt werden sollen. Doch so problemlos, wie die Planer das Konzept präsentierten, ist die Sache nicht. Weil erst fünf, dann vier und jetzt wieder fünf Schulen auf dem Blumenthaler Gelände geplant sind, kam zuletzt ein historischer Industriebau hinzu, der vorher nicht als Unterrichtsgebäude vorgesehen war. Und der weder leer ist noch der Stadt gehört.
Das Gebäude, um das es geht, steht neben der Kindertagesstätte Wolle Kids und grenzt an die Straße An der Woll-Kämmerei, der Hauptachse im Quartier. Eine GbR hat es vor 14 Jahren gekauft und aus ihm einen Oldtimerspeicher gemacht. 15.000 Quadratmeter stehen bereit, um historische Fahrzeuge unterzustellen. Es gibt eine Werkstatt und einen An- und Verkaufsbereich. Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts wird von Carsten Klapproth und Heiko Waschmann vertreten. Und mit beiden sind jetzt Entscheider der Wirtschaftsförderung, die für mehrere Kämmerei-Gebäude zuständig ist, in Verhandlungen.
Worüber im Detail gesprochen wird, sagen weder Klapproth noch Andrea Bischoff. Nur so viel gibt die Sprecherin der Wirtschaftsförderung preis: Dass die Gespräche schon länger dauern – und dass es mit dem Standort-Vermarkter nicht abgesprochen war, einen Plan für einen Campus öffentlich zu präsentieren, in dem der mehrgeschossige Klinkerbau als Schulbau eingezeichnet ist. Dass es den Plan gibt, wusste die Wirtschaftsförderung. Schließlich, sagt Bischoff, würden ja sonst keine Verhandlungen mit den Eigentümern geführt, damit aus dem Oldtimerspeicher eventuell eine Schule wird.
Dass es am Ende anders kommen könnte, weiß auch Patricia Brandt. Nach den Worten der Sprecherin von Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) ist der Oldtimerspeicher lediglich als eine Möglichkeit in die Schulstandortplanung einbezogen worden. Ob daraus eine konkrete Planungsvariante werden kann, setzt ihr zufolge noch zahlreiche weitere Klärungen voraus. Welche das sind, lässt sie offen. Genauso wie den Grund dafür, warum die Behörde ein Gebäude als Option sieht, das anderweitig genutzt wird und nicht der Stadt gehört – und unklar ist, wie die Verhandlungen enden.
Über deren Ausgang wird seit Längerem in Blumenthal spekuliert. Und auch darüber gesprochen, warum auf einmal der Oldtimerspeicher als Schulstandort vorgeschlagen wurde. Die Rede ist davon, dass die Stadt den Kaufvertrag rückgängig machen will, weil Auflagen nicht erfüllt sein sollen. Ob das tatsächlich so ist, wird von der Wirtschaftsförderung weder bestätigt noch dementiert. Sprecherin Bischoff sagt nur, dass sich das Unternehmen an Gerüchten nicht beteiligt. Eigentümer Klapproth hat angekündigt, zu den Verhandlungen erst etwas zu sagen, wenn sie abgeschlossen sind.
Dass sein Gebäude für die Stadt in den Fokus gerückt ist, hat nach Ansicht von Politikern mit der Dimension des Campus zu tun: Es gibt, argumentieren sie, immer weniger Plätze und Gebäude im Quartier, die als Standort für eine weitere Schule infrage kommen. Laut Plan ist der Oldtimerspeicher die Schule Nummer fünf und für die Metall- und Elektrotechnik-Schüler aus Vegesack vorgesehen. Auf den Campus kommen außerdem das Blumenthaler Schulzentrum, eine neue Oberschule, die Metalltechnik-Schüler aus Oslebshausen und die Berufsschule für Bautechnik und Baugestaltung, die jetzt an der Alwin-Lonke-Straße ist.
Noch nicht eingerechnet haben die Architekten die neue Willkommensschule für den Bremer Norden. Sie wäre die sechste Schule auf dem Gelände. Nach den Prognosen der Planer wird es mindestens elf Jahre dauern, bis alle Schulen auf dem Campus sind.