Über Monate hat Jan-Gerd Kröger ausgelotet, ob er beim Bau einer seit Langem geplanten Turnhalle im Kämmerei-Quartier einsteigt oder nicht – inzwischen hat sich der Rönnebecker Unternehmer entschieden: gegen das Millionenprojekt. Mit der Folge, dass die Bildungsbehörde, die bereits einen Mietvertrag für das Mehrzweckgebäude unterzeichnet hatte, zwangsläufig anders planen muss. Und jetzt den Bau einer neuen Halle an einem neuen Standort auf dem Gelände favorisiert. Zusätzlich zu einer zweiten.
Kröger hat immer gesagt, dass der Bau der Halle, die ursprünglich der Farger Verein für Turn und Tanz umsetzen wollte, mit vielen Förderauflagen verbunden ist. So vielen, dass der Firmenchef eine Entscheidung mehrmals vertagte – und nun eben von dem Vorhaben lässt. Er sagt, dass die Zuschussoptionen nicht zielführend waren. Und dass in Absprache mit allen Beteiligten das Projekt beendet wurde. Das Bildungsressort hatte ihn im Vorjahr gefragt, ob er es übernimmt, nachdem es für die Farger Sportler zu teuer geworden war. Inzwischen ist der Vertrag, den sie mit der Behörde geschlossen haben, gelöst und ihre Grundstücksreservierung zurückgenommen.
Die neuen Pläne der Behörde sehen eine Halle vor, die größer ist als die, die zuletzt vom Verein geplant worden war. Statt ebenerdig soll sie doppelstöckig werden. Und statt drei Sportfelder sind doppelt so viele vorgesehen. Das hat jetzt Patricia Brandt, Sprecherin von Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD), auf Nachfrage mitgeteilt. Und auch, dass mit der neuen Halle der Unterrichtsbedarf von zunächst zwei Schulen des geplanten Bildungscampus im Kämmerei-Quartier gedeckt werden soll: des Blumenthaler Schulzentrums, das ins sogenannte Sortiergebäude plus Anbau umziehen soll, und der neuen Blumenthaler Oberschule.

Hat vom Turnhallenprojekt im Kämmerei-Quartier jetzt Abstand genommen: Bauunternehmer Jan-Gerd Kröger.
Nach dem Konzept des Ressorts soll die Halle hinter dem früheren Blumenthaler Rathaus gebaut werden, wo jetzt noch Lagerhallen stehen. Im nächsten Jahr, so der Zeitplan, könnten sie abgerissen und im übernächsten mit den Neubauarbeiten begonnen werden. Und weil die beiden ersten Campusschulen schon früher starten – das Schulzentrum im kommenden Jahr, die Oberschule in diesem – muss zuvor eine Behelfslösung her. Nach Brandts Worten ist erst einmal eine einfache Hallenkonstruktion geplant, die durch Mobilbauten ergänzt werden soll. Auch der Unterricht in der neuen Blumenthaler Oberschule beginnt zunächst in Containerklassen.
Wo deren endgültiger Standort sein wird, steht inzwischen fest – wo die Interimshalle hinsoll, dagegen nicht. Nach Angaben von Behördenmitarbeiterin Brandt soll die Oberschule neben dem Verwaltungsgebäude des Sortiergebäudes gebaut werden. Und sind Planer noch dabei, das Terrain für die Sporthalle auf Zeit zu sondieren. Ihr zufolge werden Vorschläge von der Wirtschaftsförderung erwartet. Sie ist es auch, die den bisherigen Abriss von Hallen im Kämmerei-Quartier koordiniert hat, die den Umbau des Sortiergebäudes leitet und an Konzepten für eine weitere Turnhalle im Kämmerei-Quartier arbeitet.
Mit einer doppelstöckigen Mehrfeldhalle ist es nämlich nicht getan. Die Bildungsbehörde geht von mehreren Tausend Schülern aus, wenn der Campus, der vier Schulen vorsieht, irgendwann fertig ist. Und da alle Klassen in Sport unterrichtet werden sollen, muss eben eine zusätzliche Halle her. Darum soll auch das Gebäude 56, das an der Straße Zum Kammstuhl des Kämmerei-Quartiers liegt, zu einer Turnhalle werden. Jedenfalls zum Teil. Nach den Plänen, die zuletzt von Planern der Wirtschaftsförderung vorgestellt wurden, sind in dem Klinkerbau auch eine Mensa und optional ein sogenannter Handwerkerhof vorgesehen.

Das Gebäude 56: Hinter der Fassade des Altbaus ist ein Neubau mit Turnhalle geplant.
Der Zustand des Gebäudes ist so schlecht, dass von ihm nur die Fassade erhalten bleiben soll – und hinter ihr ein Neubau geplant ist. Von einem Haus im Haus ist die Rede. Küche und Kantine sollen ins Erdgeschoss, die Turnhalle ins Obergeschoss. So haben es Projektentwickler der Bildungsbehörde und der Wirtschaftsförderung den Blumenthaler Beiratsfraktionen im Vorjahr skizziert. Wann mit dem Projekt begonnen wird, ist offen. Laut Ressortsprecherin Brandt hängt das davon ab, wann die Planungen für die beiden nächsten Schulen starten. Nach Einschätzung von Planern wird der Campus nicht vor 2030 fertig.